Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

Ersbritamien. (Februar 23.) 267 
die der Nation große Opfer auferlegen werden. Die Maßnahmen werden 
aus drei Kategorien bestehen: 1. Aus dem Vorgehen unserer Flotte, das 
so sein wird, wie es Sir Edward Carson beschlossen hat. 2. Aus dem 
Bau von Handelsschiffen. 3. Aus dem Verbot von Einfuhr aller Waren 
fremder Herkunft, die nicht durchaus notwendig sind, und aus der Er- 
zeugung von Lebensmitteln, die wir notwendig brauchen, soweit uns das 
mit eigenen Mitteln möglich ist. Was die Schiffsbauten anbetrifft, müssen 
wir nicht nur den Bau von Handelsschiffen ins Auge fassen, sondern auch 
den Bau von Schiffen, um die U-Boote zu bekämpfen. Wir haben ge- 
wöhnlich mehr als 6400000 Schiffstonnen Holz importiert, wir haben 
jetzt Pläne gemacht, um Holz zu Hause und hinter der Front zu sparen. 
Damit könnte man schon die Frage lösen. Ferner könnte man sich so ein- 
richten, daß unser Heer in Frankreich sich selbst mit Holz versorgt. Die 
französische Regierung hat dafür schon zwei Wälder uns zur Verfügung 
gestellt, und ich fürchte, wir sind genötigt, sie noch um das Opfer mehrerer 
anderer ihrer schönen Wälder zu bitten. Drittens könnte man bei uns 
mehr Holz schlagen lassen und ich glaube, wir könnten genug Handarbeiter 
bekommen, um das Holz, das wir für die Kohlenminen und für andere 
Zwecke brauchen, schlagen zu lassen. Das Eisenerz erfordert bei uns 
gleicherweise einen erschreckend großen Schiffsraum. Wir führen davon 
Millionen Tonnen ein, und ich wüßte nicht, wie wir sie vermindern könnten, 
wenn wir nicht unsere eigene Erzeugung vermehren, was natürlich wieder 
mehr Arbeitskräfte erfordert. Die Ersparnis an Schiffsraum auf diesen 
beiden Gebieten könnte sich übrigens erst gegen Ende des Jahres fühlbar 
machen. Der Staat hat ferner eine beklagenswerte Sorglosigkeit in bezug 
auf den Ackerbau bewiesen und ungefähr 4 bis 5 Millionen Acres sind 
nicht ausgenutzt. In diesem Augenblick kommen noch 76 bis 80 Proz. 
unserer wichtigsten Nahrungsmittel aus dem Auslande und unsere vor- 
handenen Vorräte sind vermindert, stärker vermindert als sie es seit Jahren 
gewesen sind. Zum großen Teil ist das eine Folge der schlechten Ernten. 
Es ist nicht eine Folge der U---Boote, aber es ist immer wesentlich zur 
Sicherheit der Nation, daß wir alle Anstrengungen machen, unsere Er- 
zeugung in diesem Jahre zu vermehren. Das wäre uns viel leichter ge- 
worden, wenn wir schon vor einiger Zeit angefangen hätten. Es bleiben 
uns nur einige Wochen vor der Frühjahrsaussaat, und es ist ganz dringend 
notwendig, daß man die Landwirte dazu bringt, die Anbaufläche zu ver- 
mehren, sonst sind wir gezwungen, entweder unsere militärische Anstrengung 
zurückzuschrauben, was verhängnisvoll wäre, oder unser Volk ungenügend 
zu ernähren. Deutschland hat diese Wahl auch schon treffen müssen, und 
es entschloß sich, lieber seine Zivilbevölkerung fasten zu lassen, als seine 
Heereskräfte zu vermindern. Wir müssen die Alternative vermeiden, wenn 
irgend möglich, und wir können es. Was uns jetzt teilweise an einer Ver- 
mehrung der Anbaufläche hindert, ist der Arbeitermangel. In gewissen 
Bezirken hat die ländliche Bevölkerung, vom Patriotismus getrieben, die 
Farmen verlassen, um ins Heer zu treten. In Frankreich findet man in 
den Feldern nicht einen rüstigen Mann militärischen Alters. Alle Bebauer 
des Bodens sind auch seine Verteidiger geworden, die alten Männer, die 
Frauen und die Kinder besorgen jetzt diese Arbeit. 
Der Minister erörtert darauf die für einen vermehrten Anbau vor- 
zuschlagenden Maßregeln. Der Mindestlohn eines Landarbeiters würde auf 
25 Schilling in der Woche festgesetzt, und Lloyd George drückt seine Zu- 
versicht aus, daß die Arbeiter dem Appell folgen würden. Die Regierung 
habe vor, im laufenden Jahre einen Mindestpreis für Getreide von 
60 Schilling für 8 englische Scheffel (etwa 30 Dekaliter) zu gewährleisten,
	        
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