Schweiz. (Dezember 13.—29.) 567
163 Stimmen gewählt. Zum Bundespräsidenten für 1918 wird Bundesrat
Dr. Felixg Calonder (geb. 1863, Graubündner, seit 1913 Bundesrat, Dep.
des Innern) mit 176 von 194 Stimmen, zum Vizepräsidenten Bundesrat
Müller mit 155 von 202 Stimmen gewählt.
Der Bundesrat verteilt die Departements für 1918 sfolgendermaßen:
Bundespräsident: Calonder; Inneres: Ador; Justiz und Polizei: Müller;
Militär: Decoppet; Finanz und Zoll: Motta; Volkswirtschaft: Schultheß;
Eisenbahn und Post: Haab. Die Delegation des Bundesrats für auswärtige
Angelegenheiten besteht aus dem Bundespräsidenten Calonder, Bundesrat
Schultheß und Bundesrat Ador.
13. Dez. (Ständerat.) Anerkennung der Neutralität durch
die Ver. Staaten und Frankreich.
Bei der Verhandlung des Neutralitätsberichtes verliest Bundesrat
Ador auf eine Anfrage Winigers (Luzern) die Note, in der die Ver.
Staaten von Amerika (s. S. 566) die Neutralität der Schweiz anzuerkennen
versprechen, solange die Schweiz selbst neutral bleibt und ihre Neutralität
von anderer Seite nicht verletzt wird. A. führt dazu aus: Die Formel der
Ver. Staaten weicht von der von den anderen Staaten gebrauchten ab. Der
Bundesrat hat den Empfang der Note bestätigt und die Versicherung ab-
gegeben, daß die Schweiz den festen Willen habe, ihre Neutralität und
Integrität um jeden Preis aufrechtzuerhalten und gegen jeden Angriff zu
verteidigen, und daß die Schweiz als souveräner Staat für den Fall, daß
ihre Neutralität verletzt würde, selbst darüber entscheiden würde, ob und
wann sie die Hilfe eines fremden Staates gegen einen Eindringling an-
rufen wolle. In einer redaktionell gleichlautenden Note hat gleichzeitig
auch Frankreich der schweiz. Regierung die Respektierung ihrer Neutralität
zugesichert, welche Note in gleicher Weise wie die amerik. beantwortet
wurde. (Durch diese Erklärung hat Frankreich sein im Jahre 1914 der
Schweiz gegebenes bedingungsloses Neutralitätsversprechen einer nicht un-
wesentlichen redaktionellen Aenderung unterzogen.)
20. Dez. (Ständerat.) Verhältniswahl. Erhöhung der Zahl
der Bundesräte.
Bei der Beratung des Volksbegehrens betr. Einführung der Ver-
hältniswahl für die Wahlen in den Nationalrat wird mit 23
gegen 15 Stimmen ein Gegenentwurf zum Initiativbegehren angenommen,
der vorsieht, daß größere Kantone in mehrere Wahlkreise eingeteilt werden
können. Dagegen wird mit 22 gegen 15 Stimmen beschlossen, dem Volke
die Verwerfung des Initiativbegehrens mit der Fassung „Ein Kanton, ein
Wahlkreis“ zu empfehlen. — Ferner nimmt der Ständerat mit 23 gegen
13 Stimmen die Verfassungsvorlage auf Erhöhung der Zahl der
Bundesräte von 7 auf 9 an.
25. Dez. (Bundesrat.) Oberst Dr. zur. Ph. Mercier, Ständerat
von Glarus, wird zum Gesandten in Berlin ernannt.
29. Dez. Abschluß eines schweiz.-franz. Wirtschafts= und Finanz-
abkommens.
Wie die „Schweiz. Dep.-Ag.“ mitteilt, ist das Ablommen auf die Dauer
von zehn Monaten abgeschlossen. Durch das Abkommen verpflichtet sich der
Bundesrat die schweiz. Finanzorganisation zu ermächtigen, einem franz.
Bankkonsortium monatliche Kredite zu eröffnen, welche in direkte Beziehung
gesetzt werden zu den aus Frankreich oder im Transit durch Frankreich in