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Großbritannien. (Juni 6.—8.)
6. Juni. Die Regierung hat mit Beginn vom 2. Juni mit-
tags über die Küste Kleinasiens die Blockade verhängt.
Das Blockadegebiet erstreckt sich vom 37. Grad 35 Minuten bis zum
40. Grad 5 Minuten nördlicher Breite und umfaßt den Eingang der Dar-
danellen. Neutrale Schiffe dürfen binnen 72 Stunden nach Beginn der
Blockade das blockierte Gebiet verlassen.
6. Juni. Nach einer Zusammenstellung der Verluste der eng-
lischen Handelsmarine in der Zeit vom 18. Februar bis 18. Mai 1915
beträgt der Gesamtverlust der in den drei Monaten torpedierten
Schiffe 234 235 Tonnen.
Das Verzeichnis der torpedierten englischen Schiffe s. Becksche Chronik
des Deutschen Krieges Bd.V S. 434 ff.
7. Juni. (Unterhaus.) Asgquith gibt folgende Erklärung
über den Anschluß Italiens an die Entente ab:
Seitdem das Haus sich zu Pfingsten vertagte, haben sich ernste Er-
eignisse zugetragen, die man nicht unerwähnt und ohne Beifall vorüber-
gehen lassen kann. Ich spreche von dem Anschluß Italiens an die
Sache der Verbündeten. In unserem Lande haben wir die Bildung der
italienischen Einheit mit der lebhaftesten Sympathie und den höchsten Hoff=
nungen verfolgt. Wir haben sein wachsendes Vermögen mit Interesse und
aufrichtigen Wünschen wahrgenommen. Während des letzten halben Jahr-
hunderts gab es, wie der illustre italienische Ministerpräsident Salandra
in der Botschaft, die er an uns richtete, in Erinnerung bringt, nicht den
Schatten einer Mißhelligkeit zwischen unseren beiden Ländern. Wir be-
trachten zudem Italien als einen der Hüter der Freiheit in Europa. Italien
hat nicht zugegeben, daß der freie Entschluß und die Einheit seines Volkes
durch die Staatsraison aufgehalten würden. Es ist von einem höheren
Ideal beseelt, als es die Herrschaft der Gewalt darstellt. Angesichts der alten
Freundschaft, die die beiden Länder verbindet, und der Gründe, die Italien
hatte, um sich der großen Aufgabe der Emanzipation an der Seite der
Verbündeten anzuschließen, entbieten wir ihm unseren Willkommgruß. Wir
grüßen seine tapferen Soldaten, die sich in den Kampf mischen, von dem
die Freiheit der ganzen Welt abhängt.
Auf eine Frage, ob die Regierung den obligatorischen Militär-
dienst einzuführen beabsichtige, oder ob sie mit dem gegenwärtigen System
der freien Anwerbung zufrieden sei, und in letzterem Falle, ob sie damit
fortfahren werde, erklärte Asquith, daß der letzte Werberuf sehr befriedigende
Ergebnisse gezeitigt habe. Die Regierung werde binnen kurzem eine Er-
klärung über die allgemeine Politik des neuen Kabinetts abgeben.
8. Juni. (Unterhaus.) Der Minister des Innern Sir John
Simon bringt die am 4. Juni angekündigte Bill über die Errichtung
eines Ministeriums für Kriegsmunition ein.
In der Begründung sagt Sir John Simon, der Munitionsminister
werde die Pflicht haben, sich mit allen Arbeiterfragen, die in Verbindung
mit allen Arten von Munition entstehen könnten, zu beschäftigen. Das
Ministerium sei ein vorübergehendes Amt und werde zwölf Monnte nach
Schluß des Krieges aufgehoben werden; die Beamten des Ministeriums
würden teils aus Geschäftsleuten, teils aus abkommandierten Beamten
anderer Ministerien bestehen. Die Kommission, in der Vertreter der Ad-