Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

S#weden. (Mai 9.—11.) 609 
griffen hatte (s. S. 598 f.), hat sich die schwedische Delegation angeschlossen. 
In vollem Einverständnis mit dieser wurde beschlossen, die anderen skandi- 
novischen sozialistischen Parteien von Norwegen und Dänemark gleicher- 
maßen einzuladen, je einen Vertreter abzuordnen, um sich an dauernden 
Arbeiten zu beteiligen. Als Antwort auf das Telegramm eines franz. 
Delegierten wurde beschlossen, daß besondere Konferenzen der Ausschüsse 
mit den verschiedenen Delegationen der übrigen Parteien vom 15. Mai ab 
stattsinden sollen. Diese Delegationen sollen aber volle Freiheit hinsichtlich 
der Teilnahme an der allgemeinen Konferenz haben, die nicht vor dem 
10. Juni stattfinden wird, um den der Internat. angeschlossenen Parteien die 
Möglichkeit zu geben, die durch die letzten Ereignisse geschaffene Lage zu prüfen. 
Ueber ihre Stellung zur Friedensfrage gibt die holländ. Dele- 
gation (am 6.) einstimmig folgende Erklärung ab: Die Delegation lehnt 
energisch jede Auslegung ab, als ob sie einen Sonderfrieden zwischen ein- 
zelnen kriegführenden Mächten beabsichtigt habe. Sie erklärt, daß ihr Zweck 
sei, einen allgemeinen Frieden zu fördern auf dem Boden der Grundsätze 
des internationalen Kongresses in Kopenhagen im Jahre 1910. Die Dele- 
gation ist weder jemandes Werkzeug, noch läßt sie sich in Intrigen, von 
welcher Seite sie auch kommen mägen, hineinziehen. 
9. Mai. Schwed.-engl. Abkommen. 
Amtlich wird mitgeteilt: Mit England ist ein Abkommen getroffen 
worden, durch welches außer gewissen anderen Erleichterungen des See- 
verkehrs die Möglichkeit geschaffen wird, die schwed. in ausländischen Häfen 
befindlichen Getreideladungen nach Schweden einzuführen. Dadurch würde 
unter der Voraussetzung der Dauer des jetzt angeordneten Verteilungs- 
systems das Bedürfnis des Landes an Brotgetreide bis zur nächsten Ernte 
völlig gesichert, auch wenn die Ernte, wie zurzeit zu befürchten ist, ver- 
spätet würde. Außerdem böte sich die Möglichkeit, in dem Maße, wie die 
erwarteten Mengen eintreffen, zu erwägen, wo sie zur Abhilfe des schwersten 
Druckes nötig sind. 
9.—111. Mai. (Stockholm.) Nordische Ministerkonferenz. 
Es nehmen daran die Ministerpräsidenten und Außenminister der drei 
Reiche teil. „Politiken“ schreibt dazu u. a.: Keine der früheren Zusammen- 
künfte hat in so drohender ernster Lage für die Neutralen stattgefunden 
wie diese. Die Länder, die nicht in den Krieg verwickelt sind, kämpfen jetzt 
gleichfalls für ihr Leben. Von den beiden großen Mächtegruppen bedrängt 
und bedrückt, werden die drei skand. Länder immer härter- und bitterer be- 
troffen und müssen mit Beunruhigung und Sorge der Zukunft entgegen- 
sehen. Durch Zusammengehen wird es möglich sein, einige von den Schrecken 
abzuwenden, die täglich immer näherkommen. Z 
Ueber das Ergebnis wird amtlich u. a. mitgeteilt: Im Laufe der 
Besprechung hat sich der einmütige Wille der drei Länder herausgestellt, 
die von ihnen bisher befolgte Politik unparteiischer Neutralität 
aufrechtzuerhalten. Wie zuvor weisen die drei Regierungen den Ge- 
danken von der Hand, sei es allein, sei es im Verein mit den anderen 
neutralen Regierungen, die Initiative zu einer Bermittlung zwischen den 
Kriegführenden oder andere Maßnahmen derselben Art zu ergreifen. Die 
Konserenz war einmütig der Ansicht, daß ein Zusammenwirken mit den 
anderen neutralen Staaten zur Wahrnehmung ihrer gemeinsamen Inter- 
essen und insbesondere über die Grundsätze des zukünftigen Bölkerrechts ge- 
schaffen werden müsse. Die Aufmerksamkeit der drei Regierungen ist auf 
die Tatsache gerichtet, daß diese letztere Frage zu dem Arbeitsprogramm 
Europäischer Geschichtskalender. LVIII2 39
	        
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