Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Verelulste Staaten von Nordamerika und Manaba. (Februar 9.) 1240 
Secihten Liestrunetn von Kriegsmaterial amerikanischer Firmen diesen schreck- 
sten aller Krlege um Monate verlängern werden, und daß das eigene 
Vaterland, die Vereinigten Staaten, durch diesen unwürdigen Handel sich 
jeleg, trotz augenblicklicher Vortelle, für die Jnse wirtschaftlich und 
ulturell, Sun das schwerste schädigt, hat sich Ansang Dezember in Europa 
ein Ausschuß „Americau Protest Committee“ fion et, der En zum 
Zlel gesetzt hat, in allen Ländern Curopas Unterschriften von Amerikan 
zu sammeln unter einem Protest gegen dlese Lleferungen. 
In Holland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Spanien, Italien, 
Oesterrelch- lenn und in der Schwelz werden selt geraumer Zeit durch 
besondere Ausschiülse solche Unterschriften gesammelt. 
Eine große Anzahl der unterschriebenen Proteste ist dereits an den 
Präsidenten der Vereinigten Staaten mit einem Anschreiben gelangt, aus 
dem hervorgeht, daß in den Herzen der hier in Europa mitten im Kriegs- 
getümmel lebenden Amerikaner der eine Wunsch lebendig ist, daß diese un- 
eheuren amerikanischen Lieserungen von Mordwerkzeugen undedingt auf- 
8 sollen. Um dem Protest eine woßticht intensive Wirkung zu sichern, 
st er an über 7000 Personen und Gesellschaften in den Vereinigten Staaten 
gesandt worden, zuerst an Präsident Wilson, an Staatssekretär des Aus- 
wärtigen Bryan, an alle Mitglieder des Senats und des Abgeordnetenhauses 
alle Gouverneure, Bischofe, Geisiliche, Unlversitcktsprosessoren usw., an Üüber 
wahrhaft neutrale Zeitungen, an alle Frauenvereine, ssripdengee chalen 
Logen, Geheimgesellschaften, Handelskammern u. a. Fast allen Schreiden 
wurden Begleillbriefe persönlicher Natur beigelegt. Richt nur in Europa, 
sondern auch in den Verelnigten Staaten sammelt das American Protest 
Committee Unterschriften von gleichgesinnten Landsleuten. 
(Näheres Über den Inhalt der Protesturkunde s. Beck'sche Chronik des 
Deutschen Krieges Bd. II1 S. 24 f.) 
2. Febr. (Washington.) In einer unter dem Vorsitz des 
Mitglieds des Repräsentantenhauses Bartholdt abgehaltenen Ver- 
sammlung der Deutsch-Amerikaner wird die Amerikanische Neu- 
tralitätsliga (s. unterm 29. Jan.) begründet. 
Nach einer Meldung der „Times“ ist das erste Seel dleser Liga, eine 
wirkliche amerlkanische Neutralität herzustellen, die Neutralität von der 
Dienstbarkeit gegenüber den Forderungen fremder Mächte zu befreien. Als 
serneres Ziel siellt sich die Liga, eine freie ofsene See für den amerikani- 
schen Handel und den unbehinderten Handel für solche Güter zu erlangen, 
die nach dem Völkerrecht keine Konterbande sind. Die Liga tritt ferner für 
die sofortige Annahme des Gesetzentwurss ein, wonach die Ausfuhr von 
Kriegsvorräten verboten ist, sowie für die Annahme des Leele es Über den 
Ankauf von Handelsschiffen. Die Liga fordert weiter, daß Unterseekabel 
zwischen Amerika und Deutschland gelegt werden. Der „Times“-Korrespon- 
ent erblickt in der Gründung einen Essog der Propaganda des vormaligen 
deutschen Kolonialfekretärs Dernburg, der seit Beginn des Krieges #n 
in Amerika weilt. Das ziel der Liga, die von Vertretern deutsch-amerikani- 
Her Vereine gegründet und von Iren unterstützt wird, ist, bel den nächsten 
ahlen einen Einfluß auszuüben. Die Mitgliederzahl der deutschen Vereine 
wird auf fünf Millionen geschätzt. Der „Times“-Korrespondent meint, daß 
die deutschen Stimmen nicht nur bei der Präsidentenwahl einen wichtigen 
Faktor ausmachen, sondern, da die Deutschen über die ganze Union ver- 
breitet sind, würden sie auch imstande sein, einer großen Anzahl von 
mitgliedern Unannehmlichkeiten zu bereiten, wenn diese auf die Wünsche 
79°7 
ern
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.