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Herrschaftlicher Vergleich Witthum und Appanagia betreffend
vom 22. Aug. 1710.
(Aus einem alten officiellen Abdrucke.)
Kund und zu wissen sey hiermit männiglich, als zwischen der Hochgebohr-
nen Gräffin und Frauen, Frauen Johannetten, verwittibten Gräffin zu Waldeck
und Pyrmont, gebohrner Gräffin zu Nassau-Saarbrücken und Saarwerden, Frauen
zu Laar, Wiesbaden und Itstein, Dero Gräfflichen Herren Söhnen und Töchtern,
so dann auch Hochgebohrnen Graffen und Herrn, Herrn Friederich Anthon
Ulrich, Graffen zu Waldeck, Pyrmont und Rappoltstein etc. Dermahligen Re-
gierenden Graffen zu Waldeck und Pyrmont etc. am andern Theile, über ver-
schiedene so wohl vor- als nach dem seeligen Hintritt des Weyland Hochgebohr-
nen Graffen und Herrn, Herrn Christian Ludwigen, Graffens zu Waldeck
und Pyrmont etc. allerseits respective Herrn Gemahls und Herrn Vatters entstan-
dene meistentheils, und zwar das von Hochgedachten Weyland Herrn Graffen
Christian Ludwigen eingeführte Statutum Primogeniturae betreffende Punc-
ten, bishero Streit und Irrunge für gewesen, und am löblichen Kayserlichen
Reichs-Hoff-Rath zum Rechts-Stand erwachsen, daß beyde Hochgräffliche Theile
die Güte vorgezogen, und zu Herstellunge vollkommenen guten Vernehmens, auch
unter so nahen Anverwandten nöthiger Harmonie, mit Darzwischenkunfft und
Consens deß Durchläuchtigen Fürsten und Herrn, Herm Georg Augusten,
Fürsten zu Nassau, Grafien zu Saarbrücken und Saarwerden, Herrn zu Laar,
Wiesbaden und Itstein, als nebst ob hochgedachten Frau Wittiben Hochgräff-
lichen Excellence Dero Gräfflichen Herren Söhnen und Töchtern verordneten
Herrn Curatoris und Tutoris sich verglichen wie folget, und zwar
I.
Erstlich bleibt das Statutum Primogeniturae zu sammt der den 30. Septembr.
1695. appendicirten Verordnung, wie solches alles im Jahr 1697. von Kayserl.
Majestät Leopoldi des Ersten Glorwürdigsten Andenckens bekräfftiget worden,
nach wie vor, ein immerwährendes Grund-Gesetz, des Hochgräfflichen Waldecki-
schen Hauses, und solte demselben durch gegenwärtigen Vergleich in keinerley
Wege praejudiciret, oder das geschwächet und im geringsten geändert seyn, son-
dern in allen seinen Clausulen in vollenkommenen Kräfften bestehen, und aller-
seits hohe Herren Interessenten hinkünfftig sich darnach zu achten reciproce
schuldig und gehalten seyn, allermassen dann in dessen Gleichförmigkeit dem
Secundo genito, welche Stelle gegenwärtig Herrn Graff Henrich Georgen Hoch-
gräfil. Gnaden vertretten, die in angeregter Verordnung zugelegte Jährliche vier
tausend Rthl. und benahmte utilia an sich ohnabgekürtzet verbleiben, so viel
aber den modum solvendi und die Zahlung betrifft, ist man vors
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Andere allerseits einig und verbindlich abgeredet worden, daß an baarem
Gelde die Helffte, nemlich zwey tausend Rthl. Herrn Graff Henrich Georgen,