Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

792 Grsßbrikannien. (Juli 10.—16.) 
sonders aber die Andeutungen in den Reden, Fragen und Artikeln, die 
einen Mangel an Vertrauen in die Führer einzuflößen versuchten. 
Churchill: Wir erkennen jetzt, daß es ungebührlich optimistisch wäre, 
das Ende des Krieges im Laufe des gegenwärtigen Jahres zu erwarten. 
Wenn alles in größter Vollkommenheit gegangen wäre, hätten zwei Grund- 
tatsachen doch nicht geändert werden können, nämlich der Stillstand auf 
dem westlichen Kriegsschauplatz und der augenblickliche Munitionsmangel 
der Russen. 
10. Juli. Wie das Pressebüro mitteilt, haben die Minister 
Asquith, Crewe, Kitchener und Balfour England verlassen, um in 
Calais eine Konferenz mit Viviani, Delcassé, Millerand, 
Augagneur, Thomas und Joffre abzuhalten, an der auch General 
French teilnahm. 
Der Kriegsrat soll eine erhebliche Verstärkung der Front in Flandern 
und in den Argonnen beschlossen haben. 
13. Juli. (Unterhaus.) Unterstaatssekretär Lord Robert Cecil 
gab über die Verhinderung der Einfuhr von Baumwolle nach 
Deutschland folgende Erklärung ab: 
Englands Ziel sei, zu verhindern, daß Deutschland mit Baumwolle 
versehen werde. Dieses Ziel müsse erreicht werden, ohne gegen die Neutralen 
ungerecht aufzutreten und unter Beachtung der Bestimmungen des Völker- 
rechts; denn England habe in diesem Krieg immer das Völkerrecht ver- 
teidigt. Die Regierung glaube, daß das für die Niederlande ausgearbeitete 
System in ähnlicher Form auch auf andere Länder anwendbar sei und in 
den meisten Fällen verhindere, daß Baumwolle Deutschland erreicht. Auf 
die Dauer werde es dies ganz verhindern. Wenn das nicht eintrete, sei 
die Regierung bereit, wirksamere Maßregeln zu ergreifen. Cecil besprach 
sodann die Schwierigkeiten der ganzen Baumwollfrage und sagte: Wir 
müssen damit rechnen, daß Skandinavien und die Niederlande große, Baum- 
wolle konsumierende Länder sind, wir müssen eine Politik zu verfolgen 
trachten, die ihre rechtmäßigen Interessen berücksichtigt. 
Schatzkanzler Mac Kenna erklärt, der Erfolg der zweiten (4½ pro- 
zentigen) Kriegsanleihe sei über alles Erwarten groß. Bei der Bank von 
England hätten 550000 Zeichner 570 Millionen Pfund Sterling gezeichnet. 
14. Juli. Wie das Reuterbüro meldet, wohnte Staatssekretär 
Sir Edward Grey heute zum ersten Male seit seiner Abwesenheit 
vom Auswärtigen Amt wieder dem Kabinettsrate bei. 
14.16. Juli. (Oberhaus.) Die Registrierungsbill wird 
am 14. in zweiter und am 16. in dritter Lesung angenommen. 
15. Juli. (Unterhaus.) Mac Kenna teilt mit, daß die Ein- 
schreibung auf die neue Kriegsanleihe sich auf 600 Millionen 
Pfund belaufe. 
16. Juli. (Südwales.) Ein großer Ausstand der Kohlen- 
bergwerkarbeiter nimmt die offentliche Aufmerksamkeit voll- 
kommen in Beschlag. Im gesamten Bergbaugebiet wird der Be- 
lagerungszustand erklärt.
	        
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