Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

780 Greßbritannien. (Juni 22.) 
Mac Kenna fährt fort: Der Betrag der in Privatbesitz befindlichen Kon- 
sols ist zwischen 300 und 400 Millionen Pfund. Wenn alle Konsols kon- 
vertiert werden, würden sogleich mindestens 400 Millionen neuer Anleihe 
gezeichnet werden, da die Konsols der alten Kriegsanleihe und Annuitäten 
nur konvertiert werden können, wenn die Inhaber den gleichen Betrag 
neue Kriegsanleihe zeichnen. Es sei ungewiß, wie viele Inhaber ihre Wert- 
papiere konvertieren würden. Es sei daher zweckmäßig, den Betrag nicht 
zu fixieren. Falls im Verlaufe des Krieges eine neue Anleihe zu noch 
höherem Zinsfuß notwendig werden würde, dürften die Inhaber der jetzigen 
Anleihe sie wiederum zu pari konvertieren. Die kleinen Anleihescheine zu 
fünf Schilling, die auf den Postämtern käuflich sein würden, sollten 5%% 
bringen und können außerdem auf Sicht in Bargeld eingewechselt werden, 
in welchem Falle jedoch die Verzinsung aufhört. 
Das Anleihegesetz wird nach erregter Debatte, an der sich Whit- 
acker (l.) und Mason beteiligen, in erster (und am 24. Juni in zweiter 
und dritter) Lesung einstimmig angenommen. 
22. Juni. (Unterhaus.) Englische Kontrolle des Handels 
mit den Neutralen. 
Ein Gesetz wird angenommen, wonach Güter nach den Niederlanden 
nur dann zugelassen werden, wenn sie an die Niederländische Uebersce- 
Trust-Gesellschaft konsigniert sind. Alle anderen Güter sollen zur Ausfuhr 
nach den Niederlanden verboten werden, und ähnliche Maßregeln sollen 
auch für die anderen neutralen Länder eingeführt werden. 
Prettyman, der im Namen des Board of Trade das Gesetz ver- 
teidigt, sagt, daß der Zweck nicht allein sei, die Sendungen einer Regelung 
zu unterwerfen, sondern daß auch eine genaue Kontrolle über den Gesamt- 
versand jedes Artikels stattfinden soll, der nach neutralen Ländern verschickt 
wird. Sobald es sich herausstellt, daß mehr ausgeführt werde, als für 
den Verbrauch des neutralen Landes nötig sei, dann solle die Ausfuhr des 
betreffenden Artikels nach diesem Lande sofort verboten werden. Die Re- 
gierung erklärt ferner, datz sie unter jeder Bedingung verhindern wolle, daß 
Baumwolle nach Deutschland ausgeführt werde, aber man wünsche zu gleicher 
Zeit die Rechte der Neutralen zu schützen. 
22. Juni. Die britische Admiralität veröffentlicht eine Mit- 
teilung, der zufolge seit Beginn des Krieges die Verluste der britischen 
Handelsmarine 145 Schiffe mit einer Gesamttonnage von 521080 
und 118 Fischerfahrzeuge mit einer Gesamttonnage von 9924 Tonnen 
betragen. 
Von den verlorenen Handelsschiffen seien 80 von Unterseebooten, 50 
von Kreuzern versenkt und erbeutet, 15 durch Minen zerstört worden. Der 
Gesamtverlust beträgt einen Ausfall der Tonnage von 700000 Tonnen. 
Da der Gesamttonnengehalt der englischen Handelsflotte vor dem Krieg 
zu 20 Millionen Tonnen angegeben ist, beträgt der bisherige Verlust also 
3,5 Prozent. 
22. Juni. Der konservative Parteiführer, jetzt Staatssekretär 
für die Kolonien, Bonar Law, hielt in Shrewsbury eine Rede, 
in der er sagt: 
Die gegenwärtige Regierung ist ein Versuch. Aber wenn das Parla- 
ment und die Nation glauben, daß die Koalition unter dem Druck der 
nationalen Notwendigkeit gebildet und die Minister keineswegs durch Rück-
	        
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