Anhanug zu den Verrinigten Stasten von Nordamerika. (August 16.) 1331
Großbritannien und dessen Verbündete so auch an Oesterreich-Ungarn und
Deutschland zu liefern, den Vereinigten Staaten eben nur infolge der
Kriegslage nicht möglich sei, mit Oesterreich-Ungarn und Deutschland
Handel zu treiben, darf wohl darauf hingewiesen werden, daß die Bundes-
regierung zweifellos in der Lage wäre, dem geschilderten Zustand abzu-
helsen. Es würde vollauf genügen, den Gegnern Oesterreich Ungarns und
Deutschlands die Sistierung der Zufuhr von Lebensmitteln und Rohstoffen
für den Fall in Aussicht zu stellen, wenn der legitime Handel in diesen
Artikeln zwischen der Union und den beiden Zentralmächten nicht freigegeben
wird. Wenn sich das Washingtoner Kabinett zu einer Aktion in diesem
Sinne bereit fünde, so würde es nicht nur der in den Vereinigten Staaten
stets hochgehaltenen Tradition folgen, für die Freiheit ihres legitimen
Handels einzutreten, sondern sich auch das hohe Verdienst erwerben, das
frevelhafte Bestreben der Feinde Oesterreich--Ungarns und Deutschlands, sich
des Hungers als Bundesgenossen zu bedienen, zunichte machen. Die k. und
k. Regierung darf sonach im Geiste der ausgezeichneten Beziehungen, die
niemals aufgehört haben zwischen der österreichisch-ungarischen Monarchie
und den Vereinigten Staaten zu bestehen, an die Bundesregierung den
von anfrichtiger Freundschaft getragenen Appell richten, sie möge unter
Bedachtnahme auf die hier entwickelten Darlegungen den von ihr in dieser
so hochbedeutsamen Frage bisher eingenommenen Standpunkt einer reif-
lichen Ueberprüfung unterziehen. Eine Revision der seitens der Regierung
der Union beobachteten Haltung im Sinne der von der k. und k. Regierung
vertretenen Auffassung würde nach deren Ueberzeugung nicht nur im Rahmen
der Rechte und Obliegenheiten einer neutralen Regierung, sondern auch in
den Richtlinien jener von wahrer Menschlichkeit und Friedensliebe be-
herrschten Grundsätze liegen, welche die Vereinigten Staaten von jeher auf
ihr Banner geschrieben haben.
Indem der Unterzeichnete die Ehre hat, die sehr gefällige Vermittlung
Sr. Exzellenz des außerordentlichen bevollmächtigten Botschafters der Ver-
einigten Staaten, Herrn Frederic Courtland-Penfield, mit der Bitte ganz
ergebenst in Anspruch zu nehmen, die vorstehenden Ausführungen auf lele-
graphischem Wege zur Kenntnis des Washingtoner Kabinetts bringen zu
wollen, benutzt er zugleich auch diesen Anlaß, um Sr. Exzellenz dem amerika-
nischen Botschafter den Ausdruck seiner ausgezeichneten Hochachtung zu er-
neuern. Burian, m. p.
16. Aug. Der Botschafter der Vereinigten Staaten in Wien,
Mr. Penfield, übergibt dem Minister des Außeren, Baron Burian,
folgende Antwortnote auf die österreichisch-ungarische Note vom
29. Juni:
Der unterzeichnete Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika
hat nicht ermangelt, seiner Regierung den vollen Inhalt der geschätzten
Note vom 29. Juni d. J. mitzuteilen, in welcher Seine Exzellenz Baron
Burian, k. und k. Minister des Aeußern, die Anschauungen und Bemerkungen
der k. und k. Regierung über die Haltung der Regierung der Vereinigten
Staaten bezüglich der Gestattung des Handelsverkehrs mit Waffen und
Munition zwischen amerikanischen Fabrikanten und Großbritannien und
dessen Verbündeten dargelegt hat. Er ist jetzt von seiner Regierung an-
gewiesen, folgendes als Antwort mitzuteilen:
Die Regierung der Vereinigten Staaten hat die Darlegungen der k.
und k. Regierung, betreffend die Ausfuhr von Waffen und Munition aus
den Vereinigten Staaten in Länder, die sich mit Oesterreich--Ungarn und