Ruminien. (Juni 2.—August 12.) 1191
2. Juni. Der Ministerrat beschließt, weiter in der Neutralität
zu verharren.
3. Juni. Spaltung der konservativen Partei.
Auf dem Parteitag der Konservativen erhielt der bisherige Führer der
Partei Marghiloman mit 216 gegen 99 Stimmen ein Vertrauensvotum,
das damit begründet wird, Marghiloman habe durch seine weise Politik
es verstanden, jede überstürzte Politik in auswärtigen Fragen zu verhindern.
Um jedoch die Einheit der Partei wiederherzustellen, erbat sich Marghiloman
Lahovary als Mitarbeiter. Nun wollte Filipescu, der hinter Lahovary
steht, durchsetzen, daß dieser der eigentliche Parteichef wird. Da der Voll-
zugsausschuß der Partei damit nicht einverstanden war, kam es zur Spal-
tung: Lahovarys spezielle Anhänger sondern sich als besondere Partei-
gruppe ab.
25. Juni. Ein Ministerrat beschäftigt sich mit der inneren
und äußeren Lage.
Der Ministerpräsident beantragt die teilweise Abrüstung der Armee
und die längere Beurlaubung von Soldaten. Der Antrag wird vom
Ministerrat angenommen.
27. Juni. Lahovary, der am 3. Juni zum Führer der Dissidenten-
gruppe der konservativen Partei gewählt wurde, 1.
An dessen Stelle wird am 30. Juni Filipescu zum Führer der
konservativen Dissidentengruppe gewählt.
18. Juli. Der ao. deutsche Botschafter für Konstantinopel, Fürst
Hohenlohe-Langenburg, ist auf dem Weg nach Konstantinopel
in Bukarest eingetroffen und besuchte den Ministerpräsident Bratiann.
Der König hat dem Fürsten im Palais Räume zur Verfügung gestellt.
4. Aug. Das Kabinett beschließt, eine neue Ausgabe von 100
Millionen Francs für Kriegs zwecke.
6. Aug. Delegierte der rumänischen Regierung sind in Wien
eingetroffen, um wegen Getreidelieferungen an die Zentral-
mächte zu unterhandeln.
12. Aug. Der Ministerrat beschließt die Aufhebung des Aus-
fuhrverbots für Getreide und Futtermittel.
Im Anschluß daran werden eine Anzahl Maßnahmen zur Erleichte-
rung und Beschleunigung der Ausfuhr getroffen. Auch sollen neue Magazine
mit einem Kostenaufwand von 10 Millionen erbaut werden. Den Land-
wirten soll insofern geholfen werden, als ihnen die Ernte statt bisher zur
Hälfte jetzt bis zu 60 Prozent vom Werte beliehen wird. Das hierfür er-
forderliche Kapital wird von 100 auf 300 Millionen Lei erhöht. Es werden
folgende in Gold zu zahlende Ausfuhrtaxen erhoben: 600 Lei pro Waggon
für Weizen, Roggen und deren Mehle, Grieß und Graupen; 500 Lei für
Gerste, Hafer und deren Mehle und Graupen; 400 Lei für Mais und Mais-
mehl; 900 Lei für Hülsenfrüchte; 1000 Lei für Leinsamen, Rapssamen,
Anis, Nüsse, Leinöl, Rapsöl und andere vegetabilische Oele; 300 Lei für
Hirse; 200 Lei für Kleie und andere Futterartikel.