758 Greßbritannien. (Mai 2. 4.)
booten, wird von Unterstaatssekretär Mc Namara wie folgt be-
antwortet:
Bis die Festung, die ihnen als Ort ihrer Haft angewiesen werden
solle, hergerichtet sei, befänden sich die Gefangenen in Kasernenhaft in
Chatam und Devonport. Sie seien nicht in Einzelhaft, dürften sich zu-
sammen zwischen Frühstück und Mittagessen und zwischen Mittag= und
Abendessen Bewegung machen, während gewisser Stunden sei ihnen das
Rauchen gestattet. Die Offiziere dürften die Turnhalle benutzen, die als
Rauchsaal eingerichtet sei. Die Verpflegung bestehe in der von der Regierung
für gewöhnliche Kriegsgefangene vorgesehenen Kost. Es sei den Gefangenen
gestattet, diese innerhalb gewisser Grenzen durch Käufe aus Mitteln, die
ihnen von Freunden geschickt würden, aufzubessern. Die Offiziere erhielten.
2 Schilling 6 Pence täglich, dürften Briefe schreiben und empfangen und
Pakete in den dafür festgesetzten Zeitabschnitten entgegennehmen. Den Ge-
fangenen sei die Möglichkeit gegeben, sich deutsche und englische Bücher zu
verschaffen. Sie brauchten nicht zu arbeiten, könnten es aber, wenn sie es
wünschten. Den Mannschaften sei gestattet, die Offiziere zu bedienen und
ihre Räume zu reinigen. Die Gefangenen von Unterseebooten würden von
anderen Gefangenen getrennt gehalten.
(Die weiteren Erörterungen über die Angelegenheit s. unterm 8. Mai
und 9. Juni; vgl. auch „Deutsches Reich“ 12. und 15. April und 15. Juni.)
2. Mai. Ein amtliches Weißbuch behandelt die Arbeitsverhält-
nisse in den Bezirken des Schiffsbaues, der Munitionsfabrikation
und des Torpedowesens.
Es enthält einen Auszug aus dem Briefe des Admirals Jellicoe
vom 26. März an Churchill, in dem es heißt: Ich bin sehr besorgt wegen
der Arbeitslage am Tyne und im Clydebezirk. Die Schlagkraft der Flotte wird
dadurch so sehr beeinflußt, daß ich es für meine Pflicht gehalten habe, zu telegra-
phieren. Der Bericht eines Offiziers in verantwortlicher Stellung über die
Lage am Clyde ist sehr beunruhigend. Er sagt, daß die Arbeiter sich durchweg
weigerten, am Sonnabendnachmittag zu arbeiten, daß sie am Mittwoch-
nachmittag, wenn nicht am ganzen Mittwoch feiern, aber Sonntags ar-
beiten, weil sie dafür doppelten Lohn bekommen. Er sagt ferner, daß
wenig energisch gearbeitet wird; das Docken und die Reparaturen der Tor-
pedobootszerstörer wird in allen Fällen durch diese Arbeiterschwierigkeiten
aufgehalten und dauert doppelt so lange wie nötig.
4. Mai. (Unterhaus.) Schatzkanzler Lloyd George bringt
das Budget mit folgender Darlegung der Finanz= und Kriegs-
lage ein.
Die ersten acht Kriegsmonate verursachten einen Kostenaufwand von
307 Millionen Pfund Sterling. Die Einkommensteuer, von der man an-
genommen hätte, daß sie 61 Millionen abwerfen würde, habe aber tatsächlich
69 Millionen erbracht. Die Staatsschuld sei auf 1165,857 Millionen Pfund
Sterling gestiegen. Das Budget, das das erstaunlichste (rthe most stupen-
dous“") in der englischen Finanzgeschichte sei, zeige im ganzen folgendes Bild:
1913/14 (letztes Friedensjahr): Einnahmen: 198243000 f, Ausgaben:
197493000 E, Differenz: 750000 E; 1914/15 (darin acht Kriegs-
monate): 226694000 7, 560 474000 fF, — 333780000 f’ (durch Anleihe
zu decken); 1915/16 (als volles Kriegsjahr gerechnet): 270332000 f,
1132654000 fF, — 86#.2Pç5 222000 Kf.