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Abordnung nach Stockholm zu senden, die in den vorbereitenden
Beratungen die Ansichten der franz. Abteilungen bei dem gemeinsamen
Unternehmen vertritt, das dazu bestimmt ist, einen Frieden vorzubereiten,
der den Grundsätzen entspricht, die von den Sozialisten und der revo-
lutionären Regierung Rußlands aufsgestellt worden sind. Ebenso beauftragt
er die Abordnung, sich mit den letzteren Über die von ihnen verlangte Zu-
sammenkunst der Internationale zu verständigen.
Die gesomte bürgerliche Presse zeigt sich über diesen Beschluß sehr
verstimmt und stellt übereinstimmend eine offene Niederlage der Mehrheits-
sozialisten fest.
28. Mai., ugl.-franz. Konferenz in London. (S. S. 300.)
29.—31. Mai. (Kammer.) Engl. Arbeitswoche. Versorgungsfrage.
Die Kammer nimmt die Vorlage an, die die engl. Arbeitswoche
für die Arbeiterinnen in der gesamten Bekleidungsindustrie durchführt.
Dagegen wird ein von den Soz. eingebrachter Antrag der Gewerkschaften,
die engl. Woche während des Krieges auf die gesamte Industrie auszu-
dehnen, mit 313 gegen 87 Stimmen abgelehnt.
Sodann wird die Besprechung der Interpellationen zur Bersorgungs-
frage (i. S. 407 f.) fortgesetzt Am 31. wird die von der Regierung nicht an-
genommene einfache Tagesordnung mit 395 gegen 165 Stimmen verworfen
und folgende von der Regierung gebilligte Tagesordnung durch Hand-
ausheben angenommen: Die Kammer geht zur Tagesordnung über im Ver-
trauen zu der Regierung, daß sie die Einheit, Zusammenarbeit und pral-
tische Organisation der verschiedenen Zweige der Ernährung, namentlich
durch Hinzuziehung sachmännischer Sachverständiger, sichert und dem Er-
nährungsminister allgemein Vollmacht und Einfluß verschafft, die nötig für
seine Amtsführung sind.
1.—5. Juni. (Kammer.) Stockholmer Konferenz. Kriegsziele.
Bei der Beantwortung der Interpellation Lebail-Maignant über die
von den Soz. zur Reise nach Stockholm geforderten Pässe führt Minister-
präsident Ribot aus: Der Plan einer internat. soz. Zusammenkunft ist nicht
in Frankreich entstanden. Er hatte schon das Ergebnis, die öffentliche
Meinung zu verwirren und die soz. Partei selbst zu spalten. Der erste
Uebelstaond einer sol en Zusammenkunft ist, daß sie die Vermutung auf-
kommen lassen könnte, eine Partei könnte einen Anspruch darauf haben,
sich an die Stelle der Regierung zu setzen. Der Friede von morgen kann
nicht das Werk einer Partei sein, möge es sein, welche es wolle. Wenn
die Soz. zusammenkamen, um die Kriegsziele zu prüfen, so würden morgen
die Katholiken dasselbe Recht haben. Der Friede kann nur ein französischer
Friede sein. Er wird die Hoffnungen des ganzen Landes kurz zusammen-
fassen müssen. Wer kann das Land vertreten? Die Regierung ist es, die
mit den Kammern zusammenarbeitet, und die diese Kammern, wenn der
Augenblick gekommen sein wird, darum ersuchen wird, sie mit ihren Rat-
schlägen durch Vermittlung ihrer Ausschüsse, denen sie alles mitteilen wird,
zu unterstützen. So werden wir handeln müssen. Ich bin sicher, daß das
die Meinung des ganzen Landes ist. Kann man sich in dieser Stunde
mit denen, die unsere Feinde sind, besprechen. Mit denen, die nicht ein
Wort hatten, um die Verbrechen zu mißbilligen? Jeh#t, wo ein Teil des
Landes noch durch den Feind besetzt ist, kann man da mit ihm Besprechungen
abhalten? Die Regierung, die sich ihrer Verantwortlichkeit bewußt ist,
weiß, daß, wenn ein derartiger Plan Wirklichkeit würde, er in der öffent-
lichen Meinung Verwirrung hervorrufen würde. In dieser Stunde ist es