250 Ersßbrikannien. (Januar 13.)
danach strebten, durch Schiedsgerichtsverträge die Sicherheit zu gewinnen.
daß keine Aussicht auf einen Streit den Frieden stören könne, den sie
dauernd zu gestalten wünschten, stand Deutschland abseits. Seine Geschicht-
schreiber und Philosophen predigten den Glanz des Krieges. Die Macht
wurde als das wahre Ziel des Staates proklamiert. Der Generalstab
schmiedete mit der unermüdlichen Industrie zusammen die Waffen, mit
denen im geeigneten Augenblick der Machtgedanke vollendet werden sollte.
Diese Tatsachen bewiesen klar genug, daß Vertragsabschlüsse zur Aufrecht-
erhaltung des Friedens nicht dazu angetan waren, viel Geneigtheit in
Berlin zu finden, und ließen darauf schließen, daß derartige einstmals ab-
geschlossenen Verträge schließlich unwirksam werden könnten. Das sprang
erst in die Augen, als der Krieg ausgebrochen war, aber dann war die
Beweisführung dafür allerdings überwältigend. Solange Deutschland das
Deutichland bleibt, das ohne einen Schatten von Berechtigung in barbarischer
Weise ein Land überrannte und mißhandelte, zu dessen Verteidigung es
verpflichtet war, kann kein Staat seine Rechte als geschützt ansehen, wenn
er keinen besseren Schutz für sie besitzt als einen feierlichen Vertrag.
Der Fall wird noch schwieriger gestaltet durch die Ueberlegung, daß
diese Methoden berechneter Grausamkeit von den Mittelmächten nicht nur
dazu bestimmt sind, diejenigen zu zerschmettern und aufzureiben, mit denen
sie sich im Krieg befinden, sondern auch dazu, diejenigen einzuschüchtern,
mit denen sie noch im Frieden leben. Belgien war nicht bloß ein Opfer,
es war ein Beispiel. Die Neutralen wurden darauf hingewiesen, sich die
Schandtaten zu merken, von denen seine Eroberung begleitet war: die
Schreckensherrschaft, die seiner Besetzung folgte, die Wegschaffung eines
Teils seiner Bevölkerung und die grausame Unterdrückung des zurück-
bleibenden Teils. Und damit die entweder durch die britische Flotte oder
durch ihre eigene vor den deutschen Armeen glücklicherweise geschützten
Völker sich trotzdem vor den deutschen Methoden nicht sicher glauben sollten,
wetteiferte das Unterseeboot innerhalb seines Wirkungsbereichs beharrlich
mit den barbarischen Praktiken der Schwesterwaffe. Die Kriegsstäbe der
Zentralmächte sind es sicher zufrieden, die Welt in Schrecken zu versetzen,
wenn sie sie nur auf diese Weise ihrer Schreckensherrschaft unterwerfen
können. Wenn dann die Mittelmächte erfolgreich sind, so werden sie solchen
Methoden ihren Erfolg verdanken. Wie kann irgendeine Reform der inter-
nationalen Beziehungen auf einen solchen Frieden gegründet werden? Ein
solcher Frieden würde den Triumph all der Mächte bedeuten, die den Krieg
gewiß und brutal machen. Es würde die Unzulänglichkeit aller der Mittel
bedeuten, auf die die Zivilisation baut, um Gelegenheiten für internationale
Streitigkeiten zu beseitigen, sowie deren Grausamkeit zu mildern. Deutsch-
land und Oesterreich-Ungarn machten den gegenwärtigen Krieg unvermeid-
lich, indem sie die Rechte eines kleinen Staates antasteten, und sie er-
zielten ihre anfänglichen Triumphe, indem sie die das Gebiet eines anderen
schützenden Verträge verletzten. Werden kleine Staaten in ihnen ihre küni-
tigen Beschützer erblicken können oder in Verträgen, die mit ihnen ab-
geschlossen worden sind, einen Schutz gegen Angriffe? Terrorismus zu
Lande und zur Serc wird sich als Mittel zum Siege erwiesen haben.
Werden ihn die Sieger aufgeben auf einen Appell der Neutralen hin?
Wenn bestehende Verträge nicht mehr sind als Fetzen Papier, können uns
dann neue Verträge helfen? Wenn die Verletzung der grundlegenden Regeln
des Völkerrechts von Erfolg gekrönt ist, werden die versammelten Nationen
nicht umsonst daran arbeiten, diese Verträge zu verbessern? Niemand wird
von ihren Bestimmungen Nutzen haben als die Mächte, die sie verletzen.
Die, die sie halten, werden unter den Paragraphen leiden. Daher kann