Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

608 S#eden. (April 21.—Mai 4.) 
bestimmungsrecht zu erhalten, hegt der Staatsrat die Hoffnung, durch seine 
Handlungen die Unterstützung des Reichstages und des schwedischen Bolkes 
zu erwerben. Gewisse handelspolitische Fragen von großer Bedeutung für 
unsere Volksernährung und Industrie werden Gegenstand besonderer VBor- 
sorge des Staatsrats werden und die Verhandlungen in diesen Fragen 
dürften unmittelbar geführt werden. — Das Ministerium wird von der 
schwedischen Presse im ganzen günstig beurteilt. 
2. April. (Reichstag.) Lebensmittelfrage. 
In der Zweiten Kammer macht „Ministerpräsident Swartz in 
Beantwortung verschiedener Interpellationen ausführliche Angaben über 
den Stand der Lebensmittelfrage. Er erklärt, daß in bezug auf 
Brot keine weiteren Einschränkungen mehr nötig seien, da die Vorräte bis 
zur Herbsternte ausreichten, doch werde alles geschehen, um durch Einfuhr 
eine Erhöhung der Rationen besonders für die zu ermöglichen, die in erster 
Linie auf Brot angewiesen seien. Die Vorräte an Kartoffeln seien zwar 
ering, aber man hoffe durch Einführung von Höchstpreisen einer unnötigen 
reissteigerung vorzubeugen. Der Bedarf an Düngemitteln könne im großen 
und ganzen als gedeckt angesehen werden, vor allem, wenn noch eine Ladung, 
die vom Staat eingekauft wurde, richtig eintreffe. Die getadelte Fleisch- 
ausfuhr sei durch vermehrte Schlachtung zu erklären und beeinträchtige den 
Verbrauch des Landes nicht. Butter und Eier würden nicht mehr aus- 
geführt. Die Holzvorräte könnten als genügend angesehen werden. 
Nach der Rede des Ministers ziehen ungefähr 20000 Arbeiter vor 
das Reichstagsgebäude, um gegen die Ernährungsverhältnisse zu demon- 
strieren. Sie beschließen die Einsetzung eines Ausschusses, der der Regie- 
rung die Wünsche der Arbeiter unterbreiten solle. Abg. Branting (Soz.) 
spricht beruhigende Worte zur Versammlung und betont den Willen der 
neuen Regierung, ihr Bestes zu tun. An den folgenden Tagen kommt es 
zu weiteren Straßenkundgebungen in Stockholm, Göteborg, Malmö u. a. 
23. April. (Reichstag.) Verfassungsreform. 
In beiden Kammern wird ein liberaler Antrag eingebracht, der ein 
engeres Zusammenwirken zwischen der Regierung und dem Reichstag herbei- 
zuführen bezweckt. Man wünscht eine Aenderung des § 12 der Berfassung 
dahin, daß die Mitwirkung des Reichstags bei Abschluß eines Bündnisses 
erforderlich wird; ferner eine Aenderung des § 13 dahin, daß das Recht 
des Königs der Entscheidung über Krieg und Frieden in Uebereinstimmung 
mit §9 74 gebracht wird, wonach die Militärmacht nur auf Kriegsfuß ge- 
bracht werden kann, um die Neutralität des Landes zu schützen oder einen 
Angriff abzuschlagen. Ferner werden Maßnahmen verlangt, wonach der 
Reichstag andauernd über die äußere politische Lage des Reiches unter- 
richtet und der Geheimausschuß zu einer feststehenden Einrichtung um- 
gewandelt werden soll, die auch außer der Reichstagstagung besteht. 
4. Mai. (Reichstag.) Einführung der Zivildienstpflicht. 
Die Regierung bringt eine Vorlage zur Einführung der Zivildienst- 
pflicht für alle männlichen und weiblichen Staatsbürger zwischen 15 und 
60 Jahren, die durch einen Erlaß der Regierung einberufen werden können, 
ein. Im Prinzip umfaßt die Dienstpflicht das ganze Wirtschaftsleben, sie 
soll aber vorläufig nur zur Beseitigung des Holzmangels dienen. 
4. Mai. Die Stockh. Konferenz auf den 10. Juni verschoben. 
Das „Svenska Telegrambyran"“ teilt mit: Der holländ. Delegation 
der soz. Internationale, die die Initiative zur Stockholmer Konferenz er-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.