488 Frankreich. (Dezember 28.)
genossen zusammen prüfen würden. Aber ein solcher indirekter Friedens-
vorschlag verdient nicht, erwogen zu werden. Entweder werden die russischen
Verhandlungen zum Ziele führen und dann wird dies die Kapitulation
Rußlands sein, oder die Verhandlungen werden scheitern. In beiden
Fällen wird für uns der Krieg weitergehen. Der Krieg ist in ein kritisches
Stadium getreten. Bis auf weiteres fehlt uns ein Bundesgenosse, ein
Bundesgenosse, der im Begriffe war, entscheidende Ergebnisse zu erzielen.
Es bedeutet offenbar einen großen Erfolg für Deutschland und Oesterreich-
Ungarn, die Freiheit der Bewegung an unserer Front zu besitzen. Aber,
wenn uns ein Bundesgenosse fehlt, so kommen andere zu uns: Die Ver-
einigten Staaten mit allen Kräften auf den Gebieten des Handels, der
Industrie, der Wirtschaft und in militärischer Beziehung. Die Alllerten
sind entschlossen, alle Hilfsquellen zu einer einzigen gemeinsamen zu ver-
einigen, um den Heeren ein Höchstmaß an Kraft zu verleihen. Die Ein-
heit des Handelns ist von der letzten Konferenz geregelt worden, und die
alliierten Hcere kämpfen für das gemeinsame Wohl. Ihre enge Einheit
wird auch an der mazedonischen Front bekrästigt werden. Deutschland bat
sich die unmögliche Aufgabe gesetzt, die Welt zu besiegen, aber die Welt
wird siegen und die Franzosen werden einen beträchtlichen Anteil an dem
Siege haben. Wie Roosevelt gesagt hat, wird Frankreich die Seele der
Welt errettet haben. Das ist es. Wir wollen unter Ihrer Kontrolle und,
wie ich gerne glaube, mit Ihrer vollen Zustimmung arbeiten.
Hierauf gibt Abg. Sembat (Soz.) eine ausführliche Erklärung ab.
Die Sozialisten verwürfen die auswärtige Politik der Regierung; sie ver-
langten die Veröffentlichung der Ententekriegsziele und die Beteiligung an
den Verhandlungen von Brest-Litowsk.
Schließlich lehnt die Kammer mit 378 gegen 103 (87 Soz., 12 Rad.-
Soz.) Stimmen den Vorrang für eine Tagesordnung Longuet (Soz)) ab,
die folgenden Wortlaut hat: „Ueberzeugt davon, daß die russische Demokratie
ihrer Formel von einem allgemeinen Frieden ohne Annexionen und Kriegs-
entschädigungen treu bleiben wird, der sich auf der Grundlage des Selbst-
bestimmungsrechts der Völker aufbaut, fordert die Kammer die Regierung
auf, unverzüglich und in diesem Sinne eine Revision der in der Antwort-
note der Alliierten an den Präsidenten Wilson im vergangenen Januar
enthaltenen Kriegsziele zu bewirken und verlangt die Veröffentlichung der
Geheimverträge. Sie erklärt ferner, daß sie künftig nur die vom Parlament
gutgeheißenen Verpflichtungen als gültig ansehen wird.“ Sodann nimmt sie
mit sämtlichen 384 abgegebenen Stimmen bei Stimmenthaltung der Soz.
die von der Regierung gebilligte Tagesordnung Symian an, wonach die
Kammer die Erklärungen der Regierungen billigt und im Vertrauen zu
ihr zur Tagesordnung übergeht.
W. Dez. (Kammer.) Jahresklasse 1919. Kriegsanleihe. Re-
quirierung der Handelsflotte.
Die Kammer nimmt die Vorlage über den Aufruf der Jahres-
klasse 1919 mit 425 gegen 73 Stimmen an. In der Debatte erklärt
Unterstaatssekretär Abrami, Deutschland habe die Klasse 1918 und einen
Teil der Klasse 1919 an der Front, und man spreche davon, daß die Jahres-
klasse 1920 in Deutschland ausgehoben werden solle. Die Aufgabe Frank-
reichs sei also klar und gebieterisch. Bezüglich der Entlassung der alten
Jahrgänge erklärt er, daß die Regierung am Vorabend ernster Ereignisse
die Entlassung der alten Jahrgänge nicht vornehmen dürfe.
Finanzminister Klotz teilt mit, daß die am 16. Dez. abgeschlossene
dritte Kriegsanleihe nach den bisherigen Feststellungen 10276529052 Fr.