Bie Ssterreichischungarische Monarchir. (März 17.—21.) 51
eine eingehende Besprechung der mit der gegenwärtigen politischen und der
Kriegslage zusammenhängenden Fragen. Hierbei trat in allen Punkten eine
völlige Uebereinstimmung in den beiderseitigen Ansichten zutage.
17. März. Einfuhrbeschränkung.
Das „Reichsgesetzblatt“" veröffentlicht eine Verordnung, wonach
die Einfuhr von Waren aller Art in beiden Staaten der Monarchie nur
mit Erlaubnis des Finanzministers erfolgen kann.
17. März. Parteikundgebungen zur innerpolitischen Lage.
In einer Vorstandssitzung des Deutschen Nationalverbandes in
Wien wird einstimmig folgender Beschluß gefaßt: 1. Der Vorstand des
D. N. erklärt, daß die von slawischer Seite in jüngster Zeit vorgebrachten
Einwände gegen die Neuordnung der Dinge in Oesterreich in Widerspruch
mit den unbedingten Erfordernissen des Staates für die Zukunft stehen.
2. Der Vorstand des D. N. erklärt gegenüber verschiedenen grundlosen Be-
hauptungen, daß der Verband a) an den Vereinbarungen der gemeinsamen
Richtlinien treu festhält, b) unerschütterlich und einmütig auf dem Stand-
punkte verharrt, daß die Neuordnung der Dinge in Oesterreich ehestens
gesichert werden muß, damit die so notwendige und vom Verband stets ge-
forderte Einberufung des Reichsrates nicht weiter verzögert wird.
Der Tschechische Verband in Prag faßt einen Beschluß, worin es
heißt: Der Verband gibt der Ueberzeugung Ausdruck, daß die finanziellen
und wirtschaftlichen Fragen die Einberufung des Reichsrats erforderlich
machen, ferner, daß die Frage des tschechisch-deutschen Streites nur auf
Grund gegenseitiger Berhandlungen und gegenseitigen Uebereinkommens
gelöst werden kann, zu denen die tschechischen Parteien stets bereit waren
und noch bereit sind. Ebendeshalb macht der Verband mit allem Nach-
druck auf die Verantwortung aller aufmerksam, die zu einem anderen Vor-
gehen bei der Lösung der nationalpol. Angelegenheiten geraten haben.
20. März. (Ung. Magnatenhaus.) Der fünfte Bericht des
Ministerpräsidenten über die Inanspruchnahme von außerordent-
lichen Bollmachten während des Krieges (s. S. 27) wird nach kurzer
Debatte zur Kenntnis genommen.
21. März. (Ung. Magnatenhaus.) Die Vorlage betr. die
Verewigung des Andenkens der Helden (s. S. 26 f.) wird un-
verändert angenommen.
Ein Antrag des Grafen Hadik, daß alle Staatsbürger, die an der
Front gekämpft und das Karl-Truppenkreuz erworben haben, das aktive
Wahlrecht auf Lebensdauer erhalten sollen, wird abgelehnt.
21. 24. März. (Ung. Abgeordnetenhaus.) Interpellation
betr. die großserbische Propaganda in Kroatien und Slawonien.
Abg. Szmrecsänyi (Vp.) interpelliert in Angelegenheit der Ver-
säumnisse, welche sich die Regierung zum Schaden der Sicherheit des Landes
zu Schulden kommen lasse. Er verweist darauf, daß er kurz vor Ausbruch
des Krieges in Angelegenheit der großserbischen Propaganda interpelliert
habe und daß das vom Minister des Aeußern veröffentlichte Rotbuch die
Daten seiner Interpellation auch bestätigt habe. Redner erklärt, daß die-
jenigen, welche das unwissende serbische Volk aufgehetzt haben, noch heute
eine führende Rolle im öffentlichen Leben Kroatiens und Slawoniens spielen
und zu den Unterstützern des gegenwärtigen Regimes gehören.
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