528 Falserien. (Jan. 20.—März 4.)
und auf demselben Wege in die. Heimat befördern läßt. — Der Waffen-
stillstandsvertrag von Mudros bestimmte, daß die türk. Beziehungen zu
Deutschland abzubrechen seien. Die deutschen Interessen in der Türkei
werden von der schwed. Gesandtschaft, die türk. Interessen in Deutschland
von der schweiz. Gesandtschaft übernommen. «
XXI.
Bulgarien.
20. Jan. Bulg.-rumän. Gefangenenabkommen. (Näh. f. S. 537.)
30. Jan. (Sobranje.) Radoslawow über B.s Kriegsziele.
In Beantwortung einer von der Opposition nach dem Wiederzusammen-
tritt der Sobranje (am 28.) eingebrachten Interpellation über den Stand
der Friedensverhandlungen und die bulg. Forderungen gibt Ministerprä-
sident Dr. Radoslawow eine längere Erklärung ab, in der er zunächst
darauf hinweist, daß alle Völker sehnsüchtig den Frieden wünschten und daß
auch die Bulgaren ihn anstrebten, jedoch einen ehrenvollen Frieden wollten,
der ihre nationale Einheit besiegelt. Diese nationale Einheit bilde ihr ein-
ziges Kriegsziel. Bulgarien rechne also mit dem Anschluß der Dobrudscha,
des Morawalandes und Mazedoniens an das Mutterland; dies stehe keines-
wegs im Widerspruch zur Friedensformel: „Keine gewaltsamen Gebiets-
erwerbungen und freies Selbstbestimmungsrecht der Völker“; denn die Be-
völkerung der erwähnten Gegenden habe schon zu wiederholten Malen ihr
bulg. Volkstum sowie den Willen bekundet, ihre Nationalität zu bewahren.
Bulgarien erfreue sich einer ausgezeichneten Stellung im Bunde. Es wisse aber
auch, daß es in diesem Bündnis noch Interessen gebe, die anders seien als die
seinen und daß folglich das Kriegsende nicht nur von seinem Willen abhänge.
Hierauf ergreifen alle Führer der Oppositionsgruppen der Reihe nach
das Wort, um den Standpunkt ihrer Parteien darzulegen. Sie sprechen
den rückhaltlosen Beitritt ihrer Fraktionen zu dem von der Regierung vor-
getragenen Programm der nationalen Einigung aus; gleichwohl geben sie
einer gewissen Unzufriedenheit hinsichtlich der von Staatsmännern der Ver-
bündeten Bulgurien gegenüber eingenommenen Haltung Ausdruck, da die
Worte des deutschen Reichskanzlers, daß er es dem Grafen Czernin über-
lasse, über die Balkanangelegenheiten zu sprechen, von diesen Rednern als
ein Beiseitetreten Deutschlands in der Frage der von Bulgarien erhobenen
Ansprüche ausgelegt werden.
9. Febr. Friedensschluß mit der Ukraine in Brest-Litowsk.
Näheres s. in dem besonderen Abschnitt am Schluß des Kalendariums.
13. Febr. König Ferdinand empfängt eine finnische Mission
zur Entgegennahme der Unabhängigkeitserklärung Finnlands.
Am gleichen Tage trifft Ministerpräsident Dr. Radoslawow in
Berlin ein.
3. März. Friedensschluß mit Rußland in Brest-Litowsk.
Näheres s. in dem besonderen Abschnitt am Schluß des Kalendariums.
4. März. „Echo de Bulgarie“ veröffentlicht den Text des serb.=
griech. Geheimvertrages v. J. 1913.