Die ãsterreiisq· nngarise Menarqie. (Januar 5.) 7
Urteil nimmt weiter als erwiesen an, daß schon lange vor Ausbruch des
Krieges von einzelnen tschech. Politikern, insbesondere von Kramarsch, unter
der Maske des Neoslavismus eine Bewegung ins Leben gerufen und ge-
nährt wurde, die die Lostrennung der tschech.-slowak. Gebiete von der Mon-
archie bezweckte und vorbereitete. In dieser Bewegung liegt nach der Ueber-
zeugung des Kriegsgerichts die Hauptursache und der Urgrund aller kriegs-
verräterischen und hochverräterischen Ereignisse im Inlande und Auslande.
Nach der gerichtlichen Ueberzeugung sind auf das Treiben der Angeklagten
jene beklagenswerten Erscheinungen zurückzuführen, die im Laufe des Krieges
bei einem Teile der tschech. Bevölkerung zutage traten und dem erfolgreichen
Abschluß des Krieges bedeutende Hindernisse in den Weg legten. Es wird
insbesondere auf die Verbreitung hochverräterischer russ. Proklamationen in
Böhmen und Mähren, auf vorgekommene Sympathiekundgebungen für den
Feind, Unterlassung der von verschiedenen tschech. Führern beabsichtigten
Loyalitätskundgebung der tschech. Abgeordneten usw. hingewiesen. Das Urteil
führt weiter als Früchte der Agitation Kramarsch' das pflichtvergessene, jeder
Kameradschaft hohnsprechende Verhalten mancher tschech. Kriegsgefangener
im feindlichen Auslande, die Unverläßlichkeit èinzelner Truppenkörper und
die staatsgefährlichen Ausschreitungen bei einzelnen tschech. Truppen an.
Die amtliche Mitteilung knüpft an die Veröffentlichung der wesent-
lichsten Punkte der Urteilsbegründung folgende Bemerkung an: So un-
erfreulich das Bild auch ist, das die Verhandlung über die gesamte staats-
feindliche Organisation entrollte, so hat doch andererseits die Verhandlung
erwiesen, daß nur ein verhältmismäßig kleiner Teil des tschech. Volkes und
seiner Führer der verbrecherischen Agitation erlegen ist. Es wäre daher
verfehlt, wenn man für die im Vorstehenden beleuchteten tiefbedauerlichen
Verhältnisse den patriotisch gesinnten Teil des tschech. Volkes, der diese Ver-
irrungen gleich scharf verurteilt, verantwortlich machen wollte, und zwar
um so mehr, als nun eine richtige Führung des tschech. Volkes mit ernsten Be-
mühungen einsetzt, die gesamte Bevölkerung dem österr. Staatsgedanken wieder
zuzuführen. Es muß auch festgestellt werden, daß die tschech. Truppen in ihrer
überwiegenden Mehrheit sich wie immer hervorragend tapfer geschlagen haben,
was ihre blutigen Verluste und die vielen wohlverdienten Auszeichnungen be-
zeugen. Mag, wer schuldig ist, die verdiente Strafe erleiden, jede allgemeine
Verdächtigung und Verurteilung aber soll gerechterweise unterlassen werden.
5. Jan. Armee= und Flottenbefehl.
Kaiser Karl erläßt folgenden Armee- und Flottenbefehl: Soldaten!
Ihr wißt, daß Ich und die Mir verbündeten Herrscher versucht haben, dem
von der ganzen Welt herbeigesehnten Frieden einen Weg zu bahnen. Die
Entgegnung unserer Feinde ist nun da: Sie weisen, ohne überhaupt unsere
Bedingungen zu kennen, die ihnen dargebotene Hand zurück. Wieder gehr,
Waffengefährten, Mein Ruf an Euch! Euer Schwert hat in den dreißig
Kriegsmonaten, die bald hinter uns liegen werden, eine klare deutliche
Sprache geführt. Euer Heldenmut und Euere Tapferkeit sollen auch weiter-
hin das Wort behalten! Noch ist der Opfer nicht genug, neue müssen ge-
bracht werden. Auf unsere Feinde allein fällt alle Schuld. Gott ist Mein
Zeuge. Vier feindliche Königreiche wurden durch Euch und die Heere Euerer
tapferen Bundesgenossen zertrümmert, mächtige Festungen bezwungen, weite
Strecken feindlichen Bodens erobert. Trotz alldem täuschen die feindlichen
Machthaber ihren Völkern und ihren Armeen immer wieder die Hoffnung
vor, daß sich ihr Geschick doch noch wenden werde. Wohlan denn, an Euch
ist's, weiter eiserne Abrechnung zu halten! Erfüllt von stolzem Vertrauen
in Meine Wehrmacht, stehe Ich an Euerer Spitze. Vorwärts mit Gott
Gegeben zu Wien, am 5. Jänner 1917. Karl.