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stimuen umfaßten die gesamte sozialistische Fraktion und außerdem etwa
100 hürgerliche Abg. Die Ursache der Regierungskrise liegt nach der all-
gemeinen Auffassung einmal in der innerpolitischen Mißstimmung. Sowohl
die Rechte, wie die bürgerliche und die sozialistische Linke waren mit der Politik
des Ministeriums in Sachen der mißglückten Untersuchung gegen die „Action
Francaise“ nicht einverstanden. Die schwersten Bedenken des Parlaments
beziehen sich aber auf die außenpolitische Lage, in erster Linie auf die in
den Verhandlungen von Rapallo getroffenen Maßregeln zur Beseitigung
der militärischen Zersplitterung des Verbands. Das Parlament sieht in der
Gründung dieses Kriegsrats wieder eine halbe und unwirksame Lösung.
Ennäuschung brachten auch die Erklärungen Painlevés, daß insolge der
tarken Beteiligung franz. Streitkräfte an der Hilfsaktion in Italien die
Entlassung der ältesten französischen Jahrgänge eingestellt werden müsse.
17. Nov. Bildung des Kabinetts Clemenceau.
Das neue Ministerium setzt sich folgendermaßen zusammen: Präsidium
und Krieg: Clemenceau, Justiz: Nail, Auswärtiges: Pichon, Inneres:
Pams, Finanzen: Klotz, Marine: Georges Leygues, Handel, Posten,
Tälegravnen, Sectrausporte und Handelsmarine: Clämentel, bffentl. Ar-
beiten: Claveille, Rüstungen: Loucheur, Unterricht: Lafferre, Kolonien:
Heuri Simon, Lebensmuttelversorgung und Ackerbau: Viktor Boret,
Bockade und besetzte G. bicte: Jonnart, Arbeit: Colliard.
Zu Umerstaatssekretären werden lam 17.) ernannt: Jeanneneyd: Unter-
sekretlr beim Ministerpräsidium, Albert Favre: Inneres, Vilgrain:
Lebensmintelversorgung, Cols: Marine, der Vizegouverneur der Bank von
Frankrrich Charles Sergent: Finanzen, Abg. Abrami: Mannschafts-
besände und Pensionen beim Kriegsministerium, Ignace: Militärgerichts-
borleit und Pensionen, Godart: Gesundheitsdienst, Dumesnil: Flug-
wesen, Lemery: Handelsschissahrt. "„
Dem Kriegskomitee gehören an: Der Ministerpräsident und die
Minister der Marine, der Finanzen, der auswärtigen Angelegenheiten,
der Lebensmittelversorgung und der Blockade-
Grorges Clemencceau, geb. 1841, stammt aus der Vendée. Als junger
Arzt ließ er sich in Paris nieder und kam bald im politischen Leben empor.
Im Aker von 34 Jahren trat er bereits an die Spitze des Pariser Gemeinde-
koiks. Ein Jahr später kam er in die Kammer, wo er rasch der Führer
der äußersten Linken wurde. Durch seine scharfe Opvosition veranlaßte er
wiederdolt den Sturz der Regierung. (Daher der Beiname „der Tiger“.)
Im März 106 firl ihm das Portefeuille des Innern zu, aber schon nach
sschs Monaien übernahm er das Misterpräsidium, das er dann bis Juli
147 inmitten innerer und äußerer Krisen behauptete. Seit Beginn des
VE. lkrleges brobachtete er eine entschieden oppositionelle Haltung, namentlich
gegenüber Poincaré.
Die Ministerpräsidentschaft Clemenceaus bedeutet das Hochkommen
des Jusqu’au boutisme“, der mit rücksichtsloser Entschlossenheit den Kampf
nmicht nur gegen den äußeren Feind, sondern auch gegen die Friedens-
sreunde im Junern (Sozialisten, Richtung Caillaux') aufnimmt. Die übrigen
Kabineitsmitglieder gehören zumeist zu den engeren Freunden C.s aus
dem Senat und sind farblos genug, um den übermächtigen Willen des
Ninistervräsidenten geduldig zu ertragen. Aus dem Ministerium Painlev#é
uind verblieben Klotz, Clementel, Claveille und Loucheur. Der politischen
Rachtung nach gehören die Kabinettsmitglieder der mittleren Linken an.
Fodilalsoz. sind Nail, Lasferre, Simon, Cols. Die Soz. haben ihren Ein-
kLut ins Kabinett abgelehnt.