Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Syanien. (März 18. 19.) 133 
obligatorisch. Die Zahl der Offiziere bei den Kommanden und Truppen 
wird auf das unbedingt notwendige Maß eingeschränkt, auch die Bureau- 
kratie in der Militärverwaltung wird reduziert. Die außertourliche Be- 
förderung im Frieden wird abgeschafft, die Altersgrenze herabgesetzt und 
die Pensionierung begünstigt. Ferner wird die Verleihung von Aus- 
zeichnungen und Belohnungen geregelt. Aehnlich wie bei den Mittelmächten 
erfolgt die Einführung des Einjährig-Freiwilligen-Dienstes und der Reserve- 
offiziere. Besonders befähigte länger dienende Unteroffiziere können in die 
Militärakademien aufsgenommen und zu Offizieren befördert werden. Die 
Mannschaftsgebühren werden wesentlich erhöht, ebenso die Gagen der Offiziere 
vom Divisionsgeneral abwärts. Die Armee zweiter Linie wird analog jener 
der ersten Linie organisiert, wofür die nötigen Elemente geschaffen werden. 
Die Territorialarmee wird seinerzeit die zu ihrer Aufstellung notwendigen 
Kader erhalten. Durch diese Reformen wird die span. Armee auf eine moderne 
Basis gebracht. In der öffentlichen Meinung und insbesondere in Offiziers- 
kreisen herrscht darüber allgemeine Befriedigung. Der Erlaß soll am 1. Juni 
in Kraft treten. Da durch diesen Erlaß die Wünsche der Militärkreise befriedigt 
sind, beschließen die Militärjunten ihre Auflösung. Auf je ein Armeekorps ver- 
bleibt nur noch eine Junta, die sich ausschließlich mit innern Fragen befassen soll. 
18. März. Eröffnung der Cortes. 
Die Thronrede erklärt zunächst, daß die mit dem Papst und allen 
Völkern der Welt, den Neutralen und den Kriegführenden, aufrechterhaltenen 
Beziehungen die herzlichsten seien. Die Kriegführenden würdigten die freund- 
schaftliche und menschliche Art Spaniens, die durch den Krieg hervor- 
gerufenen Leiden und Schmerzen zu mildern, und erkannten die beständige 
Loyalität der Neutralitätspolitik an, deren Fortsetzung von der Regierung 
in Uebereinstimmung mit dem von Spanien kundgegebenen Wunsche fest- 
gelegt worden sei. Um die Land- und Seestreitkräfte zu verstärken, seien 
die ersten dringlichen Reformen entsprechend den in den Parlamentsvoten 
widergespiegelten nationalen Bestrebungen vorgeschlagen worden. Das Pro- 
gramm der Regierung sei beeinflußt durch das Beispiel aller Nationen, 
selbst der friedlichsten, von denen jede ihre militärischen Anstrengungen auf 
den höchsten Grad bringe. Das Kabinett werde den Cortes über die ersten 
angenommenen Maßnahmen Rechenschaft ablegen. Die Thronrede kündigt 
sodann eine Reihe von Gesetzentwürfen an, so ein Amnestiegesetz für poli- 
tische Vergehen, Gesetze betr. Erleichterung der Lage der ärmeren Volks- 
klassen, Reform des Unterrichtswesens, Anleihen, Steuern, Verbesserung des 
Eisenbahnnetzes, Steigerung der Kohlenförderung, Erhaltung der Wälder, 
Hebung der Landwirtschaft und Vorbereitung der Häfen und der Schiffahrt 
auf die starke Entwicklung des Ueberseehandels. Die wirtschaftlichen und 
finanziellen Mittel sollen durch Anleihen beschafft werden, um die Ab- 
wanderung von Kapital und Arbeit ins Ausland zu verhüten. 
19. März. Rücktritt des Kabinetts Garcia Prieto. 
Als unmittelbarer Anlaß für den Rücktritt des Kabinetts werden die 
im Ministerrate herrschenden Meinungsverschiedenheiten in der Frage der 
Lösung des in den letzten Tagen zum Ausbruch gekommenen Post= und 
Telegraphenkonfliktes bezeichnet. Im weiteren machen die krisenhaften. 
innerpolitischen Verhältnisse eine Neubildung der Regierung notwendig, 
zumal die Aufgabe des Kabinetts Garcia Prietos (s. Gesch Kal. 1917 Tl. 2 
S. 245 f.) durch den Zusammentritt der Cortes gelöst ist. 
19. März. (Kammer.) M. Villanueva (Lib.) wird mit 218 
Stimmen wieder zum Präfidenten gewählt.
	        
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