Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Grebbritanzien. (Juli 21.—26.) 795 
mit dem Kriege jede Kontrolle über militärische und maritime Staatsaus- 
gaben aufgehört habe. Die Deutschen machten es jedenfalls anders, bei 
ihnen gingen Sparsamkeit und Schlagfertigkeit Hand in Hand. 
21. Juli. Lloyd George empfing gestern eine Abordnung 
von Frauenrechtlerinnen, die sich als Munitionsarbeiterinnen an- 
boten, an ihrer Spitze Miß Pankhurst. 
Der Minister begrüßte die arbeitswilligen Frauen und sagte: Bisher 
arbeiteten 50000 in den Munitionswerken gegen 500000 in Deutschland. 
Es sei notwendig, die ganze Nation einschließlich der Frauen zu organi- 
sieren. Die Regierung plane, alle Werkzeugfabriken zu übernehmen. Wäh- 
rend des Empfangs wartete draußen eine große Menge, an die Lloyd 
George hierauf eine Ansprache hielt, in der er sagte: Im Osten steigen 
dunkle Wolken auf. Aber ich betrachte sie voller Zuversicht. Das unbezwing- 
liche Rußland wird den Sturm überwinden, wie es manchen Orkan zuvor 
überwand. Die Gegner werden zerstreut werden, und Rußland wird sich 
erneut furchtbarer erheben und den großen demokratischen Völkern des 
Westens den großen Sieg für Europas Freiheit erringen helfen. . . . Wir 
sind um 12 Monate zurück. Wir sind bemüht, einen Feind zu fangen, 
welcher 12 Jahre lang seine Vorbereitungen traf, aber wir werden es tun. 
Ich habe keinen weisel daß die Nation, die so manchen Despoten in 
Europa niederwarf, es wieder tun wird. 
21. Juli. (Südwales.) Die Versammlung der Delegierten der 
Bergarbeiter nimmt die Bedingungen, wie sie von dem Erekutiv- 
komitee gutgeheißen worden sind, mit überwältigender Mehrheit an. 
Die vereinbarten Bedingungen umfassen im wesentlichen folgende 
Punkte: 1. Der neue Satz für die Löhnung von Arbeitern über Tag gilt 
nicht mehr wie bisher ausschließlich für „körperlich taugliche Arbeiter, wie der 
Ausdruck auf den einzelnen Zechen verstanden wird“. 2. Der von Runci- 
man am 15. Juli angebotene neue Grundlohn, der 50 ½% über dem Grund- 
lohn von 1879 steht, wird mit einem 10%% igen Zusatz der Mindestlohn. 
3. Die Grundlöhne für Lohnarbeiter unter Tag, die bis jetzt weniger als 
3 Schilling 4 Penny täglich beziehen, werden auf diesen Satz gebracht, und 
dazu um 50 %% erhöht. 4. Die Abmachung ist auf alle jetzt oder später 
lätigen Bergleute anwendbar, die dem Verband der südwalisischen Berg- 
leute jetzt oder später angehören. 5. Alle Fragen, über die sich die Ver- 
treter der Grubenbesitzer und Arbeiter bei der Festlegung des neuen Ab- 
kommens nicht zu einigen vermögen, sind dem Vorsitzenden des Handels- 
amtes vorzulegen, dessen Entscheidung endgültig sein wird. 6. Diese Ver- 
einbarung bleibt 6 Monate nach Beendigung des Krieges in Kraft und läuft 
alsdann nach 3 monatiger Kündigung von der einen oder andern Seite ab. 
23.24. Juli. Gesetz über die Regelung der Preise für die im 
Inland verbrauchten Kohlen. 
Die Vorlage, die zu einer Herabsetzung der hohen Kohlenpreise führen 
soll, wird nach scharfer Kritik mit einigen Zusätzen angenommen. 
26. Juli. (Unterhaus.) Annahme der Kreditvorlage in 3. Lesung. 
Bei diesem Anlaß wird aufs neue die Frage der Verhinderung der 
Einfuhr von Baumwolle nach Deutschland besprochen. Nunt (l.) wirft der 
Regierung vor, daß sie zu sanft auftrete. Unterstaatssekretär Lord Robert 
Cecil erwidert, die Regierung sei fest entschlossen, nichts zu unterlassen, um zu 
verhüten, daß Baumwolle nach Deutschland gelange. Wenn man aber Baum- 
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