Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

404 Etankrei. (Mai 4. -22.) 
4. -7. Mai. (Paris.) Interparlam. Konferenz der Alliierten. 
Es nehmen daran von engl. Seite 25, von ital. Seite 8 Delegierte 
teil. Den Vorsitz führt Clémenceau. Zum Schluß wird einstimmig fol- 
ende Tagesordnung angenommen: Die Mitglieder der Interparlam. 
Konferenz der alliierten Länder stellen am Schluß ihrer vierten Tagung 
fest, daß bei ihren Arbeiten sich volle Einmütigkeit bestätigt hat hinsichtlich 
der Wege, die eingeschlagen werden müssen, um das diplomatische und 
militärische Vorgehen der Alliierten einheitlicher und wirkungsvoller zu ge- 
stalten, ihre Verpflegung zu sichern und so ihre Kräfte auf den höchsten 
Stand zu bringen. Angesichts der neuen Form pazifistischer Machenschaften 
der Mittelmächte betonen die Mitglieder der Konferenz von neuem ihren 
einmütigen Willen, nur einen Frieden anzubahnen, der zugleich mit dem 
Erfolge ihrer gerechtfertigten nationalen Zurückforderungen den Sieg der 
Freiheit und des Rechtes in der Welt sichert. 
6. Mai. (Paris.) Delegiertenkonferenz der Minderheitssozialisten. 
Es wird eine Entschließung zur Friedensfrage angenommen, in 
der es heißt: 1. Der Augenblick ist gekommen, im Interesse aller Bölker 
vom Frieden zu sprechen. 2. Die Internationale muß bestätigt und er- 
neuert werden. Die Hauptbedingung der Wiederaufnahme der Beziehungen 
zu den deutschen Sozialisten ist durch die Bildung der Gruppe Ledebour- 
Haase-Bernstein und die Proklamation des Gothaer Kongresses erfüllt. 
3.Die franz. Abordnung bei der St. Konferenz wird die elf.-lothr. Frage 
aufrollen und den Plan einer Volksabstimmung der Elsaß-Lothringer franz. 
Abkunft über ihre staatliche Zugehörigkeit in den Vordergrund stellen. 
Die Konferenz beschließt ferner, auf jeden Fall eine Abordnung 
nach Stockholm zu schicken, wie auch die Entscheidung des Kongresses 
des Nationalrates vom 27. Mai ausfallen möge. Die Minderheit hofft jedoch 
am 27. Mai die Mehrheit zu erlangen. Eine Gruppe der Minderheiz- 
richtung, die von dem Zimmerwalder Loriot geführt wird, erklärt sich 
für einen Frieden auf der Grundlage des status quo ante bellum und 
spricht sich ausdrücklich dahin aus, daß die elsaß-lothringische Frage kein 
Hindernis mehr für einen Friedensschluß bilden dürfe. 
Der Führer der Minderheit Abg. Longuet ersucht im Namen seiner 
Parteigenossen die Organisatoren der Stockholmer Konferenz, diese bis 
10. Juni, bis nach der Versammlung des franz. soz. Nationalrates, der am 
27. Mai (s. S. 409 f.) zusammentreten soll, aufzuschieben. 
15. Mai. Der Ministerrat ernennt General Pétain (s. S. 403) 
an Stelle Nivelles zum Oberbefehlshaber. 
General Nivelle wird zum Befehlshaber einer Armeegruppe und Ge- 
neral Foch zum Generalstabschef beim Kriegsministerium, als Nachfolger 
Pétains, ernannt. 
22. Mai. (Kammer.) Wiederbeginn der Sitzungen. Nibot 
über die Lage. Budgetprovisorium. 
Präsident Deschanel verliest eine Adresse des kubanischen Parla- 
ments, die dieses anläßlich der Kriegserklärung Kubas an Deutschland an 
das franz. Parlament richtete. Sodann gibt er die vorliegenden 40 Inter- 
pellationen über militärische und wirtschaftliche Fragen bekannt. 
Hierauf ergreift Ministerpräsident Ribot das Wort zu folgenden 
Darlegungen über die Lage: Die Offen sive vom 16. April hat vielleicht 
nicht alle Ergebnisse gezeitigt, die man erwartete. Sie hat aber trotzdem 
und trotz der außerordentlichen Hoffnungen, die daran geknüpft waren,
	        
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