Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

166 Die ãsterreiqhisq ·nngarisce Renatqie. (August 14.—20.) 
Ausgleichs mit Ungarn, wünscht aber die südslawische Frage nicht außer- 
halb, sondern innerhalb des Machtbereichs der Stefanskrone anzustreben. 
Sie verlangt aber auch, daß dem kroatischen Volke innerhalb einer Union 
mit Ungarn dem Geiste der Zeit entsprechende Forderungen gewährt werden. 
14. Aug. China erklärt an Österreich-Ungarn den Krieg. 
Am 21. überreicht der chinesische Gesandte dem k. u. k. Minister des 
Aeußern folgende Note: Der unterzeichnete Gesandte von China ist beauf- 
tragt und hat die Ehre, folgende Erklärung seiner Regierung zur Kenntnis 
des k. u. k. Ministeriums des Aeußern zu bringen: Die Mittelmächte haben 
durch die von ihnen angewendete Methode des Unterseebootkrieges das 
Völkerrecht und die Gesetze der Menschlichkeit verletzt. Infolge der Unwirk- 
samkeit ihres Einspruchs hat die chin. Regierung die diplom. Beziehungen 
u Deutschland abgebrochen. Trotzdem fahren die U. Boote der Mittelmächte 
for, Handelsschiffe der neutralen und der kriegführenden Länder zu ver- 
senken und bewirken hierdurch auch den Tod chin. Bürger. Da Oesterreich- 
Ungarn denselben Weg wie Deutschland betreten hat, ist es unmöglich, 
zwischen diesen beiden Ländern zu unterscheiden. Aus Achtung vor dem 
Völkerrecht und zum Schutze des Lebens und der Habe ihrer Bürger er- 
klärt die chin. Regierung, daß angefangen vom 14. Aug. 10 Uhr Vorm. 
China sich als im Kriegszustande mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn 
befindlich betrachtet. Da somit seine diplom. Mission ein Ende gefunden 
hat, beehrt sich der Unterzeichnete, das k. u. k. Ministerium des Aeußern 
zu bilten, ihm seine Pässe zustellen und veranlassen zu wollen, daß ihm 
und dem Personal der Gesandtschaft für die Reise in die Schweiz die 
möglichsten Erleichterungen gewährt werden. 
15. Aug. Neuregelung des Verbrauches von Getreide usw. 
Durch eine Verordnung des Amtes für Volksernährung wird die am 
12. Mai verfügte Kürzung der Verbrauchsmengen außer Kraft gesetzt. Es 
erhalten somit vom 16. Aug. ab Schwerarbeiter 300 Gr. Mehl, landwirtsch. 
Selbstversorger 300 Gr. Getreide (statt 250 Gr.), landwirtsch. Schwerarbeiter 
366 Gr. Getreide (statt 250 Gr.) und die übrige Bevölkerung 200 Gr. Mehl 
pro Kopf. Außerdem sind Zubußen zu den zulässigen Verbrauchsmengen 
vorgesehen, die in Grieß, Rollgerste, Haferreis und Teigwaren im Höchst- 
ausmaße von 1¼. Kgr. wöchentlich zur Verabreichung gelangen sollen. 
18. Aug. Der päpstl. Nuntius überreicht Kaiser Karl die päpstl. 
Note vom 1. Aug. (s. Röm. Kurie). 
19. Aug. (Ungarn.) Umgestaltung des Kabinetts. 
Das „Amtsblatt“ veröffentlicht ein königl. Handschreiben über die 
nach der Genehmigung des Gesetzes über die Errichtung neuer Ministerien 
(s. S. 156) notwendig gewordenen Veränderungen im Kabinett. Graf Aladar 
Zichy, bisher Minister für Kroatien, Slavonien und Dalmatien, übernimmt 
das Ministerium um die Person des Königs. Der bish. Justizminister Dr. Wil- 
helm Vaszonyi, der Minister um die Person des Königs, Graf Theodor Bat- 
thyany und der Abg. Dr. Bela Földes werden zu Ministern ohne Porte- 
feuille ernannt. Das Justizministerium übernimmt der bish. Staatssekretär 
dieses Ministeriums Karl Grecsak. Zum Minister ohne Portefeuille für 
Kroatien, Slavonien und Dalmatien wird der bish. Stellvertreter des bosn. 
Landeschefs Dr. Karl Unkelhäusser ernannt. 
20. Aug. (Ungarn.) Wechsel im Ministerpräsidium. 
Ministerpräsident Graf M. Esterhazy tritt aus Gesundheitsrücksichten 
zurück. Die „Köln. Ztg." schreibt dazu: Die kurze Zeit seiner Amtstätig-
	        
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