Full text: Die Hausgesetze der regierenden Deutschen Fürstenhäuser. Dritter Band: Sachsen, Schwarzburg, Waldeck, Württemberg, Zollern. (3)

11 Einleitung. 545 
gingen sowohl die fränkischen, als die österreichischen Allodialgüter des älteren 
burggräflichen Hauses ohne weiteres nach Erbrecht auf Sophia und deren Des- 
cendenz aus der Ehe mit Friedrich von Zollern über. In den fränkischen 
Stamngütern des Raabsschen Hauses waren auch die Güter der ausgestorbenen 
Abenberger begriffen, welche wahrscheinlich ebenfalls durch eine Erbtochter, 
nach Erlöschen des Abenbergischen Mannsstammes, an die Raabsschen Burg- 
grafen gekommen waren. Daher führten, nach der Sitte der damaligen Zeit, die 
Zollernschen Burggrafen nicht selten auch den Titel „Grafen von Abenberg“, 
wodurch die irrthümliche Auffassung entstehen konnte, dass sie ihrer Abstam- 
mung nach nicht Zollern, sondern Grafen von Abenberg seien. 
Die österreichische Verlassenschaft des Hauses Raabs bestand aus der 
gleichnamigen Grafschaft und einzelnen zerstreuten Besitzungen. Erstere wurde 
bereits 1218 an den Herzog Ieopold VI. von Oesterreich verkauft; dagegen be- 
hielten die Zullern die übrigen Raabsschen Besitzungen in Oesterreich bei, gaben 
sie jedoch, wegen der weiten Entfernung, meist österreichischen Adelsfamilien 
zum Lehen. Davon sind jene Lehensgerechtsame, mitten im Herzen Oesterreichs, 
als wunderbare Ucberreste bis auf die neuere Zeit stehen geblieben. Die vor- 
nehmsten Geschlechter des österreichischen Adels, wie die Liechtensteins, Auers- 
pergs, Hardeggs, Stahrembergs u. s. w. mussten bei dem brandenburgischen Lehns- 
hofe in Oesterreich sich belehnen lassen. Erst im J. 1792, beim Anfalle der 
fränkischen Fürstenthümer, wurde der letzte Ueberrest des Erbes, welches die 
Burggräfin Sophia aus dem Hause Raabs dem Hohenzollernstamme zugebracht 
hatte, vom dem Könige Friedrich Wilhelm II., in Folge einer Bestimmung des 
Teschener Friedens von 1779, vertragsmässig aufgegeben (Riedela.a.O. Th. I 
S. 93). 
Friedrich, welcher als erster Burggraf von Nürnberg nunmehr Friedrich 
der Erste genannt wird, vereinigte nun in seiner Hand mit den schwäbischen 
Stammbesitzungen seiner Linie die Burggrafschaft Nürnberg, ausserdem brachte 
ihm seine fränkische Gemahlin noch eine Grafschaft in Oesterreich und zahl- 
reiche österreichische und fränkische Besitzungen zu, welche das Stammgut des 
Hauses Raabs gebildet hatten. Er war daher einer der am reichsten begüterten 
Herren im südlichen Deutschland. Wir finden ihn vielfach, in der Umgebung 
der Kaiser, an den Reichsverhandlungen theilnehmen. Als treuer Anhänger des 
hohenstaufischen Hauses erscheint er am Hofe Friedrich I., Heinrichs VI. und 
Philippe von Schwaben und begleitet diese Könige auf ihren Kriegszügen. So 
nahm er noch im J. 1200 an der Belagerung Braunschweigs Theil. Zuletzt 
wird er am 1. Okt. 1200 bei Ausfertigung einer Urkunde unter den Lebenden 
genannt. Bald darauf ist er gestorben und im Kloster Heilsbronn beerdigt 
worden, welches von nun an die regelmässige Familiengruft der fränkischen 
Zollern wurde. Seine Gemahlin Sophia überlebte ihn länger, trat schon 1204 
ihre Stammgüter an ihre Söhne ab, nachdem sie das Kloster Zwetl in Oester- 
reich reich bedacht hatte: „Sophia, nobilis comitissa de Ragze, filia comitis 
Chunradi, uxor purcravii de Nurnberg‘“ schenkt „longe post obitum mariti sui 
comitis Fridericii‘“ Güter an Kloster Zwetl (Mon. Zoll. I Nr. 72. Stälina.a.O. 
19) 35%
	        
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