Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Meriks, Jentral= und Lüdameriks. (Mai 3.—Juni 28.) 1349 
er sich in neutralen Gewässern befinde. Das britische Geschwader ließ diese 
Mitteilung unbeachtet und forderte den deutschen Kreuzer zur Uebergabe 
an widrigenfalls er vernichtet werden würde. Daraufhin gab der Kom- 
mandant der „Dresden“ Befehl, die Munitionskammer zu sprengen und 
das Schiff zu versenken. Die chilenische Regierung betont, daß die Inter- 
nierung des deutschen Kreuzers bereits so effektiv und so vollständig ge- 
wesen sei, wie die Umstände es nur erlaubt hätten, als er von dem eng- 
lischen Geschwader angegriffen wurde. 
[England hat auf die Note erwidert, indem es sich entschuldigte. Die 
„Times“ nannte dies eine befriedigende Lösung eines „.unglücklichen Zwischen- 
falls“. Treffend urteilt die „Frankf. 31g.“: „Nichts zeigt deutlicher den 
Britenhochmut als die Erledigung dieses Vergehens am VBölkerrecht, für 
das kein anderer Grund vorlag, als der Wunsch eines Briten, eine Gelegen- 
heit zur Vernichtung eines Gegners sich nicht durch Rücksichten auf die 
Neutralität Chiles nehmen zu lassen.“! 
3. Mai. (Brasilien.) Der Kongreß beginnt seine neue Tagung. 
Bei der Eröffnung wird eine Botschaft des Präsidenten der Repu- 
blik verlesen, die die Maßregeln der Regierung zur Aufrechterhaltung der 
Neutralität Brasiliens darlegt. Die Botschaft tritt für die Einführung der 
allgemeinen Wehrpflicht ein und erklärt, das Marineprogramm bezwecke, 
den augenblicklichen Bestand zu wahren. 
21. Mai. (Peru.) Der Kandidat der drei großen peruanischen 
Parteien, José Pardo, wird zum Präsidenten der Republik gewählt. 
25. Mai. Ein Vertrag zwischen Argentinien, Brasilien 
und Chile, betreffend friedliche Austragung etwa entstehender 
Streitigkeiten, wird von den Ministern der auswärtigen Angelegen- 
heiten der drei Republiken unterzeichnet. 
3. Juni. (Mexiko.) Ein Vorstoß Wilsons. 
Der Präsident der Vereinigten Staaten erklärt in Form einer Mit- 
teilung an das Volk der Vereinigten Staaten, daß die gegenwärtige Lage 
in Mexiko nicht ewig dauern könne. Er wünsche in Mexiko die Organi- 
sation einer Regierung, mit welcher die Vereinigten Staaten verhandeln 
könnten, widrigenfalls diese die Mittel ins Auge fassen werden, um dem 
mexikanischen Volk zu Hilfe zu kommen und Mexiko vor dem Ruin zu retten. 
Mitte Juni. (Haiti.) Ein neuer Aufstand bricht aus. 
Die republikanische Regierung blockiert die Häfen von Kap Haitien und 
Fort Liberté. 
28. Juni. (Mexiko.) Auf Grund von Instruktionen aus 
Washington werden Huerta und Croza verhaftet. 
Sie werden beschuldigt, sich verschworen zu haben, in Mexiko eine 
Revolution zu entfachen. 
28. Juni. (Meriko.) General Gonzales marschiert an der Spitze 
der konstitutionalistischen Armee, 30000 Mann stark, gegen die 
Hauptstadt und bleibt in hartnäckigem Kampf mit den Truppen des 
Generals Zapata und der Bürgerschaft von Mexiko, die Barrikaden 
baut, Sieger und besetzt die Stadt Mexiko.
	        
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