Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

1368 Iien. (Juni 10.—Juli 19.) 
10. Juni. (Persien.) Die Regierung dementiert das Bestehen 
eines russisch-persischen Abkommens vom 7. November 1913, 
wonach Nordpersien von russischen Truppen besett werden dürfe, um 
das Land vor dem Einfall der türkischen Truppen zu beschützen. 
18. Juni. (Japan.) Die beiden Militärattachés Major Nagahr 
und Hauptmann Washimoto, die sich bei den russischen Operationen 
in Galizien befanden, haben sich unweit Lemberg freiwillig getötet, 
um der drohenden Gefangennahme durch die Deutschen zu entgehen. 
25. Juni. (Japan.) Japanische Blätter betonen die dringende 
Notwendigkeit eines gegen China gerichteten russisch-japanischen 
Bündnisses. 
Der Wortführer dieses Gedankens ist das Blatt „YDamato“. Es be- 
merkt, daß der eben abgeschlossene chinesisch-japanische Vertrag nicht als 
endgültige Lösung der ostasiatischen Frage betrachtet werden könne. Deutsche 
Intrigen könnten neue Verwicklungen entstehen lassen. Um sich gegen diese 
zu schützen und China in Schach zu halten, gebe es als wirksames Minel 
nur ein russisch-japanisches Bündnis. Von zwei Seiten bedroht, würde China 
zur Beobachtung einer gemäßigten Politik gezwungen werden und sich allen 
gegenteiligen deutschen Ratschlägen berschliehen. „BYamato“ will wissen, daß 
die Frage eines russisch-japanischen Bündnisses im letzten Kronrat ernsthaft 
besprochen wurde. 
1. Juli. (Persien.) Der Minister des Innern Prinz Ferman 
Ferma, dem die Schuld an den Unruhen in Kermanschah zugeschrieben 
wird, erhält seine Entlassung. 
1. Juli. (Persien.) Der russische Gesandte in Teheran 
überreicht der Regierung die Antwort auf mehrere Fragen, über die 
in der letzten Zeit ein Meinungsaustausch stattgefunden hatte: 
Regelung der Abrechnungen über die gegenseitigen Verpflichtungen, 
landwirtschaftliche Fragen, Grundsteuer und verschiedene andere laufende 
Angelegenheiten. Die Antwort ist bestrebt, einen gütlichen Ausgleich der 
Interessen der beiden Länder herbeizuführen, und soll einen wohltuenden 
Einfluß auf die russisch-persischen Beziehungen ausüben. Sie ist in Aus- 
drücken wohlwollender Gesinnung abgefaßt. 
8. Juli. (Tsingtau.) Freigabe der Kaufmannsgüter der deutschen, 
österreichischen und ungarischen Staatsangehörigen. 
Die von den japanischen Behörden im Dezember v. J. erlassene Be- 
stimmung, wonach die feindlichen Staatsangehörigen über ihre in Tsingtau 
lagernden Güter nicht verfügen durften, ist laut Bericht der deutschen Ge- 
sandtschaft in Peking mit der Maßgabe aufgehoben worden, daß die Güter 
bis spätestens 25. Juli d. J. abzunehmen sind. 
12. Juli. (Persien.) Das Ministerium tritt zurück, weil es 
sich mit der Volksvertretung nicht einigen kann. 
19. Juli. (Indien.) Eine 4% ige Anleihe im Betrag von drei 
Millionen Pfund wird zur Zeichnung aufgelegt.
	        
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