frankreic. (März 30.—31.) 399
zu diesen blutigen Ernten beitrage, so möchten wir nicht, daß er uns in
dem Augenblick fehle, wo er sein Gewicht in die Wagschale werfen müßte.
In der Spezialdiskussion beantragt Abg. Deguise (Soz.) die Ab-
lehnung der Vorlage. Frankreich brauche seine Menschen zur Selbsterhal-
tung und die Regierung möge zunächst endlich einmal die Alliierten dazu
bestimmen, so viele Soldaten aufzubieten, daß Frankreich nicht seine letzten
Kinder opfern müsse. Der Antrag wird mit 432 gegen 39 Stimmen ab-
gelehnt. — Zu den Anträgen des Abg. Guichard (Rad.-soz.), der die Zurück-
stellung der Ackerbauern verlangt, sowie, daß die Einstellung des neuen Jahr-
gangs erst nach der Entlassung der Jahrgänge 1888 und 1889 erfolgen
dürfe, erklärt Kriegsminister Painlevé, das Oberkommando sei damit ein-
verstanden, daß die Ackerbauern von 1918 erst am 1. Mai einberufen würden,
obschon dies für die Instruktion eine schwere Störung bedeute. Die Ent-
lassung der Jahrgänge 1888 und 1889 sei unmöglich. Es handle sich um
fast 300000 Soldaten, von denen je ½ etwa an der Front, in den Kriegs-
werkstätten und in Garnisondienst ständen. Er müsse die Vertrauensfrage
stellen. — Abg. Brizon (Soz.) fragt in einem Zwischenruf, warum die
Alliierten die Lücke nicht ausfüllten. — Der Minister antwortet: Sie können
sich nicht vorstellen, wie delikat die Verhandlungen mit unseren Bundes-
genossen gewesen sind. So groß auch deren Loyalität ist, im Augenblick,
wo große Kriegsoperationen eingeleitet sind, brauchen wir alle unsere Be-
stände. — Ministerpräsident Ribot schließt sich der vom Kriegsminister
gestellten Vertrauensfrage an.
Der Antrag Guichard betr. Zurückstellung der Ackerbauern wird mit
347 gegen 106 Stimmen abgelehnt. Auch die Anträge zugunsten der Ent-
lassung der älteren Jahrgänge werden abgelehnt, nachdem der Kriegs-
minister zugesagt hat, daß diese Entlassungen erfolgen sollen, sobald Ersatz
aus jüngeren Jahrgängen möglich sei. Schließlich stimmt die Kammer mit
432 gegen 39 Stimmen der Einziehung der Jahresklasse 1918 zu dem
vom Kriegsministerium verlangten Zeitpunkt zu. (Der Senat nimmt die
Vorlage am 30. an.)
Ferner nimmt die Kammer den vom Senat überwiesenen Gesetzentwurf
an, in dem die Regierung ermächtigt wird, ehemaligen Untertanen feind-
licher Mächte die Naturalisierung wieder zu entziehen.
30.—31. März. (Kammer.) Budgetprovisorium.
Das Budgetprovisorium für das zweite Vierteljahr (s. S. 397) wird
in zweiler Lesung bewilligt und der (vom Senate gestrichene) Kredit von
115 Mill. Fr. für die besondere Besoldung der Schützengrabentruppen wieder
hergestellt, so daß die Vorlage nochmals an den Senat zurückgehen muß.
Nachdem der Senat am 31. die von der Kammer in das Budget
wieder eingestellte Summe von 115 Mill. Fr. bewilligt und das Budget-
provisorium genehmigt hat, nimmt die Kammer das Budgetprovisorium
mit 457 gegen 3 Stimmen endgültig an.
31. März. (Senat.) Deutsche Zerstörungen im Sommegebiete.
Budgetprovisorium.
Die in das von den Deutschen geräumte Sommegebiet entsandte Kom-
mission legt ihren Bericht über angebliche von deutscher Seite ohne militä-
rische Notwendigkeit verursachte Zerstörungen und Verwüstungen vor.
Zum Schluß wird folgende, von Justizminister Viviani im Namen
der Regierung gebilligte Entschließung einstimmig angenommen, die in
allen Gemeinden Frankreichs angeschlagen werden soll: Indem der Senat
der zivilisierten Welt die Verbrechen der Deutschen in den besetzten Ge-