Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

774 Großbritannirn. (Juni 9.—12.) 
Balfour gibt die Erklärung ab, daß die gefangenen deutschen 
Unterseebootsmannschaften von jetzt an ebenso behandelt werden 
sollen wie die anderen Gefangenen. Immerhin dürfte die Frage nicht von 
der allgemeinen Frage der persönlichen Verantwortlichkeit getrennt werden, 
deren Lösung bis nach Beendigung des Krieges aufgeschoben werden soll. 
9. Juni. Das britische Auswärtige Amt richtet in der An- 
gelegenheit der Behandlung der deutschen U□-Bootsgefangenen an den 
amerikanischen Botschafter in London folgende Note: 
Auf Grund der Entscheidung der britischen Regierung, die Marine- 
gefangenen von „U 8“, „U 12“ und „U 14“ aus den Marinearrestanstalten 
zu entlassen und sie den militärischen Behörden zu übermitteln, die sie 
genau so behandeln sollen wie die übrigen Militärgefangenen, sind Ordres 
erlassen worden, die Offiziere nach Dyffrin, Aledhall, Donington Hall und 
Holyport zu überführen und die Mannschaften in Shrevsbury, Rith Hill 
und Dorchester zu internieren. (Vgl. Deutsches Reich, 12. Juni.) 
11. Juni. (Irland.) Der Konuflikt bezüglich der Ernennung 
Campbells zum Lordkanzler Irlands ist beigelegt. 
Der liberale Lord Wimborne wird zum irischen Lordkanzler, der 
Unionist John Gordon zum Generalanwalt von Irland ernannt. 
11. Juni. Im „Labour Leader" veröffentlicht Ramsay Mac- 
donald einen längeren Aufsatz, in dem er Grey für den Krieg 
verantwortlich macht. 
Der Aufsatz, der die Ueberschrift trägt: „Warum wir Krieg führen. 
Die Verantwortung Sir Ed. Greys“, ist im Auszug abgedruckt in der 
Beck'schen Chronik des Deutschen Krieges Bd. V S. 488 ff. 
12. Juni. (Unterhaus.) Anfragen. Handelsetat. Lebens- 
mittelpreise und Kohlennot. 
Der Präsident des Handelsamtes erwidert auf eine Anfrage, daß er 
es ablehnen müsse, zu sagen, wie groß der Tonnengehalt der Dampfer sei, 
die für die Fleischeinfuhr aus Argentinien zur Verfügung ständen, und 
welche Preise die Franzosen dem Beef-Trust zahlen müßten. Die britische 
Regierung hätte den Einkauf für die Franzosen aus wirtschaftlichen Gründen 
übernommen. 
Der Staatssekretär des Innern sagt auf eine Aufrage, der Prozeß 
der Internierung schreite im Verhältnis zur Beschaffung der notwen- 
digen Unterkunft sort. Bis zum 5. Juni seien 3339 weitere feindliche 
Fremde interniert und 2274 Personen in die Heimat geschickt worden. 
Chiozza Money (lib.) kritisiert gewisse Werbeplakate als des größten 
Weltreiches unwürdig. Der Unterstaatssekretär des Krieges, Tennant, er- 
widert, man müsse allen Geschmacksrichtungen entgegenkommen. 
Bei der Beratung des Etats des Handelsamts sagt Dalziel (lib.), es 
verursachte Enttäuschung, daß das Handelsamt seine großen Machtbefugnisse 
nicht erfolgreicher benutze, um die Lebensmittelpreise zu regulieren. 
Angesichts der großen Preissteigerung sei gegenwärtig die Kaufkraft eines 
Pfundes Sterling gleich der von 14 Schilling vor dem Kriege. Der Redner 
gibt verschiedene Beispiele der erhöhten Preise und sagt, gegen Preisspeku- 
lationen würden keine entsprechenden Schritte getan. In einem Falle stiegen 
die Gewinne einer Müllerfirma von 89000 Pfund auf 368580 Pfund. 
Auch bei den Kohlenpreisen würden größere Gewinne erzielt werden. Es
	        
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