Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Bulgarien. (Sept. 7. - 25.) 531 
Er weilte längere Zeit zu Kurzwecken in Bad Nauheim, hatte während 
dieser Zeit eine Zusammenkunft mit Kaiser Wilhelm (s. Tl. 1 S. 266) und 
in Wien mit Kaiser Karl. 
7.—12. Sept. (Sofia.) Besuch König Ludwigs von Bayern. 
Er besucht auch das bulg. Hauptquartier (s. „Bayer. Staatsztg.“ vom 
12. Sept. 1918). Bei dem Galadiner in Sofia (am 7.) werden zwischen den 
beiden Monarchen die üblichen Trinksprüche gewechselt (den Text s. in der 
„Nordd. Allg. Ztg.“ 1918 Nr. 461). — Am 15. trifft König Friedrich 
August von Sachsen zu kurzem Besuch in S. ein. Beide Besuche sind 
eine Erwiderung der offiziellen Antrittsbesuche König Ferdinands in München 
und Dresden im Juni 1917 (s. Gesch Kal. 1917 Tl. 1 S. 637 ff., 650). 
21. Sept. Antwort auf die österr.-ung. Friedensnote. 
Die „Bulg. Tel.-Ag.“ veröffentlicht die Antwortnote der bulg. Re- 
gierung auf den österr.-ung. Vorschlag (s. S. 53 ff.). Bulgarien erklärt sich 
bereit, Delegierte zu entsenden behufs Fühlungnahme mit den kriegführenden 
Staaten und, wenn sich eine Möglichkeit biete, behufs regelrechter Ver- 
handlungen. Die Kriegsziele Bulgariens faßten sich ausschließlich zusammen. 
in der Festigung der Sicherung und in der Verwirklichung der Einheit des 
bulg. Volkes in den ethnographischen Grenzen, die ihm die Geschichte an- 
gewiesen habe und die durch aus der Entscheidung der Großmächte geflossene 
Akte in der Vergangenheit wiederholt sanktioniert worden seien. (Den voll- 
ständigen Wortlaut der Note s. in der „Nordd. Allg. Ztg.“ 1918 Nr. 487.) 
B. Sept. Dobrudschaabkommen. 
In Berlin wird zwischen der deutschen Regierung und dem türk. Groß- 
wesir eine Vereinbarung abgeschlossen, wonach die Türkei in die Ueber- 
gabe der ganzen Dobrudscha an Bulgarien einwilligt. Damit ist, 
freilich zu spät, ein Hauptgrund für die Mißstimmung nationalbulg. Kreise 
gegen die Verbündeten beseitigt. 
Die „Bulg. Tel.-Ag.“ meldet darüber erst am 8. Okt: Gewisse Organe 
der öffentlichen Meinung in Deutschland werfen der bulg. Regierung vor, 
der öffentlichen Meinung und der Armee das am 23. Sept. zu Berlin ab- 
geschlossene Abkommen verheimlicht zu haben, laut dem die ganze Dobrudscha 
Bulgarien zustehe. Dieser Vorwurf ist unangebracht und ungerecht. Als die 
Nachricht von diesem Abkommen nach Sofia gelangte, war an der maze- 
zonischen Front alkes zu Ende, und nichts außer dem Friedensschluß konnte 
die Gemüter mehr beruhigen. Die Veröffentlichung der Nachricht über 
die Dobrudscha in diesen schweren Tagen wäre gleich einer bittern Ironie 
gewesen und hätte das Ansehen des Bündnisses durchaus nicht erhöht. 
25. Sept. Waffenstillstands= und Friedensgesuch. 
Die bulg. Regierung, von dem Wunsche geleitet, dem Blutvergießen 
ein Ende zu setzen, ermächtigt den Generalissimus der Armee im Feld, dem 
Höchstkommandierenden der Ententestreitkräfte in Saloniki die Einstellung 
der Feindseligkeiten vorzuschlagen, um Verhandlungen zwecks Abschlusses 
eines Waffenstillstandes und des Friedens anzubahnen. 
Näheres s. in dem besonderen Abschnitt am Schluß des Kalendariums. 
Am 26. meldet die „Bulg. Tel.-Ag.“: Die dem Regierungsblock an- 
gehörenden Parteien veröffentlichen folgende Note: In Uebereinstimmung 
mit den Blockparteien hat die Regierung gestern am 25. Sept. 5 Uhr nachm. 
dem Gegner einen offiziellen Waffenstillstands- und Friedensvorschlag ge- 
macht. Die Blockparteien appellieren an die Armee und die Bevölkerung, die 
militärische und die öffentliche Disziplin zu wahren, die so notwendig ist, 
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