Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

786 Großbritannien. (Juli 2.—5.) 
Mann gebracht werde. Die 50000 Mann seien nicht sofort nötig, sondern 
sie sollten zunächst eingeübt und dann unter die Waffen gestellt werden. 
2. Juli. (Unterhaus). Dritte Lesung und endgültige An- 
nahme der Munitionsbill. 
Aus der Debatte ist hauptsächlich die scharfe Kritik hervorzuheben, die 
Sir Heury Dalziel gegen das Generalfeldzeugmeisteramt (Ordinance De- 
partement) richtet. Die Verwaltung dieses Amtes sei durch Mangel an 
Voraussicht und Vernachlässigung der elementarsten Bedürfnisse ein Skandal 
gewesen; seine Befugnisse müßten an den Munitionsminister übergehen. 
Der Hauptschuldige sei der Oberst Donop. Wenn die Regierung nicht den 
Mut habe, diesen zu beseitigen, so habe sie nicht den Nerv, den Krieg zu 
gewinnen. 
3. Juli. (Oberhaus.) Annahme der Munitionsbill. 
Lord Curzon führt aus: Wir befinden uns im zwölften Monat des 
fürchterlichsten Krieges, der je geführt worden ist. Wir sehen nirgends ein 
Ende. Es ist uns nicht gelungen, den Feind aus den von ihm besetzten 
Gebieten der Alliierten hinauszuwerfen. Größere Anstrengungen und Opfer 
sind erforderlich. Es ist zwecklos, sich zu verhehlen, daß die Lage zu ernster 
Besorgnis Anlaß gibt. Man darf ruhig sagen, daß sich das Land in 
schwerer Gefahr befindet. Die Ueberlegenheit des Feindes beruht auf seiner 
langen geduldigen Vorbereitung nicht nur auf einen Krieg im allgemeinen, 
sondern auf diesen besonderen Krieg, ferner auf seiner außerordentlich wirk- 
samen Organisation, die es ihm ermöglicht, alle materiellen, wissenschaft- 
lichen und intellektuellen Kräfte der Nation zur Erfindung und Vervoll- 
ständigung der Kriegsmunition auszunutzen, und auf seiner beherrschenden 
Ueberlegenheit sowohl im Westen als im Osten an schwerem Geschüz, 
Maschinengewehren, Gewehren und Geschossen. Dagegen sind die Truppen 
der Alliierten Mann für Mann dem einzelnen Gegner überlegen. Das 
Ergebnis der bisherigen freiwilligen Anwerbung von Munitionsarbeitern 
ist befriedigend. Die Regierung hofft, daß sich noch mehr melden werden. 
Lord Loreburn fordert eine offenere Aufklärung der Nation durch 
die Regierung; der Feind wisse ein gut Teil mehr über England als die 
Engländer selbst. 
Lord Weardale beklagt das große Unglück, das aus dem Mangel 
an Munition entstanden sei; er bedaure es, die frühere Regierung kriti- 
sieren zu müssen. Asquith habe die Verantwortung für sie getragen. Das 
Haus müsse die sichere Gewähr dafür haben, daß, obwohl Asquith Premier- 
minister geblieben sei, ein neuer Geist in die Regierung eingezogen sei. 
Er wolle keinen persönlichen Angriff auf Asquith machen, aber er müsse 
doch betonen, daß auf ihn die Verantwortung für die ersten elf Kriegs- 
monate falle. 
Lord Crewe erwidert: Asquith verdiene und habe das Vertrauen 
sieien. Die Koalition habe die einmütige Billigung des Landes ge- 
unden. 
Die Munitionsbill wird angenommen. 
5. Juli. Lord Haldane hält im National Liberal Club eine 
Rede, in der er die angebliche deutsche Kriegspartei für den Krieg 
verantwortlich macht, und sich zugleich gegen die Vorwürfe wendet, 
die ihm als Kriegsminister gemacht wurden.
	        
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