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Beiträge zur Genealogie und Geschichte des fürstlichen Hauses Schwarzburg
(v. Werneburg). Erfurt 1877.
K. v. Behr, Genealogie der in Europa regierenden Fürstenhäuser. II. Aufl. Leipz.
1870. 8. 151—159.
1. Bas Gesammthaus Schwarsburg bis zur Landestheilung im J. 1584.
Auch die Geschichte dieses gräflichen Geschlechtes verliert sich in Sagen.
Verschiedene Meinungen existiren über die Genealogie desselben. Der erste
nachweisbare Ahnherr des Hauses ist Sizzo, welcher urkundlich vom 4. Juli
1109 bis 27. Okt. 1159 vorkommt und den 19. Juni 1160 stirbt (v. Behr S. 151).
Sicher ist, dass die Schwarzburger zu den ältesten und angesehensten Dynasten
Thüringens gehören und mit den alten Grafen von Käfernburg, deren Stamm-
schloss bei Arnstadt liegt, eines Stammes sind. Dieser Sizzo, welcher auch
wegen seiner in Thüringen gelegenen Besitzungen bisweilen „comes de Thuringia“
heisst, ist der erste, den man als Graf von Schwarzburg urkundlich auf-
geführt findet. Er zeugte mit seiner Gemahlin Gisela, aus dem Hause der Gra-
fen von der Mark und Altena, zwei Söhne, Heinrich I. !) und Günther IV., von
welchen der erstere nach dem im J. 1160 erfolgten Tode seines Vaters das
Schloss Schwarzburg zu seinem Sitze wählte, während Günther IV. seine
Residenz auf der Käfernburg nahm. Heinrich I. starb kinderlos, daher fiel
Schwarzburg an seines Bruders ältesten Sohn, Heinrich II., welcher der eigent-
liche Stammvater des Hauses Schwarzburg wurde, während Günther V., der
zweite Sohn Günthers IV., das Haus Käfernburg fortpflanzte. .
Günther V. zu Käfernburg hatte zwei Söhne, Günther VI. und Albert I.
Beide regierten anfangs gemeinsam. In der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts
theilten sie sich jedoch so ab, dass der ältere das Haus Käfernburg allein, der
jüngere Albert I. die Herrschaft Rabinswalde bei Wiehe übernahm und Grün-
der der Speciallinie Rabinswalde wurde, welche jedoch schon mit seinem
Enkel Friedrich zu Wiehe 1306 (bis 1308) ausging. Die ganze käfernbur-
gische Linie erlosch mit Günther XIV. 1385, worauf der Haupttheil
ihrer Stammbesitzungen an die Landgrafen von Thüringen kam, und erst später
1467 wieder an das schwarzburgische Haus zurückfiel. Die Linie Schwarzburg
setzte somit allein das Geschlecht fort. Schon unter Heinrich I., welcher 1184
auf dem Reichstage zu Erfurt durch das Einstürzen des Sitzungssaales umkam,
besass die Linie die Schlösser und Aemter Schwarzburg, Blankenburg und Kö-
nigsee. Dazu kamen 1248 Sondershausen, 1306 die eine Hälfte von Arnstadt mit
Wachsenburg, 1332 die andere Hälfte von Arnstadt, Schwarzwald und Liebenstein,
1340 Rudolstadt und Frankenhausen. Wie gross der Umfang der schwarzburgi-
schen Besitzungen in der damaligen Zeit war, lässt sich nicht genau bestimmen ;
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1) Bei der Angabe der Zahlen der Regenten habe ich mich durchweg an Junghans gehalten,