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schiedene Truppenteile, sich ihr zur Verfügung zu stellen. Daraufbhin ent-
schloß sich Rodzianko, den. Vorsitz des Mollziebungsausschusses der
Duma zu übernehmen, der sodann im Laufe des Abends aus folgenden
Persönlichkeiten gebildet wurde: Der Präsidem der Duma Rodzianko.
der Führer der soz. Dumafraktion Tscheidse, der Führer der Arbeits
partei Kerenski, der Kadettenführer Miliukow, der Angehörige der
Oktobristenfraktion Lberst Engelhardt, der Rizedräsident der Duma
Kadett Konowalow, der Kosakenoffizier Karaulow, der Erste Dumoa-
sekretär Dmitrijukow, der Zweite Dumasekretär Rschewski, der Okio-
bristenführer Schidlowski, der Kadett Nekrassow, der Führer der ge-
mäßigten Oktob. Fürst Lwow und der Führer der Links-Nat. Schulgin.
Der Sieg der Revolution schien bereits vollständig zu sein. Der
Ministerrat, der sich am Abend des 12. in der Admiralität versammelt
hatte, bat den Zaren telegraphisch um seine Entlassung. Die gewählten Mit-
glieder des Reichsrats machten in der Nacht vom 12. zum 13. einen ver
geblichen Versuch, die Dunastie zu retten, indem sie telegraphisch den Zaren
dringend ersuchten, sofort die gesetzgebenden Kammern einzuberusen, das
gegenwärtige Ministerium zu verabschieden und eine mit dem Volksvertrauen
bekleidete Persönlichkeit mit der Bildung einer parlamentarischen Regierung
zu betrauen. Am Abend des 13. war auch der Rest der Truppen zu den
Aufständischen übergegangen. Die meisten Minister und hohen Beamten der
alten Regierung wurden am 13. und 14. in verschiedenen Versrecken auf-
gefunden und verhaftet, einige auch ermordet. In den anderen Großstädten
sowie in der Provinz vollzog sich der Sturz des Zarentums und die An-
erkennung der Prov. Regierung ohne erhebliche Ruhestörungen. Schwierig-
keiten machte nur die ÖOstseeflotte, die ihre radikalen Forderungen nicht be-
friedigt sah. Am 17. wurde der Höchstkommandierende der Ostseeslorte
Admiral Nepenin von den Meuterern ermordet.
Zwischen dem A.= u. S.-Rat und dem Vollziehungsausschuß der
Duma, für den sich die Mehrheit der Trupven erklärt hatte, kam es noch
am 13. zu Verhandlungen. Am Abend traten der Vollziehungsausschuß
des A.- u. S. Rates mit dem Vollziehungsausschuß d. D. zu einer gemein-
samen Sitzung zusammen. Hier stellte ersterer sehr radikale Forderungen
auf, für welche die neu zu bildende Regierung eintreten müsse. Um
zu der notwendigen Einigung mit den Sozialisten zu gelangen, jat
sich der Vollziehungsausschuß d. D. zu einem weitgehenden Entgegen
kommen genötigt. Immerhin gelang es ihm, durchzusetzen, daß der Voll-
ziehungsausschuß des A.= u. S. Rates auf die Forderung einer sofortigen
Proklamierung der Republik verzichtete: diese sollte von der Verfassunggebenden
Versammlung entschieden werden. Außerdem verlangte Rodzianko, daß ein
oder mehrere Sozialisten in die Regierung eintreten, um diese dadurch
volkstümlicher zu machen. Die anwesenden Sozialisten lehnten diesen Vor-
schlag ab; nur Kerenski erklärte sich trotz des Widerspruchs seiner Genossen
bereit, in die neue Regierung einzutreten. Es wurde die Liste der neuen
Minister vereinbart, unter denen die Kadetten und Progressisten die Ober-
hand hatten. Mit diesem Programm begab sich der Vollziehungsausschuß
zu dem spät am Abend zusammenberufenen A.= u. S.-Rat, wo sich alebald
stürmische Verhandlungen darüber entspannen. Die kleine Gruppe der-
jenigen, die überhaupt gegen jegliche Anerkennung. einer bürgerlichen Re-
gierung waren, wurde zwar geschlagen, doch erregten verschiedene Einzel-
heiten des Programms lange und heftige Erörterungen, von denen wir
allerdings nur folgendes wissen: Kerenski stellte der Versammlung das
Ultimatum, ihn entweder aus ihrer Mitte gänzlich auszustoßen oder ihm
das Vertrauen auszusprechen und ihm zu gestatten, in die Regierung ein-