388 Schneden. (Mai 30.—Juni 8.)
Die Regierungsvorlage betr. Einführung des aktiven und passiven
Frauenwahlrechtes wird in der Zweiten Kammer mit 120 gegen
50 Stimmen angenommen, von der Ersten Kammer jedoch mit 62 gegen
36 Stimmen abgelehnt. Dadurch ist der Antrag gefallen.
30. Mai. Unterzeichnung des Handelsabkommens mit der En-
tente in London.
Am 14. Juni wird das Abkommen von Schweden ratifiziert. Darauf-
hin veröffentlicht das „Schwed. Tel.-Büro“ am 18. folgende amtliche Mit-
teilung: Seit Dezember 1917 sind Verhandlungen über ein Handelsabkommen
zwischen Schweden einerseits, Großbritannien, Frankreich, Italien und den
Vereinigten Staaten von Amerika andererseits geführt worden. Diese Ver-
handlungen haben jetzt zu dem Ergebnisse geführt, daß die Alliierten sich
verpflichtet haben, für Schweden die allmähliche Zufuhr einer unter den
gegebenen Umständen befriedigenden Menge von Bedarfsartikeln zu erleich-
tern, wie Brotgetreide, Futtermitteln, Steinkohlen, Oelen verschiedener Sorte,
Rohgummi, Gummifabrikaten, Baumwolle, Baumwollwaren, Wolle, Woll-
waren, anderen Textilwaren, Salpeter, Phosphaten, Schwefel sowie einer
großen Zahl anderer für das Wirtschaftsleben Schwedens notwendiger
Waren. Als Kompensation für dieses Entgegenkommen haben sich die
Alliierten hauptsächlich ausbedungen: Auf die Dauer des Abkommens schwed.
Schiffe von insgesamt 400 000 To. befrachten zu dürfen, davon 200000 To.
für Fahrten durch die Gefahrenzone, ferner die Zusicherung eines gewissen
Anteils der Eisenerzausfuhr aus Schweden, weiter ausreichende Kredite in
Schweden wegen des Einkaufs schwedischer Waren, solange das Verhältnis
zwischen dem britischen Pfund und der schwedischen Krone die jetzige abnorme
Lage behält und das gegenwärtige Abkommen gilt, und schließlich, daß im
Zusammenhange mit der oben erwähnten Zufuhr nach Schweden gewisse
Maßnahmen getroffen werden, um die Ausfuhr der genannten Waren wie
auch solcher, die mit jenen gleichgestellt werden können, aus diesem Lande
zu verhindern. In den genannten 400000 To. sind die 100000 To., die
durch das sog. modus vivendi-Abkommen (s.2. März) überlassen worden waren,
inbegriffen. Durch das jetzt abgeschlossene Abkommen wird Schweden die
Möglichkeit gegeben, ohne seine neutrale Stellung aufzugeben, der Bevöl-
kerung Waren zu beschaffen, die unumgänglich notwendig sind, damit die
Volksgesundheit nicht durch Lebensmittelmangel Schaden nehme, und die
erforderlich sind, damit die für das Land wichtigen Gewerbe nicht wegen
des Mangels an Rohstoffen ganz zum Stillstande kommen. Auf Grund des
Abkommens ist der Kauf bedeutender Mengen Brotgetreide und Futtermittel
bereits abgeschlossen worden. Eine gewisse Menge Brotgetreide ist schon
nach Schweden unterwegs. Verschiedene andere Waren, die früher eingekauft
worden waren, werden infolge des Abkommens unmittelbar zur Einfuhr
freigegeben.
3I. Mai. Amtlich wird ein Protest gegen das Vorhandensein
engl. Minen in den schwed. Gewässern veröffentlicht.
31. Mai. (Stockholm.) Eröffnung des Jahreskongresses der
soz. Linkspartei. ·
8. Juni. (Re ichstag.) Reform des Gemeindestimmrechtes.
Der Regierungsantrag über die Reform des Gemeindestimmrechtes
wird von der Ersten Kammer mit 70 gegen 50 Stimmen verworfen.
Die Zweite Kammer hat den Antrag mit 122 gegen 50 Stimmen an-
genommen. «