310 Erobritannien. (Juli 21.)
irgendetwas in ihr zu finden, woraus ich Hoffnung für das Ende des
blutigen Kampfes schöpfen könnte. Und ich finde in ihr eine falsche belgische
Unahängigkeit, eine falsche Demokratie für Deutschland und einen falschen
Frieden für Europa. Und ich sage, Europa hat nicht Millionen seiner
tapferen Söhne geopfert, um den Boden, der durch ihr Blut geheiligt ist,
nur zu einem Heiligtum für Lug und Trug zu machen. Der Kanzler ver-
sucht, sein Volk aufzustacheln und zu ermutigen, indem er es mit Illusionen
berauscht, und Deutschland wird finden, daß seine neuen Hoffnungen genau
so Illusionen gewesen sind, wie die anderen, die sich zerstreut haben. Ein
Kampf von sechs Wochen, das ist vorbei. Eine Umgehung der Blockade
durch Oeffnung des Weges nach Bagdad, um zu den Hilfsquellen der Welt
zu gelangen, das ist vorbei. Wo sind die Zeppelinangriffe? Und jetzt sind
es die Türken und die U-Boote. Beide sind gleich barbarisch und passen
gut zueinander.
Die U-Boote sollen England kampfunfähig machen. Wegen der
U-Bootangriffe können wir, nach dem deutschen Kanzler, nicht mehr viel
länger aushalten. Nun, ich bin traurig, ihm zu Beginn seiner Laufbahn
eine Enttäuschung bereiten zu müssen, aber die Wahrhaftigkeit zwingt mich,
es zu tun. Langsam, aber sicher steigern wir unsere Produktion und ver-
mindern unsere Verluste zur See. Im April hoffte man, es werde geradezu
ein Triumph sein. Sie können auf ihn zurückblicken als auf den Lorbeer-
monat der schwarzen Flagge. Seit damals hatten wir auch noch die längeren
Tage, die unsere Schwierigkeiten auf hoher See außerordentlich ver-
mehrten. Aber obgleich unsere Befürchtungen für diese Sommermonate
groß waren, haben wir langsam unsere Verluste vermindert. Obgleich wir
nur drei Wochen des Monats Juli hinter uns haben, so finden wir, wenn
wir diese drei Wochen mit den entsprechenden drei Aprilwochen ver-
geichen- daß wir nicht halb so viel Schiffe verloren haben wie im April.
as ist nicht alles. Unser Schiffbau ist während der letzten zwei Jahre in
verhängnisvoller Weise heruntergegangen. Aber dieses Jahr werden wir
viermal so viel Schiffe fertigstellen als letztes Jahr. Ich möchte dem deutschen
Kanzler folgende Tatsachen vorlegen, um ihm beizustehen, seinen eigenen
Erklärungen die richtige Auslegung zu geben. In den zwei letzten Monaten
dieses Jahres werden wir soviel Schiffe fertigstellen, wie wir in den ganzen
zwölf Monaten des letzten Jahres fertiggestellt haben. Sechsmal so viel
Schiffe! Wir sind ein langsames Volk. Wir nehmen nicht sehr schnell
etwas auf, aber wir sind ziemlich schwer zu schlagen, wenn wir anfangen,
und ich denke, die Deutschen haben unseren Verstand, unseren Fleiß und
unsere Entschlossenheit unterschätzt. Die verminderten Verluste und die ver-
mehrte Erzeugung werden die Lücke ausfüllen. Aber sie werden uns aus-
hungern! Sie haben es gesagt! Sie haben ihr darbendes Volk mit derartigen
Behauptungen aufgemuntert. Sie sagen, daß wir, weil wir jetzt in Be-
drängnis sind, in kurzer Zeit nichts übrig haben werden. Ich bedauere,
es noch mal tun zu müssen, aber ich muß die Wahrheit sagen. Ein Mann,
der Premierminister ist, ist verpflichtet, das zu tun. Weit entfernt, daß
wir verhungern, sind unsere Lebensmittelvorräte, dank den Bemühungen
des Lebensmittelkontrolleurs und des Schiffahrtskontrolleurs während der
letzten paar Monate für 1917/18 bereits gesichert. Natürlich bei gehöriger
Sparsamkeit. Ich denke nicht, daß das Volk unseres Landes seine Ration
verdoppeln soll. Die Versorgung ist gesichert auf der Grundlage des gegen-
wärtigen Verbrauches, der nicht gesteigert werden darf. Wir treffen jetzt
Maßnahmen für einen Anbauplan, der die Lebensmittel für 1918 sichern wird,
selbst wenn unsere Schiffsverluste wachsen. Das sind ziemlich entmutigende
Tatsachen! Wir müssen sie aber erwähnen. Wir haben unsere Einfuhr sehr