Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

498 Italien. (März 12. 22.) 
gewidmet haben. Der Ministerpräsident bittet, von den Erklärungen der 
Minister Akt zu nehmen und auf den Beschlußanträgen nicht zu bestehen. 
Das Ministerium werde innerhalb der von den Kriegsnotwendigkeiten und 
dem höchsten Ziele des Sieges gebieterisch auferlegten Grenzen die Zu- 
geständnisse für die landwirtcchaftliche Arbeitskraft aufrechterhalten und 
womöglich noch zu erweitern suchen. Die Rammer müsse sich die unzähligen 
Schwierigkeiten des Kriegsministeriums, alle erhältlichen Kräfte zusammen- 
zuzlehen, gegenwärtig halten. Die vorgebrachten Sonderwünsche und Emp- 
fehlungen werde das Ministerium möglichst berücksichtigen. Mit den 
patriotischen Gefühlen in den verschiedenen eingebrachten politischen Tages- 
ordnungen sei er freudig einverstanden. Auch das Ministerium anerkenne, 
daß die Verbreiter schlimmer Prophezeiungen und falscher Nachrichten, die 
niederdrückend wirken, rücksichtslos und strenge bestraft werden müssen. Auch 
das Ministerium wünsche und ersehne den Frieden, aber der Friede hänge 
nicht von den einzelnen Kriegführenden und erst recht nicht von einer 
Partei ab. Der Friede werde erreicht werden, indem die Stunde des Sieges 
beschleunigt werde und dies nicht bloß mit Waffen, sondern auch durch die 
Festigung des öffentlichen Geistes gegen gefährliche Nachstellungen. Die 
bevorstehende Abstimmung möge ein patriotischer Trompetenton sein, der 
die Bestätigung unserer Treue und Kraft durch ganz Italien und zu den 
Verbündeten trage. Das Ministerium werde alles tun, um ein wesentliches 
Element des Sieges, nämlich die Munitionsversorgung, zu verstärken. An 
der Front seien so gewichtige Verteidigungen hergerichtet, daß Ruhe und 
größtes Vertrauen erlaubt sei. Wenn die Kammer es nicht für zweckmäßig 
erachte, dem Ministerium das Vertrauen zu erneuern, und wenn neue 
Männer zur Regierung kommen, so seien einige der gegenwärtigen Minister 
bereits auf dem Sprunge, in die Schützengräben zu gehen. Wenn aber die 
Kammer das Vertrauen erneuere, werde alle Sorge des Ministeriums der 
Herbeiführung des Sieges gelten, und das Ministerium werde die Rechte 
des Vaterlandes gegen jedwede offene und versteckte Nachstellung verteidigen. 
Das Ministerium glaube fest an den Sieg und schwöre auf den Sieg im 
Namen des Vaterlandes und der Kultur. 
Hierauf wird gemäß dem Wunsche des Ministeriums die Tagesordnung 
Baccelli, worin das Vertrauen zum Wirken der Regierung und zu den 
Kräften der Nation ausgesprochen wird, mit 369 gegen 43 (soz. und wenige 
vereinzelte andere) Stimmen angenommen. 
12. März. Einführung des Lebensmittelkartensystems. 
„Nuovo Giornale“ veröffentlicht die Regierungsinstruktionen an die 
Präfekten für die Einführung von Karten auf Fleisch, Fette, Zucker, 
Mehl und Brot. Gemäß den Instruktionen ist für die drei letzteren 
Nahrungsmittel Sparsamkeit dringend notwendig. Für Brot oder Mehl 
können täglich jeder Person 200 bis 250 Gr. in den Städten und 400 bis 
500 Gr. auf dem Lande zugeteilt werden. Wo Maismehl verbraucht wird. 
soll die Zuweisung geringer sein. Familien, die notorisch Getreide oder 
Mehl besitzen, dürfen keine Karten erhalten. 
22. März. In London wird ein engl.-ital. Finanzabkommen 
unterzeichnet. 
Es wird von der Presse lebhaft begrüßt, da es die sichere Gewähr 
für die ital. finanz. Widerstandskraft biete. Einzelheiten werden nicht bekannt. 
22. März. Ergebnis der IV. Kriegsanleihe. 
Die „Ag. Stefani“ veröffentlicht eine Mitteilung, wonach die Zeich- 
nungen auf die IV. Kriegsanleihe (s. S. 490) 3,6 Milliarden Lire betragen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.