Vertuzal. (September 10.—November 20.) 709
10. Sept. Die Tagung des Parlaments wird geschlossen, ohne
daß die Regierung eine Erklärung über die Weltlage abgegeben hätte.
17. Sept. Die Regierung ordnet infolge der wiederholten Un-
ruhen eine scharfe Uberwachung der Grenze an.
Nur mit vollständigen Ausweispapieren versehenen Personen ist es
gestattet, nach Portugal zu reisen.
18. Sept. (Guimaraes.) Die Uberführung politischer Ge-
fangener aus Oporto, namentlich des Monarchisten Costa Allenas,
verursacht schwere Unruhen.
25. Sept. Militärische Vorbereitungen für den Kriegsfall.
Der Kriegsminister beschließt, militärische Abordnungen an die ver-
schiedenen Fronten der Alliierten zu senden, damit sie den Kriegsunterneh-
mungen folgen, besonders aber, damit sie die Truppen in der Anlage von
Schützengräben unterrichten könnten.
1. Okt. Die Jahresfeier der Proklamation der Republik
nimmt ihren programmäßigen Verlauf.
6. Okt. Der neue Präsident der Republik Machado leistet den
Eid auf die Verfassung.
In seiner Botschaft an den Kongreß stellt Präsident Machado
fest, daß seine Wahl in Portugal und auch außerhalb des Landes eine
gute Aufnahme gefunden hat. Im weiteren führt die Botschaft aus, daß
der gegenwärtige Krieg zwischen Nationen, von denen mehrere Freunde
Portugals, eine sogar ein Bundesgenosse, seien, eine schwierige Lage für
das Land eröffnet habe. Aber keine Prüfung werde das portugiesische Volk
niederdrücken können, wenn es die gemeinsame Pflicht über alle Meinungs-
verschiedenheiten stelle. Nach der Verlesung der Botschaft bringen die
Kongreßmitglieder Hochrufe aus auf Frankreich und England. Die
Minister überreichen darauf die Demission des Kabinetts, die jedoch von
Machado nicht angenommen wird.
10. Nov. Der englisch-portugiesische Vertrag gelangt in
der Weise zur Ausführung, daß Portugal alle Dienste ausführt,
um die es von England angegangen wird.
14. Nov. Der Minister des Innern Ferreira reicht sein
Rücktrittsgesuch ein, weil er mit der Ernennung einiger Polizei=
offiziere nicht einverstanden ist.
20. Nov. Das Kabinett tritt zurück.
In seinem an den Präsidenten der Republik gerichteten Rücktrittsgesuch
gibt der Ministerpräsident José Castro keine Gründe für seinen Rücktritt
an. Er gibt nur dem Wunsche Ausdruck, sein Amt möge in Hände kommen,
die das Vaterland besser zu ehren, das Volk mehr zu lieben und die Republik
würdiger zu vertreten wüßten. — Der Pariser „Temps“ gibt später folgende
Gründe des Rücktritts des Kabinetts Castro an: Die Mairevolutionäre hatten
im Parlament die Annahme eines Gesetzes erzielt, das die der republi-
kanischen Regierungsform feindlichen Offiziere und Beamten ihres Amtes
zu entsetzen gestattet. Auf Grund dieses Gesetzes sollten General Jayme
Castro, ein Oberst, vier Oberstleutnants und eine größere Anzahl anderer