Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

2. Jur Schuldfraze am Ausbruch des Meltlrieges. 789 
geleise von Tiflis über Kars und Sarakamysch bis Karaurgan an der 
türk. Grenze. Dieser Erweiterungsbau ist bereits in Angriff genommen. 
Nach Beendigung der Beratung der Hauptfragen, die sich aus der 
planmäßigen Vorbereitung für die Besitzergreifung der Meerengen in nicht 
ferner Zukunft als notwendig erweisen, drückt die Versammlung auf Vorschlag 
des Ministers des Aeußern im allgemeinen den Wunsch aus, daß die 
Regierung in allen einschlägigen Ressorts alle Maßregeln ergreifen möge, 
die die Ausführung dieser Aufgabe in technischer Beziehung erfordert. Dabei 
hebt die Versammlung folgende konkrete Maßregeln hervor, deren Durch- 
führung sie für wünschenswert hält: 1. daß das zum ersten Echelon für 
die Konstantinopeler Expedition bestimmte, aus der 13. und 14. Division 
und 4. Schützenbrigade bestehende Kontingent auf den Bestand von 84 Rotten 
pro Kompagnie gebracht werden möge, 2. daß die Artillerieparks des 
Odessaer Militärbezirks mit verstärkter Friedensbespannung versehen werden, 
die für die Grenzbezirke vorgesehen sind, d. h. mit Gespannen für sechs 
Geschütze und zwölf Munitionswagen, 3. daß die Ministerien der Finanzen, 
des Handels und der Industrie und der Marine durch gemeinsame An- 
strengungen sofortige energische Maßregeln für die Verstärkung unserer 
Transportmittel im Schwarzen Meer ergreifen, insbesondere, daß die Re- 
gierung unverzüglich Vereinbarungen mit den subventionierten Dampfer- 
gesellschaften treffen möge, nach welchen die letzteren verpflichtet werden, 
ihre Flotte zu vergrößern, und zwar durch Schiffe, die sowohl bezüglich 
des Typs, als auch der Bewaffnung den besonderen Bedingungen des 
Truppentransportes genügen, 4. daß das Marineressort unverzüglich Mittel 
ausfindig machen möge, um den Transport des aus einem Korps bestehenden 
ersten Echelons der Landungsarmee nach den Meerengen bis auf vier bis 
fünf Tage nach Eintreffen des Befehls zu reduzieren, 5. daß unsere 
Schwarzmeerflotte möglichst bald durch eine zweite Brigade moderner und 
möglichst starker Dreadnoughts verstärkt werden möge, 6. daß die Verlegung 
des durchgehenden Doppelgeleises von Tiflis über Kars und Sarakamysch 
bis Karaurgan möglichst bald beendigt werden und die Transversalgebirgs- 
bahn über den Kaukasus möglichst rasch erbaut werden möge. Außerdem 
ist es notwendig, eine Bahnlinie von der Station Michailowo über Bor- 
shom bis Kars mit einer Zweigbahn nach Olta durchzuführen. Auch ist es 
wünschenswert, die Linie Batum —Kars von privaten Unternehmern erbauen 
zu lassen. Die Versammlung bittet den Minister des Aeußern, diese Er- 
wägungen dem Gutachten seiner Kaiserl. Majestät zu unterbreiten. Gez. 
Ssasonow. J. Grigorowitsch. J. Shilinskij. 
Die Uebersendung des Protokolls der Sitzung v. 19. Febr. an den 
Zaren begleitete der Außenminister Ssasonow mit folgendem Bericht 
(russ. „Rotb.“ VII Nr. 68, „Dokumente“ S. 308): In dem im Nov. v. J. 
vorgestellten alleruntertänigsten Memorandum hatte ich das Glück, Ew. 
Kais. Maj. Erwägungen über die Notwendigkeit zu unterbreiten, unverzüglich 
zur Ausarbeitung eines umfangreichen Aktionsprogrammes zu schreiten, um 
uns eine günstige Lösung der Frage der Meerengen in dem Fall zu sichern, 
daß die Ereignisse uns zwingen sollten, unsere Interessen am Bosporus 
und an den Dardanellen zu schützen. Ew. Kais. Maj. war es genehm, diese 
Erwägungen gutzuheißen und die damit verbundenen Fragen einer besonderen 
Beratung der am meisten interessierten Behörden zu unterbreiten. Die von 
mir zu diesem Zweck einberufene Beratung hat am 8./21. Febr. d. J. statt- 
gefunden. Ich wage es, das Journal der erwähnten Beratungen dem aller- 
höchsten Ermessen zu unterbreiten und in Uebereinstimmung mit den Mit- 
gliedern der Beratung gleichzeitig Weisungen Ew. Kais. Maj. für das 
Aktionsprogramm zu erbitten, das im Schlußteil des Journals niedergelegt
	        
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