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Auch an den Kaiser Maximilian musste für seine Hülfleistung manches abge-
treten werden, so die schwäbischen Grafschaften Kirchberg, Weissenhorn, Burgau,
ferner am obern Inn drei Landgerichte: Rattenberg nebst Zillerthal und Kufstein,
dann Schloss und Gebiet Neuburg bei Passau, die Vogtei über die Hochstifter
Salzburg und Passau, ausserdem noch andere Rechte und Herrschaften.
So kaın allerdings wohl manches in fremde Hände, im Ganzen wurde aber
doch der grösste Theil der alten bayerischen Stammlande dem bayerisch - ludwig-
schen Zweige erhalten, welcher seit 1503 nur in der münchener Linie weiter blühte.
C. Bayern - München von 1392 — 1777.
Den Stifter dieser Linie, Herzog Johann, folgten im Jahre 1397 seine bei-
den Söhne Ernst und Wilhelm, welche die Regierung gemeinsam führten. Da Wil-
helm aber 1435 starb und seine Descendenz ihm bald nachfolgte, so besass Ernst
und nach ihm sein Sohn Albrecht III. oder der Fromme die münchener
Lande wieder allein. Da Albrecht fünf Söhne hatte und weder Gemeinschaft
aller, noch Subdivision zulässig erschien, so erliess er 1460, nach Angabe von
Adlzreiter, eine Verordnung über die Succession: „ut unicus esset suarum di-
tionum dominatus,‘ doch konnte er sich noch nicht zur Primogenitur entschliessen,
sondern verordnete gemeinsame Regierung der beiden ältesten Söhne); es
zeigte sich aber bald, dass diese Verfügung selbst wieder die Quelle zahlloser er-
bitterter Streitigkeiten unter Albrechts Söhnen wurde. Erst als nur noch zwei
Brüder von den fünf übrig waren, nämlich Albrecht IV., welcher schon länger,
wenn auch unter manchfachem Widerspruch seiner Brüder, die Landesregierung
allein geführt hatte, und der unvermählte Wolfgang, war es möglich, den wich-
tigsten Akt der Hausgesetzgebung zu vollziehen und die Primogenitur grund-
und hausgesetzlich einzuführen.
Am 24. Juni 1506 kamen in München die bayerischen Landstände zusammen
und zwar aus allen Landestheilen, welche den bayerischen Herzögen zugefallen
waren; die beiden allein noch übrigen Herzöge der münchener Linie, Albrecht IV.
und Wolfgang, liessen den Landständen eine Primogenitur-Sanktion vor-
tragen. Die über diesen wichtigen Punkt gepflogenen Verhandlungen sind nicht
mehr vorhanden; wir besitzen nur den Definitivvertrag vom 8. Juli 1506, welchen
wir nach dem besten Abdrucke mittheilen. Der Kernpunkt dieses Vertrages ist
die Festsetzung der Untheilbarkeit und der Primogenitur.
Herzog Wolfgang tritt an Herzog Albrecht, seine Söhne und Erben für ewige
1) Die charakteristische Stelle bei Adizreiter lautel: „Alberlus haud nescius, quanto
principalus boici detrimento provinciae in singulos heredes divisse gravia bella, clades, vastitalen
in Boicam invexissent, tot malis, quae domui illustrissimae ruinam minabantur, remedium allata-
rus, sSupremae voluntalis edicto sanxerat, unicus ut esset suarum ditionum dominalus.
Ne tamen isto rerum in melius formandarum initio ad extrema (quod durius fuisset futurum) sta-
tim deveniret, hoc addidit temperamenli, ut duo ex quinis qui aupererant filiis natu majores
communi imperio provincias moderarentur;; hie gradibus ibatur ad monarchiam, dominantium mul-
titudine ad duo capita et unam ulriusque potesistem redacta, ut a duobus firmior esset consulto-
ram placitorumque sapientia et ab indiviso dominatu potentia collectior eoque ipso validior.“*