Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Vereinigte Staaten ven Nerbamerika und Kauabe. (Januar 21.—29.) 1247 
Tage von Grant und Fish zurückzukommen und zu sehen, daß wir damals 
die Nerven hatten, den Franzosen zu erklären, sie sollten ihre Kriegsschiffe 
von den Eingängen vor unseren Häfen fernehalten und den Handel des 
Landes nicht belästigen, und sie blieben daraufhin weg. Wir sind gewiß 
eine neutrale Macht, aber wir haben doch noch einige Rechte und sollten 
darauf bestehen, daß diese Rechte respektiert werden. 
21. Jan. Der Berliner Vertreter des „Associated Preß“, Sey- 
mour Beach Conger, berichtet über eine Unterredung mit dem deut- 
schen Reichskanzler v. Bethmann Hollweg, in der dieser seinen 
Dank für die amerikanische Hilfsaktion in Belgien ausspricht. 
Näheres s. Beck'sche Chronik des Deutschen Krieges Bd. III S. 26 f. 
22. Jan. (Senat.) Senator Lodge spricht sich erneut gegen 
die Bill über den Ankauf fremder Schiffe aus: 
Er äußert die Meinung, daß das Land hierdurch in die Gefahr eines 
Krieges nicht nur mit England, sondern auch mit Frankreich, Rußland und 
Japan kommen könnte. Ein Ankauf internierter deutscher Schiffe würde 
ein Geschenk von 30 bis 10 Millionen Dollar und eine Unterstützung für 
eine der kriegführenden Parteien bedeuten, die mit der Neutralität un- 
vereinbar wäre und leicht als feindliche Handlung aufgefaßt werden könnte. 
23. Jan. (Repräsentantenhaus.) Der Kredit von 101 Mil- 
lionen Dollars für das Heer wird bewilligt. 
24. Jan. (Washington.) Tagung des Büros der pan- 
amerikanischen Union, um über die Mittel zum Schutze der Rechte 
der Neutralen während des Krieges zu beraten. 
Die Versammlung wird durch Staatssekretär Bryan geleitet. Sie 
ist aus 21 Vertretern der übrigen amerikanischen Staaten zusammengesetzt. 
Einer der Vorschläge ist, daß die Regierung von Venezuela die Initiative 
zu einer Zusammenkunft der offiziellen Vertreter aller neutralen Regierungen 
ergreifen soll, und zwar im Hinblick auf die im Haag getroffenen Ver- 
träge betreffend die Rechte und Pflichten der Neutralen im Kriegsfalle. 
27. Jan. Präsident Wilson legt gegen die Einwanderungs- 
bill sein Veto ein. 
28. Jan. Das amerikanische Segelschiff „William P. Frye“ 
wird auf der Fahrt von Seattle im Staate Washington nach England 
von dem deutschen Hilfskreuzer „Prinz Eitel Friedrich“ versenkt. 
Aus diesem Anlaß entspinnt sich ein Notenwechsel zwischen den Ver- 
einigten Staaten und dem Deutschen Reich, der im „Anhang“ zu den 
Vereinigten Staaten abgedruckt ist. Vgl. auch unterm 5. April. 
29. Jan. Staatssekretär Bryan über die Berechtigung der Ver. 
Staaten zur Ausfuhr von Munition an die kriegführenden Mächte. 
Auf einen Brief des Senators Stone, des Vorsitzenden des Aus- 
schusses für auswärtige Angelegenheiten, über Beschwerden aus Kreisen, die 
mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn sympathisieren und die Verletzung 
der amerikanischen Neutralität beklagen, gibt Bryan, nachdem er auf 20 Be- 
schwerden eingegangen ist, folgende Erklärung über die Frage der Ausfuhr 
von Munition ab: Wenn amerikanische Bürger, die mit Deutschland und 
Europässcher Geschichtskalender. LVI. 79
	        
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