228 Pertugal. (Mai 20.—Dezember16.
kratischen“ Partei Costas an. Die übrigen Parteien haben es demnach ab-
gelehnt, dem Ministerium Costa beizutreten, das sich somit als einheitliche
Parteiregierung unter Aufhebung des Burgfriedens darstellt.
20. Mai. (Lissabon.) Schwere Unruhen.
Sie sind durch Mangel an Lebensmitteln verursacht. Zahlreiche Lebens-
mittelläden werden geplündert und großer Schaden an Privateigentum an-
gerichtet. Durch kräftiges Eingreifen der Truppen wird die Ordnung wieder-
hergestellt. In der Provinz ereignen sich ähnliche Vorfälle.
Am 25. nimmt die Kammer nach der Erörterung der Ereignisse vom
20. Mai mit 66 gegen 18 Stimmen eine Tagesordnung an, die der Re-
gierung das Vertrauen ausspricht.
Anf. Juli. Portugal tritt dem Londoner Abkommen vom
5. Sept. 1914 bei. („Corriere della Sera"“.)
12. Juli. (Lissabon.) Arbeiterunruhen.
Anläßlich eines Ausstandes der Arbeiter der öffentlichen Bauten kommt
es zu Zusammenstößen mit Militärabteilungen. Die Regierung trifft strenge
Maß#nahmen zur Herstellung der öffentlichen Ordnung und hebt die ver-
sassungsmäßigen Bürgschaften auf.
Am 17. legt Ministerpräsident Affonso Costa der Kammer einen
Bericht über die Ereignisse vom 12. Juli vor und fordert Fortdauer der
Aufhebung der verfassungsmäßigen Bürgschaften für 30 Tage. Die Kammer
nimmt am 18. die Vorlage an.
8. Okt. Präsident Machado tritt eine Reise an die Front an.
In seiner Begleitung befinden sich Ministerpräsident Affonso Costa
und der Minister des Auswärtigen Suarez. Der Präsident hat zunächst
eine Besprechung mit dem König von Spanien in San Sebastian und
besucht dann das portug. Hauptquartier in Frankreich, wo er mit Präsidem
Poincaré, General Pétain u. a. zusammentrifft. Bei dieser Gelegenheit
wird ein franz.-portug. Abkommen über die ausschließliche Zuständig-
keit der franz. und portug. Kriegsgerichte für die Angehörigen der beider-
seitigen Heere, „auf welchem Teile der Front sie sich auch befinden“, ver-
einbart. Dadurch ist der Ausschluß der britischen Kriegsgerichte für die
Aburteilung dieser Heeresangehörigen erreicht. Die Veranlassung zu diesem
Abkommen war offensichtlich die von engl. Seite den portug. Truppen
widerfahrene anmaßende Behandlung. Nachdem der Präsident noch in
dem Hauptquartier des engl. Generalissimus Sir Douglas Haig geweilt
hat, begibt er sich zu inoffiziellem Besuche nach London. Am 26. melden
die Blätter die Rückkehr des Präsidenten nach Lissabon.
5.—16. Dez. Staatsstreich. Sturz des Kabinetts A. Costa. Ab-
setzung des Präsidenten Machado. S. Paes Ministerpräsident.
In Lissabon bricht (am 5.) eine von den Unionisten unterstützte revo-
lutionäre Bewegung gegen die von dem Staatspräsidenten Machado und
dem Ministerpräsidenten Affonso Costa geführte demokratische Kriegspariei
aus. Nach dreitägigen heftigen Kämpfen zwischen den Regierungstruppen
und den von Major Sidonio Paes (1912—16 portug. Gesandter in Berlin,
geleiteten Revolutionären sieht sich das Ministerium (am 8.), außerstande,
der Bewegung Herr zu werden, zum Rücktritt gezwungen. Die Regierungs-
gewalt übernimmt ein Revolutionsausschuß, der sich aus Sidonio Paes,
Machado dos Santos und Kapitän Feliciano Costa zusammensetzt.
Ein Versuch des Präsidenten der Republik Bernardino Machado, ein
Koalitionskabinett zu bilden, mißlingt. Am 10. beschließt der Revolutious-