Großbritannien. (April 21.—27.) 755
21. April. Grey beantwortet einen Protest der deutschen Re-
gierung gegen die völkerrechtswidrige Behandlung des deutschen
Dampfers „Paklat“ ablehnend.
Der Dampfer hatte eine große Anzahl von Flüchtlingen, Frauen und
Kinder, aus Tsingtau an Bord gehabt und wurde in den chinesischen Ge-
wässern angehalten und vor das Prisengericht in Hongkong gebracht, das
nach Greys Mitteilung noch kein Urteil gefällt habe. Die britische Re-
gierung sei aber der Ansicht, daß das Schiff eine gute Prise sei, da der
Art. 4, wonach Schiffe, die eine humanitäre Mission erfüllen, hier nicht
zutreffe. Die Wegführung von Frauen und Kindern aus einer belagerten
Festung sei genügend, die Widerstandsfähigkeit der Festung zu erhöhen, sei
daher nicht ein philanthrophischer Akt im Sinn des ange zogenen Artikels.
Grey verweist auf die Torpedierung des französischen Schiffes „Admiral
Ganteaume“, der Flüchtlinge nach England führte, als Gegenstück zu der
Begnahme des „Paklat“.
22. April. Die Londoner „Evening News“ macht auf die Wider-
sprüche aufmerksam, die sich zwischen der Rede Asquith in Newocastle
vom 19. und Lloyd Georges Unterhausrede vom 20. feststellen läßt.
Der Artikel ist überschrieben: „Verblüffende Reden, Verwirrung im
Lande, ein vielstimmiges Kabinett.“
23. April. (Unterhaus.) Neue Anfragen wegen China und
Japan, ferner über die Beschlagnahme deutscher und öster-
reichischer Schiffe.
Auf eine Frage über die japanischen Forderungen von Eisen-
bahnkonzessionen in China erklärte Sir Edward Grey, England habe
die japanische Regierung von den den englischen Untertanen bereits ein-
geräumten Konzessionen in Kenntnis gesetzt. Grey sagt weiter: Wir sind nicht
im Zweifel darüber, daß Japan die bereits erworbenen Rechte respektieren
werde, andererseits haben wir keine Reklamationen der englischen Kon-
zessionäre erhalten und haben wegen dieser Konzessionen die Maßnahmen
getroffen, die geeignet sind, eine Benachteiligung der englischen Linien durch
die neuen Japan eingeräumten Konzessionen zu vermeiden.
Lord Charles Beresford fragt an, ob Maßnahmen getroffen werden
könnten für die Konfiskation von den in englischen Häfen internierten
deutschen oder österreichischen Schiffen, als Entgelt für jedes englische
Handelsschiff, das durch ein deutsches Unterseeboot versenkt worden sei.
Asquith antwortet, die Frage sei von der Regierung ernstlich geprüft worden.
Man habe beschlossen, für den Augenblick keinen Entschluß zu fassen; das
schließe jedoch eine erneute Prüfung der Frage nicht aus, wenn die Um-
stände es erfordern.
27. April. Die „London Gazette“ veröffentlicht ein Ausfuhr-
verbot für Rohbaumwolle und Maschinen zur Bearbeitung von
Metallen nach allen Ländern, außer nach Frankreich, Rußland,
Spanien und Portugal.
27. April. (Oberhaus.) Klagen über die Behandlung der eng-
lischen Gefangenen in Deutschland; Kritik der Ausnahmemaßregeln
gegen die deutschen Tauchbootgefangenen.