Stalien. (Februar 24.—28.) 491
stabschef der Marine wird. Den Generalstabsposten hat er schon vom
1. April 1913 bis 1. Okt. 1915 innegehabt.
24.—27. Febr. (Rom.) Tagung einer Gruppe des Interalliierten
Parlamentes („Parlamentino“).
Es nehmen daran teil achtzehn vom Radikalen Franklin-Bouillon
geführte franz. Parlamentarier, sowie etwa 20 ital. Parlamentarier. In
den Verhandlungen kommt der Wille zum Ausdruck, den Regierungen bei
Erlangung des Sieges und einer dauernden politischen und wirtschaftlichen
Verbindung Italiens und Frankreichs behilflich zu sein und für die Parla-
mente gegenüber den Regierungen die Kontrolle und Initiative in Anspruch
zu nehmen.
25.—26. Febr. (Rom.) Tagung der offiz. soz. Partei.
Mehrere Redner betonen, daß die Partei trotz aller Schwierigkeiten
dem Programm und den Methoden der Internationale tren bleibt, die
Wiederaufnahme der Beziehungen der Internationale erhofft und nur den
geeigneten Augenblick abwartet, um mit praktischen Bemühungen in dieser
Bezichung hervorzutreten. In der Debatte wird der Kammerfraktion vor-
geworfen, nicht entschieden genug gegen den RKrieg aufgetreten zu sein.
Schließlich spricht aber die Versammlung mit 23841 gegen 6295 Stimmen
ihre Zustimmung zu der Tätigkeit der Parteileitung, des „Avanti“ und der
Kammerfraktion aus, die von dem Grundsatze ausgeht, den Krieg weder
zu unterstützen noch zu „sabotieren"“. Ferner wird mit großer Mehrheit
beschlossen, an der Pariser Sozialistentonferenz nicht teilzunehmen, da sich
auch die russ. Soz. gegen eine Beteiligung erklärt hätten, und überdies die
aus der ital. Sozialistenpartei ausgeschiedenen interventistischen Reformsoz.
als stimmberechtigt zugelassen werden sollen. Zum Schluß wird in geheimer
Sitzung die Friedensfrage beraten und eine Tagesordnung angenommen,
die sich für eine energische Anion der Partei und ihrer Organe ausspricht.
27. Febr. (Kammer.) Beginn der Frühjahrstagung.
Die Regierung legt zahlreiche Gesetzentwürfe vor, darunter einen Ent-
wurf, wodurch die Rechtsfähigkeit der Frau auf zivilrechtlichem und kom-
merziellem Gebiete derjenigen des Mannes gleichgestellt wird.
W. Febr. (Kammer.) Friedensinterpellation der Sozialisten.
Die sozialistische Fraktion unterbreitet folgenden, von Prampolini
und 23 anderen Abgg. unterzeichneten Beschlußantrag: Die Kammer
stellt sest, daß einerseils Mangel an Voraussicht, als Italien ohne an-
gemessene internationale Vereinbarungen über die Gewährleistung seiner
Versorgung in den Krieg getrieben wurde, und andererseits kapitalistischer
und nationalistischer Egoismus, von welchem sich die Politik aller Krieg-
führenden auch in den Besiehungen zu den Verbündeten leiten läßt, der-
artige Verhälmisse im Wirtschaftsleben Italiens herbeigeführt haben, daß
eine sofortige tiese Umgestaltung der auswärtigen und Kriegspolitik er-
forderlich ist, um die Friedensverhandlungen zu beschleunigen,
da ohne Frieden auf eine wirksame Abhilfe der Unzulänglichkeit der Ver-
sorgung und der wachsenden Gefährdung der künftigen wirtschaftlichen Ent-
wicklung Italiens nicht zu hoffen ist.
Ministerpräsident Boselli erklärt, der soz. Beschlußantrag beziehe sich
scheinbar nur auf die Versorgungsfrage, in Wahrheit umfasse er die ge-
samte Kriegspolitik, die Beziehungen zu den Verbündeten und die Be-
schleunigung des Friedens. Er erinnere daran, daß die Kammer vor nicht
langer Zeit einen ähnlichen Beschlußantrag auf sechs Monate hinausgeschoben