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gingen sowohl die fränkischen, als die österreichischen Allodialgüter des älteren
burggräflichen Hauses ohne weiteres nach Erbrecht auf Sophia und deren Des-
cendenz aus der Ehe mit Friedrich von Zollern über. In den fränkischen
Stamngütern des Raabsschen Hauses waren auch die Güter der ausgestorbenen
Abenberger begriffen, welche wahrscheinlich ebenfalls durch eine Erbtochter,
nach Erlöschen des Abenbergischen Mannsstammes, an die Raabsschen Burg-
grafen gekommen waren. Daher führten, nach der Sitte der damaligen Zeit, die
Zollernschen Burggrafen nicht selten auch den Titel „Grafen von Abenberg“,
wodurch die irrthümliche Auffassung entstehen konnte, dass sie ihrer Abstam-
mung nach nicht Zollern, sondern Grafen von Abenberg seien.
Die österreichische Verlassenschaft des Hauses Raabs bestand aus der
gleichnamigen Grafschaft und einzelnen zerstreuten Besitzungen. Erstere wurde
bereits 1218 an den Herzog Ieopold VI. von Oesterreich verkauft; dagegen be-
hielten die Zullern die übrigen Raabsschen Besitzungen in Oesterreich bei, gaben
sie jedoch, wegen der weiten Entfernung, meist österreichischen Adelsfamilien
zum Lehen. Davon sind jene Lehensgerechtsame, mitten im Herzen Oesterreichs,
als wunderbare Ucberreste bis auf die neuere Zeit stehen geblieben. Die vor-
nehmsten Geschlechter des österreichischen Adels, wie die Liechtensteins, Auers-
pergs, Hardeggs, Stahrembergs u. s. w. mussten bei dem brandenburgischen Lehns-
hofe in Oesterreich sich belehnen lassen. Erst im J. 1792, beim Anfalle der
fränkischen Fürstenthümer, wurde der letzte Ueberrest des Erbes, welches die
Burggräfin Sophia aus dem Hause Raabs dem Hohenzollernstamme zugebracht
hatte, vom dem Könige Friedrich Wilhelm II., in Folge einer Bestimmung des
Teschener Friedens von 1779, vertragsmässig aufgegeben (Riedela.a.O. Th. I
S. 93).
Friedrich, welcher als erster Burggraf von Nürnberg nunmehr Friedrich
der Erste genannt wird, vereinigte nun in seiner Hand mit den schwäbischen
Stammbesitzungen seiner Linie die Burggrafschaft Nürnberg, ausserdem brachte
ihm seine fränkische Gemahlin noch eine Grafschaft in Oesterreich und zahl-
reiche österreichische und fränkische Besitzungen zu, welche das Stammgut des
Hauses Raabs gebildet hatten. Er war daher einer der am reichsten begüterten
Herren im südlichen Deutschland. Wir finden ihn vielfach, in der Umgebung
der Kaiser, an den Reichsverhandlungen theilnehmen. Als treuer Anhänger des
hohenstaufischen Hauses erscheint er am Hofe Friedrich I., Heinrichs VI. und
Philippe von Schwaben und begleitet diese Könige auf ihren Kriegszügen. So
nahm er noch im J. 1200 an der Belagerung Braunschweigs Theil. Zuletzt
wird er am 1. Okt. 1200 bei Ausfertigung einer Urkunde unter den Lebenden
genannt. Bald darauf ist er gestorben und im Kloster Heilsbronn beerdigt
worden, welches von nun an die regelmässige Familiengruft der fränkischen
Zollern wurde. Seine Gemahlin Sophia überlebte ihn länger, trat schon 1204
ihre Stammgüter an ihre Söhne ab, nachdem sie das Kloster Zwetl in Oester-
reich reich bedacht hatte: „Sophia, nobilis comitissa de Ragze, filia comitis
Chunradi, uxor purcravii de Nurnberg‘“ schenkt „longe post obitum mariti sui
comitis Fridericii‘“ Güter an Kloster Zwetl (Mon. Zoll. I Nr. 72. Stälina.a.O.
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