Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

1274 Vereinizte Staaten von RNerdamerila und Kauada. (September 10.—21.) 
sieht, daß die Regierung der Vereinigten Staaten die Abberufung des Bot- 
schafters nicht fordert, sondern wegen dessen inkorrekten Benehmens darum 
bittet, spricht die amerikanische Regierung ihr tiefes Bedauern darüber aus, 
daß ein solcher Schritt unvermeidlich wurde, und gibt Oesterreich-Ungarn 
die Versicherung, daß sie aufrichtig wünscht, die herzlichen und freundschaft- 
lichen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Oesterreich- 
Ungarn fortzusetzen. 
Der in Frage kommende Brief des Botschafters Dr. Dumba 
an Baron Burian hatte folgenden Wortlaut: „Eure Exzellenz! Gestern 
hat der Generalkonsul v. Nurber das hierbei eingeschlossene Memorandum 
des Chefredakteurs des bekannten „Szabadsag“ über die Vorschläge, Streiks 
in den Stahl- und Munitionsfabriken von Schwab zu Bethlehem und auch 
im mittleren Westen hervorzurufen, erhalten. Dr. Archibald, der Eurer 
Exzellenz gut bekannt ist, reist heute um 12 Uhr an Bord der „Rotterdam“ 
nach Berlin und Wien. Ich benutze diese seltene und sichere Gelegenheit, um 
diesen Vorschlag Ew. Erzellenz gütiger Erwägung anzuempfehlen. Ich habe 
den Eindruck, daß wir die Anfertigung von Munition bei Bethlehem und 
im mittleren Westen monatelang verhindern, wenn nicht vereiteln können, 
was nach der Meinung des deutschen Militärattaches von großer Bedeutung 
ist und vollauf die Kosten, die hierdurch entstehen, wieder gut macht. Aber 
selbst wenn es nicht zu Streiks kommt, ist es wahrscheinlich, daß wir unter 
dem Druck der Krisis günstigere Arbeitsbedingungen für unsere armen und 
gedemütigten Landsleute erzwingen können. In Bethlehem arbeiten gegen- 
wärtig die weißen Sklaven 12 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche. 
Alle schwachen Arbeiter gehen daran zugrunde oder werden schwindsichtig. 
Was die geübten deutschen Arbeiter unter ihnen betrifft, so wird für ihren 
Unterhalt gesorgt werden. Außerdem ist eine private deutsche Arbeiterbörse 
eingerichtet worden, die den Personen, die freiwillig ihre Stellung auf- 
geben, Arbeit verschafft. Die Börse arbeitet bereits gut. Ich ersuche Eure 
Exzellenz, die Güte zu haben, bezüglich dieses Briefes per drahtloses Tele- 
gramm antworten zu wollen, ob Ew. Exzellenz die Billigung erteilen. 
Gez. Dumba.“ 
(Vgl. hierzu: Oesterreichisch-ungarische Monarchie oben S. 678 und 679.) 
10. Sept. Seitens der Kaiserlich deutschen Regierung wurde an- 
läßlich des Arabic-Falles dem Botschafter der Vereinigten Staaten 
in Berlin, James W. Gerard, eine kurze Note übergeben. 
Siehe den Wortlaut unter „Deutsches Reich“ oben S. 467. 
10. Sept. In „New-Vork“ ist eine englisch-frangösische Finanz- 
kommission eingetroffen, um eine Anleihe abzuschließen (s. Groß- 
britannien S. 821). 
12. Sept. Der „New-York Herald“ meldet, England werde die 
Beschlagnahme von Waren deutscher und österr.-ungar. Herkunft, die 
Amerikanern gehören und in neutralen Häfen liegen, außfheben. 
(Siehe 14. Juli oben S. 1270.) 
21. Sept. Die „New York World“ beginnt mit Veröffentlichung 
einer Reihe von Artikeln, in denen Versuche der englischen Regierung 
aufgedeckt werden, den Handel der Ver. Staaten zu beaufsichtigen. 
Es wird darin u. a. auf das Bestehen einer „schwarzen Liste“ hin- 
gewiesen, durch die die englische Regierung den darauf befindlichen Firmen
	        
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