Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

788 Grefbriksnsien. (Juli 5.#6.) 
5. Juli. Die Verluste Englands im Seekrieg. 
Die „Frankf. Ztg.“ schreibt: 
Im „Journal de Geneve“ Nr. 177 vom 29. Juni 1915 findet sich ein 
Artikel über die „Verluste der britischen Handelsmarine“, in dem 
der Verfasser ausführt, daß an Schiffen mit mehr als 300 Tonnen Raum- 
inhalt in der Zeit vom 4. August 1914 bis 16. Juni 1915 145 Schiffe mit 
insgesamt 521000 Tonnen vernichtet worden seien, darunter in der Zeit 
vom 18. Februar (Beginn des U-Bootskrieges) bis zum 16. Juni 82 Schiffe 
mit 252000 Tonnen. Von diesen seien durch U-Boote 75 versenkt worden. 
Bis 24. Juni kämen noch 3 Schiffe hinzu, so daß von Beginn des U-Boot- 
krieges bis 24. Juni im ganzen 78 Schiffe versenkt worden seien. Diese 
Zahlen stimmen, wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, nicht. Es sind 
vielmehr von Beginn des U-Bootkrieges, also vom 18. Februar bis 24. Juni 
durch UBoote vernichtet worden: 194 britische Schiffe, darunter 124 von 
mehr als 300 Tonnengehalt; diese letzteren ergeben einen versenkten Tonnen- 
gehalt von im ganzen 400000 Tonnen. 
Weiter ist im „Journal de Gencve“ ausgeführt: „Unter Zugrunde- 
legung der Anzahl der angekommenen und abgegangenen Schiffe (über 300 
Tonnen) aus britischen Häfen in der Zeit vom 18. Februar bis 24. Juni 
mit 25911 ergebe sich über die Wirkung des U-Bootskrieges folgendes Bild: 
18. Februar bis 24. Juni (126 Tage): Zahl der versenkten Schiffe 78, Woche 
also 4,3, pro Tag 0,62, Ankunfts- und Abfahrtsfälle 251911, ausgenutzte 
Gelegenheit 70: 25911 = 00031. 
Diese Zahlen geben kein richtiges Bild von der Wirkung des U--Boot- 
krieges, da in ihnen eine große Zahl von Schiffen, besonders von Küsten- 
fahrern, mehrfach gezählt ist. Ein zutreffendes Bild für die Wirkung des 
U-Bootkrieges gibt der Vergleich der Tonnenzahl der vernichteten Schiffe 
mit dem Gesamttonnengehalt der britischen Handelsflotte. Hierzu ist fest- 
zustellen, daß vernichtet sind: 
1. Durch U-Bootkrieg in der Zeit vom 18. Februar bis 24. Juni 
a) Schiffe (über 300 Tonnen): 124 mit 400000 Tonnen, bh Fischerfahr- 
zeuge (weniger als 300 Tonnen): 70 mit 18000 Tonnen. 
T 2. Durch Kreuzerkrieg vom 4. August 1914 ab: 57 Schiffe mit 250000 
onnen. 
3. Ferner 10 vernichtete Schiffe unbekannten Namens und Tonnen- 
gehalts, etwa 25000 Tonnen. In Summa 261 Schiffe mit rund 700000 
Tonnen. 
Der Gesamttonnengehalt der britischen Handelsflotte vor dem Kriege 
ist zu 20 Millionen Tonnen angegeben. Hiervon sind verloren 0,7 Millionen 
Tonnen. Der bisherige Verlust beträgt also 3,5 % des Gesamttonnengehalts. 
Außer den britischen Schiffen sind bisher französische und russische 
Schiffe mit zusammen 40000 Tonnen Tonnengehalt vernichtet worden. 
6. Juli. (Unterhaus.) Zweite Lesung des Registrierungs- 
gesetzes. 
Minister des Innern Long erklärt, die Lage sei ernst, und die Re- 
gierung müsse auf künftige Schwierigkeiten vorbereitet sein. Die Ausfschlüsse, 
die die Registrierung geben werde, würden sich nützlich erweisen, wenn 
man auch noch nicht sagen könne, wie sie benutzt werden würden. Die 
Vorlage habe mit militärischer Wehrpflicht nichts zu tun. Diese Frage 
bleibe vielmehr genau in demselben Stadium wie früher. Sie würde es 
aber erleichtern, bei der Rekrutierung diejenigen auszulassen, die in der 
Industrie usw. nötiger gebraucht würden. Wenn jetzt nichts geschähe, würde
	        
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