132 DHas beulsche Reich uad seine einleluen Glieder. (Mai 2—9.)
überflüssig mathen, auf welche die Centrumsfraction nicht verzichten kann,
wenn sie nicht mit der seil iprem Westehen betonten Wahrung des föderativen
Charakters des Reichs brechen will.
Die nat.-lib. Partei hat Geheimhaltung ihrer Vorberathungen und Be-
schlüsje vereinbart. Doch verlantet, daß jene Führer. welche das Schutzzoll-
programm des Kanzlers entschieden verwersen, aiso die Herren Bamberger,
Rickert, Braun, Frhr. v. Stauffenberg, erklärt haben, daß sie im Fall eines
Compromisses der Mehrheit der Fraction mit dem Kanzler für Finanz-=
und Schußzzölle aus der Fraction austreten würden. Inh#ischen verhandelt
v. Bennigsen mit dem Reichskanzler forl.
2.— 9. Mai. (Deutsches Reich.) Reichstag: Erste Be-
ralhung, Generaldebatte der Zolltarifvorlage. Rede Bismarck's.
Schließlich wird der Antrag der Liberalen, für Finanz= und In-
dustriezölle besondere Commissionen einzuseten, abgelehnt und der
Antrag Löwe auf Einsetzung einer einzigen Commission angenommen.
Gegen diesen sind nur die Liberalen geschlossen, die Welfen und
einige Conservative. Für Löwe war durch Conservative und Centrum
und drei bis vier National-Liberale bereits eine reichliche Majorität.
Die Abstimmung beweist, daß der neue Zolltarif, selbst wenn kein
„Liberaler“ dafür stimmt, eine sichere Mehrheit von mindestens 15
Stimmen hat.
Das Hauptorgan der nat.-lib. Partei in Berlin, die Nationalzeitung"
sagt über das Abstimmungsresultat: „Der Sieg der Tarifvorlage i im Reichs-
tage ist durch die Abstimmung über die formelle Behandlung der Vorlage
allen Augen sichtbar festgestellt worden. Schwarz und compakt erhob es sich
aus den Bänken der Rechten und des Centrums, als der Antrag Löwe zur
Abstimmung kam; nur hie und da waren in jenen Reihen einzelne Abgeord-
nete sipen geblieben, wie auf der Linken Einzelne sich jener ablstmmunn au-
geschlossen hatten. Dabei verdient es noch volle eer ncbitt g.
Bennigsen und die Nationalliberalen, die seinen Standpunkt dae r gicht
mit der Mehrheit stimmten. Damit ist für den Gesammtcharalter des Ta-
rifes die Sache schon als erledigt zu belrachten. Die große Schlacht wird
sich in eine Reihe von Einzelgefechten über die einzelnen Positionen des Ta-
rifs auflösen. Eine Fülle von Petitionen verlangt her Zölle, eine andere
Fülle will dieselben herabgeselzt haben; beide Ansichten werden ihre Vertreter
sinden. Allein Das liegt gleichfalls jetzt schon l, daß gerade im Einzel-
nen die Positionen einen schwereren Stand haben werden, als in ihrer Ge-
sammtheit, und eine Herabsetzung wird in bielfacher Weise stattfinden. Der
Sommer wird nicht über das Land gegangen sein, ohne daß die Grundbe-
dingungen der dentschen Wirthschaft verändert sind. Dagegen kann es nach
dem Resultat der heutigen Berathung keinem Zweifel mehr unterliegen, das
der Kelch der Biersteuer dießmal noch vorübergehen wird. Mit der Tabak-
besteuerung ist man nahezu allseitig enlschlossen. endlich einmal abzuschließen.“
Und —T ähnlich die „Kölnische Zeitung“: „Daß auch die gemäßigten Frei-
händler als solche einer Niederlage in der S#tubto|lsag= entgegengehen, kann
schon gar nicht, mehr zweifelhaft sein; der Sieg des Geschäftsbehandlungs-
Antrages von Löwe-Bochum über den von Beuda- Lennaich Lasker mit einer
Mehrheit von zwanzig Stimmen beweist uns das. Ob für die Industrien
von Crefeld, Barmen, Bielefeld, Nenschii- enetn K. noch einige geringe