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eröffnet wurde. Dieser sehr ausführliche Vertrag (abgedruckt bei Junghans
2.2.0. S. 125—143) enthält ein umfassendes Schutz- und Trutzbündniss der
drei gräflichen Häuser Hohenstein, Schwarzburg und Stolberg, be-
stimnit ein Austrägalverfahren bei etwa eintretenden Streitigkeiten und enthält
einen einseitigen Erbvertrag, indem den gräflichen Häusern Schwarzburg und
Stolberg ein Successionsrecht auf die Grafschaft Hohenstein beim Abgange die-
ses Grafengeschlechtes eingeräumt wurde. Die entscheidende Stelle lautet:
„Uf daß nun alle vorgeschrebene Vereinigung und Articuli, die dann in
den Besten und Frommen, Friedens und Nutzens willens, Unser Land und Lü-
ten vorgenommen und gesetzet und auch desto vestern Grund und ewigen Be-
stand haben mögen zu allen Gezieten, so haben wir obgenannte Graf Heinrich,
Graf Ernst, Graf Eyliger, Grafen zu Hohenstein, Herrn zn Lohra und Lletten-
burg vor uns und alle Unsere Leibes-Lehens-Erben zu Hauffe gesetzet und ge-
samniclt, erblich und ewiglich und nimmer zu widersprechen mit wohlbedachten
Muthe und gutem Rathe, also vorberüret ist, zu dem Edeln unsern licben Ohe-
men, Grafen Bothen von Stollbergk, Herrn zu Wernigeroda und zu Grafen
Heinrichen von Schwarzburgk, Herrn zu Arnstete und Sundirshusen, Grafen
Heinrichen seinem Sohne und zu ören Leibes-Lehenserben, mit diesen nach-
geschrebin unsen Schlossen, Stedten, zugehörige Land und Lute, nemlich I.chra,
Clettenburg, Schelfeld, Beninkenstein, Elrich und Bleicherode und unse T,and-
gerichte mit alle dem vorgeschrebin Gütern, und Erbar Mannschaft, Nutzen,
Herrlichkeiten und Zugehörungen und dazu unter unse Schlosse und Vestin
nichts usgeschiden, und was wir des mit dem Lehnhofe mögen ufgerichten und
überkommen. In solcher Maße, wenn uns, daß wir ohne Leibeserben von To-
deswegen, Gott friste, abgingen, daß dann die genannten Schloß, Amtlüte, Erbar-
Mannschaft, Stedte Borger, Gebucr und alle öre Herrlichkeiten und Zugehörun-
gen uf die genannten unße Oheme und uf oire Leibeserben und halb uf unße
Oheme von Schwarzburgk und halb uf unße Ohemen von Stollbergk oder uf
seine Leibes-Lehens-Erben und halb uf unse Ohemen von Schwarzburgk und oire
Leibes-Lehnserben semtlich inne haben, besitzen und gebrauchen sollen und der
nichts theilen, verwechseln, vergeben, versetzen, noch verkauffen und auch alle
Erbare-Mannschaften, Gotteshuß und Pfaffheide, Stedte, Borgen und Gebüern
oder was Wesens die hätten, Geistliches oder Weltliches, by alle oire Freihei-
ten, llerrlichkeiten und Worten und by allem Herkommen bleiben lassen und
behalten, so sie denn bishero gewest sind und forder nicht bedrängen ohne
Argelist und Gewerde !).“
1) Im J. 1593 starb das Haus Hohenstein mit dem Grafen Erust aus. Die Grafen von Schwarz-
burg und Stolberg nahmen nun von den beiden hohensteinischen Herrschaften Lohra und Klettenberg
kraft der Erbverbrüderung Bositz. wurden aber von dem Herzog Julius von Braunschweig mit (Ge-
walt entsetzt, welcher behauptete, «diese Ilerrschaften seien Stift-halberstädtische Lehen. Von beiden
Seiten wurde ein Process bei dem Reichskamnmergoricht angestrengt, welcher nach 38 Jahren mit
einem Vergleiche von 1632 beendigt wurde, wonach den gräflichen Häusern Schwarzburg und Stol-
berg die Hälfte der Grafschaft Hohenstein und zwar das Amt Lohra und Dietenborn nebst der Stadt
Bleichenroda, unter braunschweigischer Iaandeshoheit und Iichensherrliehkeit, überlassen wurde , die
andere llälfte der Grafschaft Ilohenstein, naınentlich das Amt Klettonberg, der braunschweig-wolfen-
büttelschon Linie bis zu deren Aussterben verbleiben sollte (Heydenreich a. a. O. S. 292 ff.) Nuch
diesem Vergleich traten die Grafen von Schwarzburg und Stolberg in Besitz der halben Grafschaft