Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

Großbrilannien. (November 20. 21.) 361 
Gcorge gedenkt schließlich der Blockademaßnahmen und spricht bie Hoffnung 
aus, daß das innige Zusammenarbeiten der Ver. St. mit den westeurop. 
Mächten den wirtschaftl. Druck auf die Zentralmächte noch verschärfen werde. 
20. Nov. (Unterhaus.) Wahlrechtsreform. 
Bei der Beratung der Wahlrechtsreform (s. S. 298 f.) werden folgende 
Beschlüsse gefaßt: 1. Für die Wahlen zu örtlichen Vertretungen erhält die 
Frau jedes Mannes, der für die örtliche Vertretung wahlberechtigt ist, 
eine Stimme, wenn sie mit ihm in demselben Hause wohnt und mindestens 
30 Jahre alt ist. 2. Für das Unterhaus erhalten alle Soldaten und 
Matrosen, die in diesem Kriege gedient haben, das Wahlrecht, wenn sie 
mindestens 19 Jähre alt sind. Außerdem wird ohne Abstimmung den 
Frauen das Gemeindewahlrecht zuerkannt. Ferner wird ein Zusatzantrag 
angenommen, wodurch denen, die aus Gewissensgründen sich dem Militär- 
dienst widersetzen, das Wahlrecht entzogen wird. 
21. Nov. Amtlich wird mitgeteilt, daß Oberst House in den 
Obersten Kriegsrat der Alllierten eingetreten ist. 
General Ellis wird die Vereinigten Staaten im Kriegsrat als mili- 
tärischer Berater vertreten. 
Dieser Mitteilung geht folgende Erklärung der engl. Regierung 
voraus: Oberst House, das Haupt der amerik. Mission und der Repräsen- 
tant des Präsidenten Wilson in Europa, hat eine Kabelbotschaft vom 
Präsidenten erhalten, in der emphatisch verkündet wird, daß die Re- 
gierung der Ver. St. die Einheit der Kriegführung zwischen den Verbün- 
deten und den Ver. St. als unerläßlich ansieht zur Erreichung eines gerechten 
und dauerhaften Friedens. Der Präsident betont die Tatsache, daß die 
Einheit erzielt werden muß, wenn die großen Hilfsmittel der Ver. St. zum 
besten Vorteil verwendet werden sollen, und er ermächtigt den Obersten 
House, mit der Entente zu verhandeln, um die denkbar engste Zusammen- 
arbeit zustande zu bringen. Präsident Wilson hat Oberst House aufgefor- 
dert, der ersten Konferenz des Obersten Kriegsrats zusammen mit dem 
General Bliß, dem Chef des amerik. Generalstabes, beizuwohnen. Es ist 
zu hoffen, daß diese Konferenz in Paris noch vor Ende dieses Monats 
statrfinden wird. 
Diese Botschaft, deren Veröffentlichung durch Lloyd George am Vor- 
abend der Rechenschaftsdebatte vom 19. Nov. erfolgt, wird von der engl. 
Opposition als ein Eingreifen der Ver. St. in die innere Politik Englands 
zugunsten des Premierministers empfunden. Die engl. Blätter veröffent- 
lichen daraufhin (am 28.) folgende halbamtl. amerik. Erklärung: Wenn 
der Präsident den Obersten House ermächtigt hat, seine Weisungen zu ver- 
öffentlichen, nach denen er mit Nachdruck auf einer Vereinheitlichung des 
Kriegsplanes bestehen sollte, so sucht er nicht die Führung im Kriege für 
sich zu beanspruchen oder irgendeinen stärkeren Ententestaat der Führer- 
schaft zu berauben. Der Präsident möchte lediglich im richtigen psycho- 
logischen Augenblick die absolute Notwendigkeit der Einigkeit und die mög- 
lichst enge Zusammenarbeit betonen, wenn die Sache der Alliierten zum 
Siege geführt werden soll. Alle alliierten Mächte haben durch öffentliche 
Mitteilungen hoher Beamter bekanntgegeben, daß sie von den Ver. St., die 
die Lieferung von Mannschaften und Material übernehmen, abhängen. 
Herr Wilson hat durch seine Weisungen an den Obersten House deutlich 
dargelegt, daß die Ver. St. bereit sind, den ganzen Weg mit den Alliierten 
zu marschieren und alles für ihre Kräftigung zu tun. Angesichts dieser 
Tatsache will der Präsident den alliierten Staatsmännern zu verstehen
	        
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