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bestimmungsrecht zu erhalten, hegt der Staatsrat die Hoffnung, durch seine
Handlungen die Unterstützung des Reichstages und des schwedischen Bolkes
zu erwerben. Gewisse handelspolitische Fragen von großer Bedeutung für
unsere Volksernährung und Industrie werden Gegenstand besonderer VBor-
sorge des Staatsrats werden und die Verhandlungen in diesen Fragen
dürften unmittelbar geführt werden. — Das Ministerium wird von der
schwedischen Presse im ganzen günstig beurteilt.
2. April. (Reichstag.) Lebensmittelfrage.
In der Zweiten Kammer macht „Ministerpräsident Swartz in
Beantwortung verschiedener Interpellationen ausführliche Angaben über
den Stand der Lebensmittelfrage. Er erklärt, daß in bezug auf
Brot keine weiteren Einschränkungen mehr nötig seien, da die Vorräte bis
zur Herbsternte ausreichten, doch werde alles geschehen, um durch Einfuhr
eine Erhöhung der Rationen besonders für die zu ermöglichen, die in erster
Linie auf Brot angewiesen seien. Die Vorräte an Kartoffeln seien zwar
ering, aber man hoffe durch Einführung von Höchstpreisen einer unnötigen
reissteigerung vorzubeugen. Der Bedarf an Düngemitteln könne im großen
und ganzen als gedeckt angesehen werden, vor allem, wenn noch eine Ladung,
die vom Staat eingekauft wurde, richtig eintreffe. Die getadelte Fleisch-
ausfuhr sei durch vermehrte Schlachtung zu erklären und beeinträchtige den
Verbrauch des Landes nicht. Butter und Eier würden nicht mehr aus-
geführt. Die Holzvorräte könnten als genügend angesehen werden.
Nach der Rede des Ministers ziehen ungefähr 20000 Arbeiter vor
das Reichstagsgebäude, um gegen die Ernährungsverhältnisse zu demon-
strieren. Sie beschließen die Einsetzung eines Ausschusses, der der Regie-
rung die Wünsche der Arbeiter unterbreiten solle. Abg. Branting (Soz.)
spricht beruhigende Worte zur Versammlung und betont den Willen der
neuen Regierung, ihr Bestes zu tun. An den folgenden Tagen kommt es
zu weiteren Straßenkundgebungen in Stockholm, Göteborg, Malmö u. a.
23. April. (Reichstag.) Verfassungsreform.
In beiden Kammern wird ein liberaler Antrag eingebracht, der ein
engeres Zusammenwirken zwischen der Regierung und dem Reichstag herbei-
zuführen bezweckt. Man wünscht eine Aenderung des § 12 der Berfassung
dahin, daß die Mitwirkung des Reichstags bei Abschluß eines Bündnisses
erforderlich wird; ferner eine Aenderung des § 13 dahin, daß das Recht
des Königs der Entscheidung über Krieg und Frieden in Uebereinstimmung
mit §9 74 gebracht wird, wonach die Militärmacht nur auf Kriegsfuß ge-
bracht werden kann, um die Neutralität des Landes zu schützen oder einen
Angriff abzuschlagen. Ferner werden Maßnahmen verlangt, wonach der
Reichstag andauernd über die äußere politische Lage des Reiches unter-
richtet und der Geheimausschuß zu einer feststehenden Einrichtung um-
gewandelt werden soll, die auch außer der Reichstagstagung besteht.
4. Mai. (Reichstag.) Einführung der Zivildienstpflicht.
Die Regierung bringt eine Vorlage zur Einführung der Zivildienst-
pflicht für alle männlichen und weiblichen Staatsbürger zwischen 15 und
60 Jahren, die durch einen Erlaß der Regierung einberufen werden können,
ein. Im Prinzip umfaßt die Dienstpflicht das ganze Wirtschaftsleben, sie
soll aber vorläufig nur zur Beseitigung des Holzmangels dienen.
4. Mai. Die Stockh. Konferenz auf den 10. Juni verschoben.
Das „Svenska Telegrambyran"“ teilt mit: Der holländ. Delegation
der soz. Internationale, die die Initiative zur Stockholmer Konferenz er-