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Mit dem Finalvertrage von 1389 war der langwierige lüneburgische Succes-
sionsstreit zu Gunsten der Agnaten so beendigt, dass die erledigte Landesportion
der erloschenen lüneburgischen Linie dem alten braunschweigischen Hause
vollständig verblieb, zu dessen Geschichte wir nun übergehen.
IV. Das alte Haus Braunschweig eder die Linie Albrechts des Grossen.
Stifter dieser Linie war Albrecht I. der Grosse, welchem in der Theilung
von 1269 der braunschweig-wolfenbüttelsche Antheil zugefallen war; seine Resi-
denz war zu Braunschweig. Er hinterliess bei seinen im Jahr 1279 erfolgten
Tode sechs Söhne, von deuen die drei jüngern in den geistlichen Stand traten.
Die drei ältern Söhne Albrechts, Heinrich, Albrecht und Wilhelm, succedir-
ten in Land und Leute, herrschten eine Zeit lang gemeinsam, dann theilten sie
das väterliche Erbe folgendermassen ’):
Heinrich der Wunderliche erhielt Grubenhagen, Salzderhelden,
Eimbeck, halb Hameln, Catlenburg, die Schlösser und Städte Herzberg, Scharz-
feld, Bodenstein, Osterode, Duderstadt, das Bergwerk und den Forst zu Claus-
thbal. Heinrich wurde der Stifter der grubenhagenschen Linie,
welcher die Schlösser zu Grubenhagen, Salzderhelden, Osterode, Herzberg und
Catienburg zu Residenzen dienten.
Albrecht der Feiste bekam zu seinem Antheil das Land Oberwald mit
den Städten Göttingen und Münden, der Pfalz Grona und den Schlössern zu Nie-
deck, Friedland, Brackenberg, Sichelstein, ferner Uslar, Nordheim, das Land
zwischen Deister und Leine Albrecht wurde der Stifter der göttingi-
Buhlen, Ehre Frederichen, Berende und Heinriche, Herzogen zu Braunschweig und Lüneburg,
und an ihre Erben. Desselben gleich sullen Sie Ynss wieder Hulden lassen, ihre beyder Lande
Braunschweig und Lüneburg, 3lanschaft und Städte, also ob Sie abgingen alıne Lelns - Erben,
Mannes Geschlechte, von todeswegen, da GO vor sy, dass denne die beyde Lande Braun-
schweig und Lüneburg mit allen ihren Mannschaflten, Schlossen, Städten, und mit allen ihren
Zubehörungen, wieder an Ynss und vnsere Erben geruhelich gefallen sollen, und welcher Ynser
Parthy allsus von lodes wegen abeginge, alıne Lehns-Erben, and doch Jungfrauen ader Frauen
naliese, die zu dem Lande hörten, die eulde die andere Partliey, an die Lande gefielen, Ehrlichen
beraden; Vort mehr sullen die vorgenanten Friedrich, Berend und Henrich, Ynss und Ynsern
Erben hulden lassen, das Land zu Braunschweig und Lüneborg, in aller Weise ala vorgeschreben
ist, und die andern Huldungen, Brieffe, und Bunde, die \nss vorgegeben und geschehen seyn,
und sulche Briefle, die Vnserm Vater und Veltern, seeliger Gedächtnis, oder Wir Ihnen, oder
Sie Ynss herwieder von des Landes wegen, darauf gegeben haben, oder gegeben seyn, die das
Jand zu Lüneborg anrühren, in welcherley Weise, die sullen alle abe seyn gelhan und macht-
los bleiben.“
1) Wann diese Theilung erfolgte, steht nicht fest. Gewöhnlich wird sie in das Jahr 1286
gesetzt. Diese Theilung war keine Todiheilung, sondern die Gemeinschaft unter den Brüdern
wurde ausdrücklich beibehalten. Es ergiebt sich dies aus einem 1286 zwischen Heinrich und
Albrecht abgeschlossenen Vertrage, welcher bestimmt, dass auch die durch die Gemahlinnen zu-
gebrachten Güler gemeinschafllich besessen werden sollen, dass keiner von ihnen einseitig Be-
lehnungen oder Verpfändungen vornelimen oder Fehde beginnen darf, dass, wenn Einer von ihnen
aus irgend einem Grunde von der Heimath fern ist, der Andere „plenam facultatem disponendi,
erdinandi et faciendi“ haben soll. Die Urkunde bei Rehtmeier I. p. 623. Havemanın l.