70 Die ãsterreiisch-nngarise Monarchie. (April 25. 26.)
Dr. Ritter v. Bilinski beantragte Resolution angenommen: Der Polen-
klub begrüßt den durch die Revolution in Rußland bewirkten Sturz des
Zarates, des größten Feindes der polnischen Nation, und erwartet, daß
dieses die Freiheit der Völker befestigende Ereignis eine Botschaft des bal-
digen Friedens sein wird. Hierauf berichtet B. über die Verhand-
lungen betr. die Sonderstellung Galiziens, denen eine Erklärung des
Ministerpräsidenten über die Verwirklichung des Kaiserl. Handschreibens
betr. die Autonomie Galiziens sowie über die Gutmachung der durch den
#ieg. in Galizien verursachten Schäden zugrunde lag. Der Klub beschließt,
die Vorschläge der Regierung über die in der Erklärung des Minister-
präsidenten berührten Angelegenheiten abzuwarten, sowie das Präsidium
aufzufordern, mit der Regierung in dieser Richtung zu verhandeln.
25. April. (Wien.) Gründungsversammlung der Abteilung für
Städte= und Gemeindewesen der Osterr. Waffenbrüderl. Vereinigung.
26. April. Kaiser Karl versichert das Kabinett Clam-Martinic
seines fortdauernden Vertrauens.
An den Ministerpräsidenten richtet Kaiser Karl folgendes Hand-
schreiben: Lieber Graf Clam--Martinic! In ernster Zeit haben Sie,
Meinem Rufe folgend, die Leitung Meiner österreichischen Regierung über-
nommen. Seither sind Sie Mir mit Ihrem wertvollen Rate stets treu zur
Seite gestanden. In verständnisvollem Eingehen in Meine Bestrebungen
haben Sie, unermüdlich sorgend um das Wohl Meiner schwer geprüften
Völker, die schwierigen Verhältnisse zu mildern verstanden, die der Krieg
geschaffen hat. Bei dem uneingeschränkten Vertrauen, welches Jch Ihnen
entgegenbringe, gereicht es Mir zur lebhaften Befriedigung, daß alle Mit-
glieder Meiner Regierung einmütig sind in dem Bestreben, die Kräfte des
Reiches zusammenzufassen zum Wohle aller Meiner, Völker. Gestützt aus
dieses Vertrauen, dessen Ich Sie und alle Mitglieder der unter Ihrer be-
währten Leitung stehenden Regierung versichere, können Sie für Ihre von
echt österreichischem Geiste getragenen Bemühungen um das Staatswohl
auf Meine stete Unterstützung zählen.
Laxenburg, am 26. April 1917. Karl m. p.
Am gleichen Tage richtet Kaiser Karl an die Minister Dr. Baern-
reither, Dr. Bobrzynski und Dr. Urban gleichlautende Handschreiben,
in denen er sie seines fortdauernden Vertrauens versichert.
26. April. Durch Kaiserl. Patent wird der Reichsrat auf
den 30. Mai einberufen.
Unterm 25. wird dazu folgende halbamtliche Auslassung ver-
öffentlicht: Die Regierung hat beschlossen, die Einberufung des Reichsrates
für den 30. Mai in Aussicht zu nehmen, denselben vor allem mit der Er-
nährungsfrage und den wirtschaftlichen, mit dem Kriege zusammenhängen-
den anderen, insbesondere auch den sozialen und staatsfinanziellen Fragen
zu befassen sowie einen nicht bloß für die bevorstehende Tagung, sondern
auch für die weitere Tätigkeit des Reichsrates bestimmten Arbeitsplan vor-
zulegen, sich in der Zwischenzeit darüber mit den Parteien ins Einver-
nehmen zu setzen und zugleich auch den Abbau der politischen Zensur ein-
zuleiten. Die Regierung erwartet, daß sie im Parlament die Unterstützung
für ihr Bestreben finden wird, in einer Zeit der höchsten politischen Span-
nung und der größten Anstrengung der Staats= und Volkskräfte, nicht bloß
für die Gegenwart das Notwendige zu schaffen, sondern auch für die Zu-
kunft die Grundlagen für ein einträchtiges Zusammenleben der Bölker