Full text: Die Hausgesetze der regierenden Deutschen Fürstenhäuser. Erster Band: Anhalt, Baden, Bayern, Braunschweig. (1)

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So wurden dem hohenstaufischen Kaiser und seinem Hause die reichen welfischen 
Besitzungen in Oberschwaben und Tyrol nebst den erheiratheten calwischen Gütern 
auf die Zeit des Ablebens Welfs VI. zugesagt und einiges bereits zu Eigen ge- 
geben). Auch die italienischen Besitzungen kamen durch Welf VI. an die Ho- 
henstaufen ?). 
Diese Schenkung Welfs VI. an ein fremdes, nur cognatisch verwandtes 
Geschlecht zeigt deutlich, wie wenig in dem damaligen Fürstenrechte das agna- 
tische Prinzip, d. h. der Vorzug des Mannsstaınmes und der enge Yamilienzu- 
sammenhang zwischen allen, von linem Alınherrn agnatisch abstammenden Män- 
nern ausgebildet war. 
Die Welfen waren vor Aufkommen der Hohenstaufen die begütertsten Erb- 
herren im südlichen Deutschland, ihre Lehengüter und Grafschaften unfassten aus- 
gedehnte Länderstrecken in Oberschwaben, Öberbayeın und Tyrol. Aber durch 
Welfs VI. kinderloses Absterben 1191, durch den Mangel an welfischem Familien- 
sinn, den er bewies, ging der schwäbische Gütercomplex und damit die machtvolle 
Stellung in Süddeutschland diesem Hause für immer verloren. 
Welf VI. wird daher ınit Recht von dem Chronisten „Welforum ultimus“, 
von einem neuern Schriftsteller ?) „letzter welfischer Stammherr in Süddeutsch- 
land‘ genannt, 
Wir kehren nun zur welfischen Hauptlinie zurück. 
Hi. Von Heinrich dem Löwen bis zur Theilang in die alte lüneburgische und die alle braun- 
schweigische Linie 1267. 
Beim Tode Heinrichs des Stolzen war sein zehnjähriger Sohn, Heinrich 
der Löwe, der väterlichen Herzogthümer beraubt; dem Kinde war nichts geblie- 
ben, als das in den bayerischen Alpen, in Schwaben und zwischen der Weser und 
Elbe gelegene väterliche Erbgut®). Kaiser Konrad II. brachte es 1143 dahin, 
dass Gertrud, als Vormünderin und im Naınen ihres Sohnes, auf das Herzogthum 
Bayern Verzicht leistete, wofür der Kaiser Heinrich den Löwen mit dem Herzog- 
thum Sachsen belehnte. Gegen den Verzicht auf Bayern protestirte Welf VI. als 
nächster Agnat und geborner Schützer des Unmündigen. Auch Heinrich der Löwe 
1) Diesen für das welfische Haus so verhängnissvollen Hergang schildert der Anonymus von 
Weingarten folgendermassen: „Welfo senior post obilum filii (Welfs VII.) nullatenus heredem eu- 
sceplurum se de conjuge ralus, cum et illam minus diligeret et alienarum magis amplexibus dele- 
elarelur, sluduit per omnia solemniter vivere, venationibus insistere, voluptatibus deservire ..... 
Omne patrimonium suum Heinrico fratrueli euo, duci Saxoniae et Bavariae, conventione facta tra- 
dere spopondit, Sed orto inter eos dissensionis ecandalo ipsam transaclionem ad imperatorem Fri- 
dericum et ejus filios converlit. Imperstor ergo Fridericus, vir in omnibus gagax et providus, in 
auro et argento toto nisu satisfaciens avunculo, traditam sibi hereditatem lege gentium possedit et 
quaedam in signum possessionis relinuit, reliquis vero ipsum Welfonem inbeneficiavil, quaedam 
eliam de suis superaddidit.' 
2) Stälin 1. S. 270. 
3) F. W. Behrens, Herzog Welf VI., letzter welfscher Stemmherr in Süddeutschland, 
und seine Zeitgenossen. 1829. 
4) Havemanın I. $. 150. 
I. 24
	        
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